Sage ich hiermit, es sey die Politik der Re- gierungen gewesen, ohne Ende wirklichen Krieg zu führen? Nein, wahrlich nicht! Aber die ganze Nation für den Krieg, wie für den Frieden, d. h., meinen Voraussetzungen nach, für die Be- wegung und für die Ruhe, für den Ruhm des Ganzen und für das Glück jedes Einzelnen zu- gleich zu erziehen; den Frieden durch und durch mit Krieg und Bewegung zu befruchten, damit der wirkliche Krieg, wenn er nun ausbreche, mit einem ewigen Friedensgedanken befruchtet seyn könne; damit in Krieg und Frieden die Idee des Rechtes, als worauf allein es dem Staate ankommen dürfe, in immer gleicher Entwicke- lung begriffen sey. Auswärtiges Departement und Departement des Innern müssen, der Ord- nung halber, getrennt werden; aber in der Seele des Suveräns, aller Beamten und aller Bür- ger muß jedes Geschäft zugleich auf das innere Glück und auf den National-Ruhm des Gan- zen gerichtet seyn.
Eine große, schöne Monarchie, voll der herrlichsten, auch jetzt noch keinesweges zerstör- ten Anlagen, wird sich erheben, vielleicht eben so rasch, wie sie gesunken ist, wenn sie bei ihrer Reorganisation auf das Wiedererobern des alten Selbstgefühls, das sie einst in großen, hartnäcki-
Sage ich hiermit, es ſey die Politik der Re- gierungen geweſen, ohne Ende wirklichen Krieg zu fuͤhren? Nein, wahrlich nicht! Aber die ganze Nation fuͤr den Krieg, wie fuͤr den Frieden, d. h., meinen Vorausſetzungen nach, fuͤr die Be- wegung und fuͤr die Ruhe, fuͤr den Ruhm des Ganzen und fuͤr das Gluͤck jedes Einzelnen zu- gleich zu erziehen; den Frieden durch und durch mit Krieg und Bewegung zu befruchten, damit der wirkliche Krieg, wenn er nun ausbreche, mit einem ewigen Friedensgedanken befruchtet ſeyn koͤnne; damit in Krieg und Frieden die Idee des Rechtes, als worauf allein es dem Staate ankommen duͤrfe, in immer gleicher Entwicke- lung begriffen ſey. Auswaͤrtiges Departement und Departement des Innern muͤſſen, der Ord- nung halber, getrennt werden; aber in der Seele des Suveraͤns, aller Beamten und aller Buͤr- ger muß jedes Geſchaͤft zugleich auf das innere Gluͤck und auf den National-Ruhm des Gan- zen gerichtet ſeyn.
Eine große, ſchoͤne Monarchie, voll der herrlichſten, auch jetzt noch keinesweges zerſtoͤr- ten Anlagen, wird ſich erheben, vielleicht eben ſo raſch, wie ſie geſunken iſt, wenn ſie bei ihrer Reorganiſation auf das Wiedererobern des alten Selbſtgefuͤhls, das ſie einſt in großen, hartnaͤcki-
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Sage ich hiermit, es ſey die Politik der Re-
gierungen geweſen, ohne Ende wirklichen Krieg
zu fuͤhren? Nein, wahrlich nicht! Aber die ganze
Nation fuͤr den Krieg, wie fuͤr den Frieden, d.
h., meinen Vorausſetzungen nach, fuͤr die Be-
wegung und fuͤr die Ruhe, fuͤr den Ruhm des
Ganzen und fuͤr das Gluͤck jedes Einzelnen zu-
gleich zu erziehen; den Frieden durch und durch
mit Krieg und Bewegung zu befruchten, damit
der wirkliche Krieg, wenn er nun ausbreche, mit
einem ewigen Friedensgedanken befruchtet ſeyn
koͤnne; damit in Krieg und Frieden die Idee
des Rechtes, als worauf allein es dem Staate
ankommen duͤrfe, in immer gleicher Entwicke-
lung begriffen ſey. Auswaͤrtiges Departement
und Departement des Innern muͤſſen, der Ord-
nung halber, getrennt werden; aber in der Seele
des Suveraͤns, aller Beamten und aller Buͤr-
ger muß jedes Geſchaͤft zugleich auf das innere
Gluͤck und auf den National-Ruhm des Gan-
zen gerichtet ſeyn.
Eine große, ſchoͤne Monarchie, voll der
herrlichſten, auch jetzt noch keinesweges zerſtoͤr-
ten Anlagen, wird ſich erheben, vielleicht eben
ſo raſch, wie ſie geſunken iſt, wenn ſie bei ihrer
Reorganiſation auf das Wiedererobern des alten
Selbſtgefuͤhls, das ſie einſt in großen, hartnaͤcki-
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/156>, abgerufen am 23.11.2024.
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