Wie der Krieg ein Lehrer politischer Ideen werde, wie er das National-Recht und die National-Oekonomie belebe.
Wenn wir den wahren Staatsmann fragen, der seine Bestimmung erkennt und die Beförde- rung jener Verbindung sowohl zwischen den Zeit- als den Raum-Genossen im Auge hat, dem die Gegenwart und der zeitige, rechtlichste und reichste Zustand seines Volkes nichts ist, ohne die Garantie desselben für die Zukunft; -- wenn wir ihn fragen, wo er die Gewährleistung hernehme, daß sein Wirken und Schaffen dauern werde; -- so wird er antworten: Die Vergan- genheit, die Erfahrung des Vergangenen allein, kann diese Gewährleistung geben. Je treuer und inniger ich mich an Das anschließe, dessen Dauer- haftigkeit erprüft ist, um so wahrscheinlicher kann ich hoffen, daß ich selbst dauern werde. -- Eine symmetrische Verfassung des Staates, eine
Vierte Vorleſung.
Wie der Krieg ein Lehrer politiſcher Ideen werde, wie er das National-Recht und die National-Oekonomie belebe.
Wenn wir den wahren Staatsmann fragen, der ſeine Beſtimmung erkennt und die Befoͤrde- rung jener Verbindung ſowohl zwiſchen den Zeit- als den Raum-Genoſſen im Auge hat, dem die Gegenwart und der zeitige, rechtlichſte und reichſte Zuſtand ſeines Volkes nichts iſt, ohne die Garantie deſſelben fuͤr die Zukunft; — wenn wir ihn fragen, wo er die Gewaͤhrleiſtung hernehme, daß ſein Wirken und Schaffen dauern werde; — ſo wird er antworten: Die Vergan- genheit, die Erfahrung des Vergangenen allein, kann dieſe Gewaͤhrleiſtung geben. Je treuer und inniger ich mich an Das anſchließe, deſſen Dauer- haftigkeit erpruͤft iſt, um ſo wahrſcheinlicher kann ich hoffen, daß ich ſelbſt dauern werde. — Eine ſymmetriſche Verfaſſung des Staates, eine
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Vierte Vorleſung.
Wie der Krieg ein Lehrer politiſcher Ideen werde, wie er
das National-Recht und die National-Oekonomie belebe.
Wenn wir den wahren Staatsmann fragen,
der ſeine Beſtimmung erkennt und die Befoͤrde-
rung jener Verbindung ſowohl zwiſchen den
Zeit- als den Raum-Genoſſen im Auge hat,
dem die Gegenwart und der zeitige, rechtlichſte
und reichſte Zuſtand ſeines Volkes nichts iſt,
ohne die Garantie deſſelben fuͤr die Zukunft; —
wenn wir ihn fragen, wo er die Gewaͤhrleiſtung
hernehme, daß ſein Wirken und Schaffen dauern
werde; — ſo wird er antworten: Die Vergan-
genheit, die Erfahrung des Vergangenen allein,
kann dieſe Gewaͤhrleiſtung geben. Je treuer und
inniger ich mich an Das anſchließe, deſſen Dauer-
haftigkeit erpruͤft iſt, um ſo wahrſcheinlicher
kann ich hoffen, daß ich ſelbſt dauern werde. —
Eine ſymmetriſche Verfaſſung des Staates, eine
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Müller, Adam Heinrich: Die Elemente der Staatskunst. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_staatskunst01_1809/128>, abgerufen am 22.11.2024.
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