Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Historischer Theil.
4Die Verzierungen einzelner Glieder finden sich meist in
Persepolis wieder, und waren vielleicht in Asien frühzei-
tig weitverbreitet.

1. Die Säulen am Tempel von Ephesos waren acht Diameter
hoch, Vitruv iv, 1.

2. Die Voluten- und Polster-Verzierung, welche auf ähnliche
Weise am oberen Rande von Altären, Cippen, Monumenten vor-
kömmt, ist wohl aus angenagelten Widderhörnern hervorgegangen.
Vgl. Hesych. s. v. Krios -- meros ti tou Korinthiou kionos
(woran auch Voluten).

4. In Persepolis finden sich die Schlangeneier, Perlenstäbe,
auch Kälberzähne und Voluten wieder.

55. Die Anfänge dieser Architektur liegen wahrschein-
lich schon in frühen Zeiten, da sie schon an dem bald
nach Olymp. 33. gebauten Schatzhause des Sikyonischen
Tyrannen Myron zu Olympia, außerhalb Joniens, ge-
funden wird, und sich gleich beim Beginn der folgenden
Periode am Heiligthum der Artemis von Ephesos in vol-
ler Herrlichkeit entfaltet.

In dem Thesauros waren zwei Thalamos, der eine Dorisch,
der andere Jonisch gebaut, und mit Erz wenigstens bekleidet, Paus.
vi, 19, 1.

Als eins der merkwürdigern Gebäude der Zeit verdient noch
zuletzt Erwähnung Theodoros des Samiers kuppelförmige Skias
zu Sparta, Paus. iii, 12, 8. Etym. M. s. v. Skias.


3. Die übrige Tektonik.

156. Schon die von Homer geschilderte Zeit legt gro-
ßes Gewicht auf die zierliche und reiche Arbeit von Ge-
räthen: Sesseln, Bettstellen, Laden, Bechern, Kesseln,
2Waffenstücken. Was darunter die hölzernen Ge-
räthe
anlangt: so werden diese mit dem Beile aus dem
Groben gehauen (tektainein, pelekein), dann sorg-

Hiſtoriſcher Theil.
4Die Verzierungen einzelner Glieder finden ſich meiſt in
Perſepolis wieder, und waren vielleicht in Aſien fruͤhzei-
tig weitverbreitet.

1. Die Säulen am Tempel von Epheſos waren acht Diameter
hoch, Vitruv iv, 1.

2. Die Voluten- und Polſter-Verzierung, welche auf ähnliche
Weiſe am oberen Rande von Altären, Cippen, Monumenten vor-
kömmt, iſt wohl aus angenagelten Widderhörnern hervorgegangen.
Vgl. Heſych. s. v. Κριὸς — μέρος τι τοῦ Κορινϑίου κίονος
(woran auch Voluten).

4. In Perſepolis finden ſich die Schlangeneier, Perlenſtäbe,
auch Kälberzähne und Voluten wieder.

55. Die Anfaͤnge dieſer Architektur liegen wahrſchein-
lich ſchon in fruͤhen Zeiten, da ſie ſchon an dem bald
nach Olymp. 33. gebauten Schatzhauſe des Sikyoniſchen
Tyrannen Myron zu Olympia, außerhalb Joniens, ge-
funden wird, und ſich gleich beim Beginn der folgenden
Periode am Heiligthum der Artemis von Epheſos in vol-
ler Herrlichkeit entfaltet.

In dem Theſauros waren zwei Thalamos, der eine Doriſch,
der andere Joniſch gebaut, und mit Erz wenigſtens bekleidet, Pauſ.
vi, 19, 1.

Als eins der merkwürdigern Gebäude der Zeit verdient noch
zuletzt Erwähnung Theodoros des Samiers kuppelförmige Skias
zu Sparta, Pauſ. iii, 12, 8. Etym. M. s. v. Σκιάς.


