Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

gen in uns den Gewinn, welchen wir von
Burke, Sully und Gagliani davon getra-
gen haben, zum Bewußtseyn. -- So viel von
Burke's Schriften; und nun noch ins Beson-
dere ein Wort von seinem Leben.

Als einen Abtrünnigen hat ihn die Zeit,
haben ihn seine Freunde, unter Fox'ens An-
führung, ausgeschrieen, weil er die Parthei der
Freiheit im ersten Momente des Ausbruches
der Französischen Revolution verließ, nachdem
er sein ganzes vorheriges Leben hindurch auf
ihrer Seite gestanden hatte. Eben in dieser sei-
ner Apostasie kam es zum Vorschein, wie hoch
er über den ganzen Troß seiner Freunde, vor-
nehmlich über Fox, Grey und Erskine, hervor-
ragte. Er gab seine zwanzigjährige Freundschaft
mit Fox an einem einzigen Tage auf, da es nun
entschieden war, daß Dieser es mit dem todten
Begriffe "Freiheit", und nicht mit der Idee
derselben, zu thun hatte. In Frankreich ras'te
dieser Begriff, und zerstörte alles Vorhandene,
Geordnete; alles, wofür Burke, neben seinem
Gottesdienste der Freiheit, in seinem großen
Herzen noch hinlänglichen Raum hatte. Er wollte
nicht für einen todten Begriff eine lebendige
Welt verschleudert sehen; er warf das ganze Ge-
wicht seines Herzens und seiner Beredtsamkeit

gen in uns den Gewinn, welchen wir von
Burke, Sully und Gagliani davon getra-
gen haben, zum Bewußtſeyn. — So viel von
Burke’s Schriften; und nun noch ins Beſon-
dere ein Wort von ſeinem Leben.

Als einen Abtruͤnnigen hat ihn die Zeit,
haben ihn ſeine Freunde, unter Fox’ens An-
fuͤhrung, ausgeſchrieen, weil er die Parthei der
Freiheit im erſten Momente des Ausbruches
der Franzoͤſiſchen Revolution verließ, nachdem
er ſein ganzes vorheriges Leben hindurch auf
ihrer Seite geſtanden hatte. Eben in dieſer ſei-
ner Apoſtaſie kam es zum Vorſchein, wie hoch
er uͤber den ganzen Troß ſeiner Freunde, vor-
nehmlich uͤber Fox, Grey und Erskine, hervor-
ragte. Er gab ſeine zwanzigjaͤhrige Freundſchaft
mit Fox an einem einzigen Tage auf, da es nun
entſchieden war, daß Dieſer es mit dem todten
Begriffe „Freiheit”, und nicht mit der Idee
derſelben, zu thun hatte. In Frankreich raſ’te
dieſer Begriff, und zerſtoͤrte alles Vorhandene,
Geordnete; alles, wofuͤr Burke, neben ſeinem
Gottesdienſte der Freiheit, in ſeinem großen
Herzen noch hinlaͤnglichen Raum hatte. Er wollte
nicht fuͤr einen todten Begriff eine lebendige
Welt verſchleudert ſehen; er warf das ganze Ge-
wicht ſeines Herzens und ſeiner Beredtſamkeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0065" n="31"/>
gen in uns den Gewinn, welchen wir von<lb/><hi rendition="#g">Burke, Sully</hi> und <hi rendition="#g">Gagliani</hi> davon getra-<lb/>
gen haben, zum Bewußt&#x017F;eyn. &#x2014; So viel von<lb/><hi rendition="#g">Burke&#x2019;s</hi> Schriften; und nun noch ins Be&#x017F;on-<lb/>
dere ein Wort von &#x017F;einem Leben.</p><lb/>
            <p>Als einen Abtru&#x0364;nnigen hat ihn die Zeit,<lb/>
haben ihn &#x017F;eine Freunde, unter <hi rendition="#g">Fox&#x2019;ens</hi> An-<lb/>
fu&#x0364;hrung, ausge&#x017F;chrieen, weil er die Parthei der<lb/>
Freiheit im er&#x017F;ten Momente des Ausbruches<lb/>
der Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Revolution verließ, nachdem<lb/>
er &#x017F;ein ganzes vorheriges Leben hindurch auf<lb/>
ihrer Seite ge&#x017F;tanden hatte. Eben in die&#x017F;er &#x017F;ei-<lb/>
ner Apo&#x017F;ta&#x017F;ie kam es zum Vor&#x017F;chein, wie hoch<lb/>
er u&#x0364;ber den ganzen Troß &#x017F;einer Freunde, vor-<lb/>
nehmlich u&#x0364;ber Fox, Grey und Erskine, hervor-<lb/>
ragte. Er gab &#x017F;eine zwanzigja&#x0364;hrige Freund&#x017F;chaft<lb/>
mit Fox an einem einzigen Tage auf, da es nun<lb/>
ent&#x017F;chieden war, daß Die&#x017F;er es mit dem todten<lb/><hi rendition="#g">Begriffe</hi> &#x201E;Freiheit&#x201D;, und nicht mit der <hi rendition="#g">Idee</hi><lb/>
der&#x017F;elben, zu thun hatte. In Frankreich ra&#x017F;&#x2019;te<lb/>
die&#x017F;er Begriff, und zer&#x017F;to&#x0364;rte alles Vorhandene,<lb/>
Geordnete; alles, wofu&#x0364;r <hi rendition="#g">Burke</hi>, neben &#x017F;einem<lb/>
Gottesdien&#x017F;te der Freiheit, in &#x017F;einem großen<lb/>
Herzen noch hinla&#x0364;nglichen Raum hatte. Er wollte<lb/>
nicht fu&#x0364;r einen todten Begriff eine lebendige<lb/>
Welt ver&#x017F;chleudert &#x017F;ehen; er warf das ganze Ge-<lb/>
wicht &#x017F;eines Herzens und &#x017F;einer Beredt&#x017F;amkeit<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0065] gen in uns den Gewinn, welchen wir von Burke, Sully und Gagliani davon getra- gen haben, zum Bewußtſeyn. — So viel von Burke’s Schriften; und nun noch ins Beſon- dere ein Wort von ſeinem Leben. Als einen Abtruͤnnigen hat ihn die Zeit, haben ihn ſeine Freunde, unter Fox’ens An- fuͤhrung, ausgeſchrieen, weil er die Parthei der Freiheit im erſten Momente des Ausbruches der Franzoͤſiſchen Revolution verließ, nachdem er ſein ganzes vorheriges Leben hindurch auf ihrer Seite geſtanden hatte. Eben in dieſer ſei- ner Apoſtaſie kam es zum Vorſchein, wie hoch er uͤber den ganzen Troß ſeiner Freunde, vor- nehmlich uͤber Fox, Grey und Erskine, hervor- ragte. Er gab ſeine zwanzigjaͤhrige Freundſchaft mit Fox an einem einzigen Tage auf, da es nun entſchieden war, daß Dieſer es mit dem todten Begriffe „Freiheit”, und nicht mit der Idee derſelben, zu thun hatte. In Frankreich raſ’te dieſer Begriff, und zerſtoͤrte alles Vorhandene, Geordnete; alles, wofuͤr Burke, neben ſeinem Gottesdienſte der Freiheit, in ſeinem großen Herzen noch hinlaͤnglichen Raum hatte. Er wollte nicht fuͤr einen todten Begriff eine lebendige Welt verſchleudert ſehen; er warf das ganze Ge- wicht ſeines Herzens und ſeiner Beredtſamkeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/65
Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/65>, abgerufen am 22.11.2024.