terthum einen Teppich aufgehängt hatte, der die Helden des Alterthums alle in Französischem Costüm zeigte, übrigens aber das Alterthum selbst vor der empfänglichen Seele Friedrichs verbarg.
So einsam stand dieser Fürst! Vor seinem Vater schauderte er zurück; geliebt mit Kraft und Entsagung und Resignation hat er nie; Bewun- derung, mehr der Größe und des Umfanges, als des heroischen, menschlichen Gehaltes, war alles, was er in seinen historischen Studien ge- wann. Römische Imperatoren -- Augustus, Ha- drian, Marc-Aurel -- drückten sich seiner Vor- stellung am tiefsten ein; die Form ihrer Herr- schaft entsprach seinen Begriffen. -- So, von Gemüth und Neigung, war Der, dem die Regie- rung des Theils von Deutschland anvertrauet wurde, welchen schon ohnedies seine ganze Lage zu einer Entgegenstellung, wie des eigenen und des Oestreichischen, so freilich auch, nach der Statt findenden Verbindung, des eigenen und des Deut- schen Interesse führte, und der in derselben be- denklichen Lage der Dinge auch noch benach- barten, ähnlich-gesinnten Staaten zu einem Stüt- zungspunkte diente.
Man denke sich einen Charakter wie diesen, befangen von Römisch-Französischer Eleganz, Beredtsamkeit und Philosophie, gegenüber den
terthum einen Teppich aufgehaͤngt hatte, der die Helden des Alterthums alle in Franzoͤſiſchem Coſtuͤm zeigte, uͤbrigens aber das Alterthum ſelbſt vor der empfaͤnglichen Seele Friedrichs verbarg.
So einſam ſtand dieſer Fuͤrſt! Vor ſeinem Vater ſchauderte er zuruͤck; geliebt mit Kraft und Entſagung und Reſignation hat er nie; Bewun- derung, mehr der Groͤße und des Umfanges, als des heroiſchen, menſchlichen Gehaltes, war alles, was er in ſeinen hiſtoriſchen Studien ge- wann. Roͤmiſche Imperatoren — Auguſtus, Ha- drian, Marc-Aurel — druͤckten ſich ſeiner Vor- ſtellung am tiefſten ein; die Form ihrer Herr- ſchaft entſprach ſeinen Begriffen. — So, von Gemuͤth und Neigung, war Der, dem die Regie- rung des Theils von Deutſchland anvertrauet wurde, welchen ſchon ohnedies ſeine ganze Lage zu einer Entgegenſtellung, wie des eigenen und des Oeſtreichiſchen, ſo freilich auch, nach der Statt findenden Verbindung, des eigenen und des Deut- ſchen Intereſſe fuͤhrte, und der in derſelben be- denklichen Lage der Dinge auch noch benach- barten, aͤhnlich-geſinnten Staaten zu einem Stuͤt- zungspunkte diente.
Man denke ſich einen Charakter wie dieſen, befangen von Roͤmiſch-Franzoͤſiſcher Eleganz, Beredtſamkeit und Philoſophie, gegenuͤber den
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terthum einen Teppich aufgehaͤngt hatte, der
die Helden des Alterthums alle in Franzoͤſiſchem
Coſtuͤm zeigte, uͤbrigens aber das Alterthum ſelbſt
vor der empfaͤnglichen Seele Friedrichs verbarg.
So einſam ſtand dieſer Fuͤrſt! Vor ſeinem
Vater ſchauderte er zuruͤck; geliebt mit Kraft und
Entſagung und Reſignation hat er nie; Bewun-
derung, mehr der Groͤße und des Umfanges,
als des heroiſchen, menſchlichen Gehaltes, war
alles, was er in ſeinen hiſtoriſchen Studien ge-
wann. Roͤmiſche Imperatoren — Auguſtus, Ha-
drian, Marc-Aurel — druͤckten ſich ſeiner Vor-
ſtellung am tiefſten ein; die Form ihrer Herr-
ſchaft entſprach ſeinen Begriffen. — So, von
Gemuͤth und Neigung, war Der, dem die Regie-
rung des Theils von Deutſchland anvertrauet
wurde, welchen ſchon ohnedies ſeine ganze Lage zu
einer Entgegenſtellung, wie des eigenen und des
Oeſtreichiſchen, ſo freilich auch, nach der Statt
findenden Verbindung, des eigenen und des Deut-
ſchen Intereſſe fuͤhrte, und der in derſelben be-
denklichen Lage der Dinge auch noch benach-
barten, aͤhnlich-geſinnten Staaten zu einem Stuͤt-
zungspunkte diente.
Man denke ſich einen Charakter wie dieſen,
befangen von Roͤmiſch-Franzoͤſiſcher Eleganz,
Beredtſamkeit und Philoſophie, gegenuͤber den
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/172>, abgerufen am 27.11.2024.
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