3. Die uͤbrige Tektonik.

156. Schon die von Homer geſchilderte Zeit legt gro-
ßes Gewicht auf die zierliche und reiche Arbeit von Ge-
raͤthen: Seſſeln, Bettſtellen, Laden, Bechern, Keſſeln,
2Waffenſtuͤcken. Was darunter die hoͤlzernen Ge-
raͤthe
anlangt: ſo werden dieſe mit dem Beile aus dem
Groben gehauen (τεκταίνειν, πελεκεῖν), dann ſorg-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0056" n="34"/><fw place="top" type="header">Hi&#x017F;tori&#x017F;cher Theil.</fw><lb/><note place="left">4</note>Die Verzierungen einzelner Glieder finden &#x017F;ich mei&#x017F;t in<lb/>
Per&#x017F;epolis wieder, und waren vielleicht in A&#x017F;ien fru&#x0364;hzei-<lb/>
tig weitverbreitet.</p><lb/>
            <p>1. Die Säulen am Tempel von Ephe&#x017F;os waren acht Diameter<lb/>
hoch, Vitruv <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">iv,</hi></hi> 1.</p><lb/>
            <p>2. Die Voluten- und Pol&#x017F;ter-Verzierung, welche auf ähnliche<lb/>
Wei&#x017F;e am oberen Rande von Altären, Cippen, Monumenten vor-<lb/>
kömmt, i&#x017F;t wohl aus angenagelten Widderhörnern hervorgegangen.<lb/>
Vgl. He&#x017F;ych. <hi rendition="#aq">s. v.</hi> &#x039A;&#x03C1;&#x03B9;&#x1F78;&#x03C2; &#x2014; &#x03BC;&#x03AD;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C2; &#x03C4;&#x03B9; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FE6; &#x039A;&#x03BF;&#x03C1;&#x03B9;&#x03BD;&#x03D1;&#x03AF;&#x03BF;&#x03C5; &#x03BA;&#x03AF;&#x03BF;&#x03BD;&#x03BF;&#x03C2;<lb/>
(woran auch Voluten).</p><lb/>
            <p>4. In Per&#x017F;epolis finden &#x017F;ich die Schlangeneier, Perlen&#x017F;täbe,<lb/>
auch Kälberzähne und Voluten wieder.</p><lb/>
            <p>55. Die Anfa&#x0364;nge die&#x017F;er Architektur liegen wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich &#x017F;chon in fru&#x0364;hen Zeiten, da &#x017F;ie &#x017F;chon an dem bald<lb/>
nach Olymp. 33. gebauten Schatzhau&#x017F;e des Sikyoni&#x017F;chen<lb/>
Tyrannen Myron zu Olympia, außerhalb Joniens, ge-<lb/>
funden wird, und &#x017F;ich gleich beim Beginn der folgenden<lb/>
Periode am Heiligthum der Artemis von Ephe&#x017F;os in vol-<lb/>
ler Herrlichkeit entfaltet.</p><lb/>
            <p>In dem The&#x017F;auros waren zwei Thalamos, der eine Dori&#x017F;ch,<lb/>
der andere Joni&#x017F;ch gebaut, und mit Erz wenig&#x017F;tens bekleidet, Pau&#x017F;.<lb/><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">vi,</hi></hi> 19, 1.</p><lb/>
            <p>Als eins der merkwürdigern Gebäude der Zeit verdient noch<lb/>
zuletzt Erwähnung Theodoros des Samiers kuppelförmige Skias<lb/>
zu Sparta, Pau&#x017F;. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">iii,</hi></hi> 12, 8. Etym. M. <hi rendition="#aq">s. v.</hi> &#x03A3;&#x03BA;&#x03B9;&#x03AC;&#x03C2;.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>3. <hi rendition="#g">Die u&#x0364;brige Tektonik</hi>.</head><lb/>
            <p><note place="left">1</note>56. Schon die von Homer ge&#x017F;childerte Zeit legt gro-<lb/>
ßes Gewicht auf die zierliche und reiche Arbeit von Ge-<lb/>
ra&#x0364;then: Se&#x017F;&#x017F;eln, Bett&#x017F;tellen, Laden, Bechern, Ke&#x017F;&#x017F;eln,<lb/><note place="left">2</note>Waffen&#x017F;tu&#x0364;cken. Was darunter die <hi rendition="#g">ho&#x0364;lzernen Ge-<lb/>
ra&#x0364;the</hi> anlangt: &#x017F;o werden die&#x017F;e mit dem Beile aus dem<lb/>
Groben gehauen (&#x03C4;&#x03B5;&#x03BA;&#x03C4;&#x03B1;&#x03AF;&#x03BD;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BD;, &#x03C0;&#x03B5;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BA;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03BD;), dann &#x017F;org-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0056] Hiſtoriſcher Theil. Die Verzierungen einzelner Glieder finden ſich meiſt in Perſepolis wieder, und waren vielleicht in Aſien fruͤhzei- tig weitverbreitet. 4 1. Die Säulen am Tempel von Epheſos waren acht Diameter hoch, Vitruv iv, 1. 2. Die Voluten- und Polſter-Verzierung, welche auf ähnliche Weiſe am oberen Rande von Altären, Cippen, Monumenten vor- kömmt, iſt wohl aus angenagelten Widderhörnern hervorgegangen. Vgl. Heſych. s. v. Κριὸς — μέρος τι τοῦ Κορινϑίου κίονος (woran auch Voluten). 4. In Perſepolis finden ſich die Schlangeneier, Perlenſtäbe, auch Kälberzähne und Voluten wieder. 55. Die Anfaͤnge dieſer Architektur liegen wahrſchein- lich ſchon in fruͤhen Zeiten, da ſie ſchon an dem bald nach Olymp. 33. gebauten Schatzhauſe des Sikyoniſchen Tyrannen Myron zu Olympia, außerhalb Joniens, ge- funden wird, und ſich gleich beim Beginn der folgenden Periode am Heiligthum der Artemis von Epheſos in vol- ler Herrlichkeit entfaltet. In dem Theſauros waren zwei Thalamos, der eine Doriſch, der andere Joniſch gebaut, und mit Erz wenigſtens bekleidet, Pauſ. vi, 19, 1. Als eins der merkwürdigern Gebäude der Zeit verdient noch zuletzt Erwähnung Theodoros des Samiers kuppelförmige Skias zu Sparta, Pauſ. iii, 12, 8. Etym. M. s. v. Σκιάς. 3. Die uͤbrige Tektonik. 56. Schon die von Homer geſchilderte Zeit legt gro- ßes Gewicht auf die zierliche und reiche Arbeit von Ge- raͤthen: Seſſeln, Bettſtellen, Laden, Bechern, Keſſeln, Waffenſtuͤcken. Was darunter die hoͤlzernen Ge- raͤthe anlangt: ſo werden dieſe mit dem Beile aus dem Groben gehauen (τεκταίνειν, πελεκεῖν), dann ſorg- 1 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/56
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/56>, abgerufen am 22.11.2024.