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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809.

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den, oft auch entscheiden mußte, auf Friedrich
den Zweiten.

Man würde meine Darstellung der Institu-
tionen und der Gesetzgebungen im Mittelalter
sehr mißverstanden haben, wenn man noch wei-
ter bei sich selbst in Streit stände über die Frage:
wie denn alle jene alten Formen mit unsern ge-
genwärtigen Bedürfnissen zu vereinbaren wären,
oder was denn, nach der wirklichen Abschaffung
des Römischen Rechtes, unmittelbar an seine
Stelle treten, oder was denn, nach der Wieder-
einführung der strengen Standesunterschiede, den
ganz widerstrebenden Zeitgeist mit ihnen versöh-
nen solle. -- Wer nicht vor allen Dingen seinen
Sinn zu vermenschlichen strebt; wer nicht seinen
mechanischen Ansichten vom Menschen und von
der menschlichen Gesellschaft den Krieg erklärt;
wer nicht einsieht, daß die Formen an sich, das
Abschaffen und Wiedereinführen an sich, und die
bloßen klugen Anordnungen an sich nichts hel-
fen, ohne das, was ich zu erwecken strebte, nehm-
lich den Geist, die Idee der Gesellschaft: der
hat kein Urtheil über mein Unternehmen, der
hat etwas Anderes im Auge, etwas Geringeres,
Unedleres; er verweilt bei den Aeußerlichkeiten,
deren es in unsern Staaten schon zu viele giebt;
er hemmt und entkräftet den schon allzu unbe-

den, oft auch entſcheiden mußte, auf Friedrich
den Zweiten.

Man wuͤrde meine Darſtellung der Inſtitu-
tionen und der Geſetzgebungen im Mittelalter
ſehr mißverſtanden haben, wenn man noch wei-
ter bei ſich ſelbſt in Streit ſtaͤnde uͤber die Frage:
wie denn alle jene alten Formen mit unſern ge-
genwaͤrtigen Beduͤrfniſſen zu vereinbaren waͤren,
oder was denn, nach der wirklichen Abſchaffung
des Roͤmiſchen Rechtes, unmittelbar an ſeine
Stelle treten, oder was denn, nach der Wieder-
einfuͤhrung der ſtrengen Standesunterſchiede, den
ganz widerſtrebenden Zeitgeiſt mit ihnen verſoͤh-
nen ſolle. — Wer nicht vor allen Dingen ſeinen
Sinn zu vermenſchlichen ſtrebt; wer nicht ſeinen
mechaniſchen Anſichten vom Menſchen und von
der menſchlichen Geſellſchaft den Krieg erklaͤrt;
wer nicht einſieht, daß die Formen an ſich, das
Abſchaffen und Wiedereinfuͤhren an ſich, und die
bloßen klugen Anordnungen an ſich nichts hel-
fen, ohne das, was ich zu erwecken ſtrebte, nehm-
lich den Geiſt, die Idee der Geſellſchaft: der
hat kein Urtheil uͤber mein Unternehmen, der
hat etwas Anderes im Auge, etwas Geringeres,
Unedleres; er verweilt bei den Aeußerlichkeiten,
deren es in unſern Staaten ſchon zu viele giebt;
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[157/0165] den, oft auch entſcheiden mußte, auf Friedrich den Zweiten. Man wuͤrde meine Darſtellung der Inſtitu- tionen und der Geſetzgebungen im Mittelalter ſehr mißverſtanden haben, wenn man noch wei- ter bei ſich ſelbſt in Streit ſtaͤnde uͤber die Frage: wie denn alle jene alten Formen mit unſern ge- genwaͤrtigen Beduͤrfniſſen zu vereinbaren waͤren, oder was denn, nach der wirklichen Abſchaffung des Roͤmiſchen Rechtes, unmittelbar an ſeine Stelle treten, oder was denn, nach der Wieder- einfuͤhrung der ſtrengen Standesunterſchiede, den ganz widerſtrebenden Zeitgeiſt mit ihnen verſoͤh- nen ſolle. — Wer nicht vor allen Dingen ſeinen Sinn zu vermenſchlichen ſtrebt; wer nicht ſeinen mechaniſchen Anſichten vom Menſchen und von der menſchlichen Geſellſchaft den Krieg erklaͤrt; wer nicht einſieht, daß die Formen an ſich, das Abſchaffen und Wiedereinfuͤhren an ſich, und die bloßen klugen Anordnungen an ſich nichts hel- fen, ohne das, was ich zu erwecken ſtrebte, nehm- lich den Geiſt, die Idee der Geſellſchaft: der hat kein Urtheil uͤber mein Unternehmen, der hat etwas Anderes im Auge, etwas Geringeres, Unedleres; er verweilt bei den Aeußerlichkeiten, deren es in unſern Staaten ſchon zu viele giebt; er hemmt und entkraͤftet den ſchon allzu unbe-

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 2. Berlin, 1809, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst02_1809/165>, abgerufen am 27.11.2024.