Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.II. Bildende Kunst. Gegenstände. Bacchischen Begleiter eintreten, und scherzt mit dem Ge-gensatze des gewaltigen und ungefügen Heros, und seiner muthwilligen Gesellen. Einen solchen im behaglichem3 Zwischenzustande ausruhenden Herakles stellte auch das berühmte Meisterwerk dar, der Torso von Belvedere, dessen Stellung ganz mit der des unter Satyrn Ausru- henden übereinkommt. Herakles ruhte hier auf dem rech- ten Arme, worin er wahrscheinlich den Skyphos (§. 299, 2.) hielt, und hatte den linken über das Haupt geschla- gen; ein seeliges Behagen hat sich über die Muskeln des erhabnen Körpers ergossen, ohne das Gepräge der höch- sten Kraftfülle zu verwischen. Den Spielen Dionysi-4 scher Festlust folgend, behandelte auch die Kunst den Herakles gern komisch; seine Abentheuer mit Pygmäen und Kerkopen gaben dazu die beste Gelegenheit. Den Cul-5 tus des Herakles bezeichnen sein Opferthier, der Eber, der Herakleische Skyphos, in gewisser Beziehung kömmt ihm auch das Füllhorn zu. Gern wird er mit nie-6 dern Land- und Feldgöttern zusammengestellt (§. 402. 403, 1.), denen er auch in einer niedern Form seiner Bil- dung, wobei das Derbe und Rauhe seines Wesens her- austritt, nahesteht. Die allegorische Fabel von Hera- kles am Scheidewege liegt vielleicht einigen Vasengemähl- den zum Grunde. 1. S. Böttiger Hercules in bivio p. 37. Gemählde Arte- 2. So das Farnesische Relief (Zoega 70. Corsini Herculis 36*
II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde. Bacchiſchen Begleiter eintreten, und ſcherzt mit dem Ge-genſatze des gewaltigen und ungefuͤgen Heros, und ſeiner muthwilligen Geſellen. Einen ſolchen im behaglichem3 Zwiſchenzuſtande ausruhenden Herakles ſtellte auch das beruͤhmte Meiſterwerk dar, der Torſo von Belvedere, deſſen Stellung ganz mit der des unter Satyrn Ausru- henden uͤbereinkommt. Herakles ruhte hier auf dem rech- ten Arme, worin er wahrſcheinlich den Skyphos (§. 299, 2.) hielt, und hatte den linken uͤber das Haupt geſchla- gen; ein ſeeliges Behagen hat ſich uͤber die Muskeln des erhabnen Koͤrpers ergoſſen, ohne das Gepraͤge der hoͤch- ſten Kraftfuͤlle zu verwiſchen. Den Spielen Dionyſi-4 ſcher Feſtluſt folgend, behandelte auch die Kunſt den Herakles gern komiſch; ſeine Abentheuer mit Pygmaͤen und Kerkopen gaben dazu die beſte Gelegenheit. Den Cul-5 tus des Herakles bezeichnen ſein Opferthier, der Eber, der Herakleiſche Skyphos, in gewiſſer Beziehung koͤmmt ihm auch das Fuͤllhorn zu. Gern wird er mit nie-6 dern Land- und Feldgoͤttern zuſammengeſtellt (§. 402. 403, 1.), denen er auch in einer niedern Form ſeiner Bil- dung, wobei das Derbe und Rauhe ſeines Weſens her- austritt, naheſteht. Die allegoriſche Fabel von Hera- kles am Scheidewege liegt vielleicht einigen Vaſengemaͤhl- den zum Grunde. 1. S. Böttiger Hercules in bivio p. 37. Gemählde Arte- 2. So das Farneſiſche Relief (Zoëga 70. Corſini Herculis 36*
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II. Bildende Kunſt. Gegenſtaͤnde.
Bacchiſchen Begleiter eintreten, und ſcherzt mit dem Ge-
genſatze des gewaltigen und ungefuͤgen Heros, und ſeiner
muthwilligen Geſellen. Einen ſolchen im behaglichem
Zwiſchenzuſtande ausruhenden Herakles ſtellte auch das
beruͤhmte Meiſterwerk dar, der Torſo von Belvedere,
deſſen Stellung ganz mit der des unter Satyrn Ausru-
henden uͤbereinkommt. Herakles ruhte hier auf dem rech-
ten Arme, worin er wahrſcheinlich den Skyphos (§. 299,
2.) hielt, und hatte den linken uͤber das Haupt geſchla-
gen; ein ſeeliges Behagen hat ſich uͤber die Muskeln des
erhabnen Koͤrpers ergoſſen, ohne das Gepraͤge der hoͤch-
ſten Kraftfuͤlle zu verwiſchen. Den Spielen Dionyſi-
ſcher Feſtluſt folgend, behandelte auch die Kunſt den
Herakles gern komiſch; ſeine Abentheuer mit Pygmaͤen und
Kerkopen gaben dazu die beſte Gelegenheit. Den Cul-
tus des Herakles bezeichnen ſein Opferthier, der Eber,
der Herakleiſche Skyphos, in gewiſſer Beziehung koͤmmt
ihm auch das Fuͤllhorn zu. Gern wird er mit nie-
dern Land- und Feldgoͤttern zuſammengeſtellt (§. 402. 403,
1.), denen er auch in einer niedern Form ſeiner Bil-
dung, wobei das Derbe und Rauhe ſeines Weſens her-
austritt, naheſteht. Die allegoriſche Fabel von Hera-
kles am Scheidewege liegt vielleicht einigen Vaſengemaͤhl-
den zum Grunde.
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1. S. Böttiger Hercules in bivio p. 37. Gemählde Arte-
mons Pl. xxxv, 40. G. M. 462. Millingen Div. 36. Ger-
hards Ant. Bildw. 31. (Nike kutſchirt, Hermes leitet, Apollon
bewillkommnet, Pöas nimmt den Köcher hinweg, eine Nymphe löſcht
die Pyra, wie ſonſt dor Bach Dyras). Patere bei Moſes pl. 69.
H. jugendlich den Trank von Hebe empfangend, Relief bei Guatt.
M. I. 1787. p. 47.
2. So das Farneſiſche Relief (Zoëga 70. Corſini Herculis
quies et expiatio in Farnes. marmore expressa.), deſſen
Sinn offenbar der iſt: Im 58. Jahre der Hera-Prieſterin Admete
wird H. apotheoſirt; er empfängt durch die Prieſterin aus Hebes
Hand den Trank der Unſterblichkeit, und gelangt nun als ἀνα-
παυόμενος zunächſt in die Kreiſe der Bachiſchen Dämonen.
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