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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Weltgeschichte Epoche machen, wo die Wieder-
einführung des Geburtsadels in Frankreich zeigt,
daß die gewaltige Reaction der Jugend gegen
das Alter, welche die Geschichte der letzten zwan-
zig Jahre erfüllt, bald ihre Endschaft erreicht
haben wird, und daß alle jene Institute, welche
die Weisheit der Väter zur Unterstützung des
Alters anordnete, wieder aufleben, in dem Ver-
hältnisse, als die vor Kurzem rebellisch gewor-
dene Jugend sich selbst dem Alter nähert und
dessen Bedürfnisse zu fühlen anfängt. Sonder-
barer Weise hatte die Natur in derselben Zeit,
die sich jetzt ihrer Endschaft nähert, fast lauter
Jünglinge auf die bedeutendsten Throne von
Europa gestellt, damit die große Lehre der Zeit
von den Regierungen nicht bloß begriffen, son-
dern wirklich erlebt würde, und damit der ein-
seitige Triumph beider Principien von denselben
Gemüthern in seinem Umfange aufgefaßt und
zu künftigem gehörigen Gleichgewichte der An-
ciennetät und des Talents, der Freiheit und der
Subordination, oder der Jugend und des Alters,
ausschlagen könnte. England mit seinem bejahr-
ten Monarchen scheint dieser Lehre auch weniger
zu bedürfen, da in seiner unvergleichlichen Ver-
fassung Jugend und Alter auf das richtigste ba-
lancirt sind, und beide in der Regierung, im

der Weltgeſchichte Epoche machen, wo die Wieder-
einfuͤhrung des Geburtsadels in Frankreich zeigt,
daß die gewaltige Reaction der Jugend gegen
das Alter, welche die Geſchichte der letzten zwan-
zig Jahre erfuͤllt, bald ihre Endſchaft erreicht
haben wird, und daß alle jene Inſtitute, welche
die Weisheit der Vaͤter zur Unterſtuͤtzung des
Alters anordnete, wieder aufleben, in dem Ver-
haͤltniſſe, als die vor Kurzem rebelliſch gewor-
dene Jugend ſich ſelbſt dem Alter naͤhert und
deſſen Beduͤrfniſſe zu fuͤhlen anfaͤngt. Sonder-
barer Weiſe hatte die Natur in derſelben Zeit,
die ſich jetzt ihrer Endſchaft naͤhert, faſt lauter
Juͤnglinge auf die bedeutendſten Throne von
Europa geſtellt, damit die große Lehre der Zeit
von den Regierungen nicht bloß begriffen, ſon-
dern wirklich erlebt wuͤrde, und damit der ein-
ſeitige Triumph beider Principien von denſelben
Gemuͤthern in ſeinem Umfange aufgefaßt und
zu kuͤnftigem gehoͤrigen Gleichgewichte der An-
ciennetaͤt und des Talents, der Freiheit und der
Subordination, oder der Jugend und des Alters,
ausſchlagen koͤnnte. England mit ſeinem bejahr-
ten Monarchen ſcheint dieſer Lehre auch weniger
zu beduͤrfen, da in ſeiner unvergleichlichen Ver-
faſſung Jugend und Alter auf das richtigſte ba-
lancirt ſind, und beide in der Regierung, im

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[133/0167] der Weltgeſchichte Epoche machen, wo die Wieder- einfuͤhrung des Geburtsadels in Frankreich zeigt, daß die gewaltige Reaction der Jugend gegen das Alter, welche die Geſchichte der letzten zwan- zig Jahre erfuͤllt, bald ihre Endſchaft erreicht haben wird, und daß alle jene Inſtitute, welche die Weisheit der Vaͤter zur Unterſtuͤtzung des Alters anordnete, wieder aufleben, in dem Ver- haͤltniſſe, als die vor Kurzem rebelliſch gewor- dene Jugend ſich ſelbſt dem Alter naͤhert und deſſen Beduͤrfniſſe zu fuͤhlen anfaͤngt. Sonder- barer Weiſe hatte die Natur in derſelben Zeit, die ſich jetzt ihrer Endſchaft naͤhert, faſt lauter Juͤnglinge auf die bedeutendſten Throne von Europa geſtellt, damit die große Lehre der Zeit von den Regierungen nicht bloß begriffen, ſon- dern wirklich erlebt wuͤrde, und damit der ein- ſeitige Triumph beider Principien von denſelben Gemuͤthern in ſeinem Umfange aufgefaßt und zu kuͤnftigem gehoͤrigen Gleichgewichte der An- ciennetaͤt und des Talents, der Freiheit und der Subordination, oder der Jugend und des Alters, ausſchlagen koͤnnte. England mit ſeinem bejahr- ten Monarchen ſcheint dieſer Lehre auch weniger zu beduͤrfen, da in ſeiner unvergleichlichen Ver- faſſung Jugend und Alter auf das richtigſte ba- lancirt ſind, und beide in der Regierung, im

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Zitationshilfe: Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/167>, abgerufen am 01.05.2024.