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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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gangenen Generation offenbart, mit der Freiheit
der gegenwärtigen, reinigt sich und wächst die
Idee des Gesetzes. Die Idee der Freiheit ist
die große, nie nachlassende Centrifugal-Kraft
der bürgerlichen Gesellschaft, wodurch die andre
ihr ewig entgegen strebende Centripetal-Kraft
derselben, nehmlich die Idee des Rechtes, erst
wirksam wird.

Jedermann fühlt, wie diese im Innern des
Menschen nie schweigende Begierde seine Eigen-
heit zu behaupten, sich, seine Ansicht, seine
Handlungsweise, seinen Gang, seine ganze Le-
bensform bei den Uebrigen geltend zu machen, --
in dem beständigen Agiren und Reagiren auf
das ähnliche Streben aller Uebrigen nun eine
lebendige Ordnung erzeugen hilft. Je verschie-
denartiger und mannichfaltiger aber die Naturen
sind, welche dieses Streben, ihre Eigenheit gel-
tend zu machen, äußern, um so weniger wird
ein Begriff des Gesetzes hinreichen, zwischen
ihnen Ordnung, oder, was dasselbe sagen will,
gleichmäßiges Wachsthum zu bewirken; je ver-
schiedenartiger die Gestalten der Freiheit sind,
um so vielseitiger wird der Streit mit der Ge-
genfreiheit seyn, um so lebendiger das Gesetz
und die Ordnung, die sich daraus entwickeln
wird. Der Staat verstatte dem Menschen, das

Müllers Elemente. I. [14]

gangenen Generation offenbart, mit der Freiheit
der gegenwaͤrtigen, reinigt ſich und waͤchſt die
Idee des Geſetzes. Die Idee der Freiheit iſt
die große, nie nachlaſſende Centrifugal-Kraft
der buͤrgerlichen Geſellſchaft, wodurch die andre
ihr ewig entgegen ſtrebende Centripetal-Kraft
derſelben, nehmlich die Idee des Rechtes, erſt
wirkſam wird.

Jedermann fuͤhlt, wie dieſe im Innern des
Menſchen nie ſchweigende Begierde ſeine Eigen-
heit zu behaupten, ſich, ſeine Anſicht, ſeine
Handlungsweiſe, ſeinen Gang, ſeine ganze Le-
bensform bei den Uebrigen geltend zu machen, —
in dem beſtaͤndigen Agiren und Reagiren auf
das aͤhnliche Streben aller Uebrigen nun eine
lebendige Ordnung erzeugen hilft. Je verſchie-
denartiger und mannichfaltiger aber die Naturen
ſind, welche dieſes Streben, ihre Eigenheit gel-
tend zu machen, aͤußern, um ſo weniger wird
ein Begriff des Geſetzes hinreichen, zwiſchen
ihnen Ordnung, oder, was daſſelbe ſagen will,
gleichmaͤßiges Wachsthum zu bewirken; je ver-
ſchiedenartiger die Geſtalten der Freiheit ſind,
um ſo vielſeitiger wird der Streit mit der Ge-
genfreiheit ſeyn, um ſo lebendiger das Geſetz
und die Ordnung, die ſich daraus entwickeln
wird. Der Staat verſtatte dem Menſchen, das

Müllers Elemente. I. [14]
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[209/0243] gangenen Generation offenbart, mit der Freiheit der gegenwaͤrtigen, reinigt ſich und waͤchſt die Idee des Geſetzes. Die Idee der Freiheit iſt die große, nie nachlaſſende Centrifugal-Kraft der buͤrgerlichen Geſellſchaft, wodurch die andre ihr ewig entgegen ſtrebende Centripetal-Kraft derſelben, nehmlich die Idee des Rechtes, erſt wirkſam wird. Jedermann fuͤhlt, wie dieſe im Innern des Menſchen nie ſchweigende Begierde ſeine Eigen- heit zu behaupten, ſich, ſeine Anſicht, ſeine Handlungsweiſe, ſeinen Gang, ſeine ganze Le- bensform bei den Uebrigen geltend zu machen, — in dem beſtaͤndigen Agiren und Reagiren auf das aͤhnliche Streben aller Uebrigen nun eine lebendige Ordnung erzeugen hilft. Je verſchie- denartiger und mannichfaltiger aber die Naturen ſind, welche dieſes Streben, ihre Eigenheit gel- tend zu machen, aͤußern, um ſo weniger wird ein Begriff des Geſetzes hinreichen, zwiſchen ihnen Ordnung, oder, was daſſelbe ſagen will, gleichmaͤßiges Wachsthum zu bewirken; je ver- ſchiedenartiger die Geſtalten der Freiheit ſind, um ſo vielſeitiger wird der Streit mit der Ge- genfreiheit ſeyn, um ſo lebendiger das Geſetz und die Ordnung, die ſich daraus entwickeln wird. Der Staat verſtatte dem Menſchen, das Müllers Elemente. I. [14]

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/243>, abgerufen am 22.11.2024.