p. 395. (Tirynthisch.) Ueber die sehr zahlreichen Epeirotischen Mauern (Ephyra) Pouqueville Voyage dans la Grece T. i. p. 464 sqq. u. sonst, Hughes Travels ii. p. 313.
46. Die ungeheuern, unregelmäßig und vieleckig ge-1 formten und durch kein äußeres Mittel verbundenen Blöcke dieser Mauern sind nach der ältesten und rohesten Weise ganz unbehauen (argoi), die Lücken mit kleinen Stei- nen ausgefüllt (Tiryns), nach der vervollkommnetern dagegen mit Geschick behauen und mit großer Genauig- keit in einander gefugt (Mykenä, Argos), woraus die al- lerunverwüstlichsten Mauern hervorgehn. Die Thore2 sind meist pyramidalisch; regelmäßige Thürme konnten nicht mit Leichtigkeit angebracht werden. Dieser Bau geht durch allerlei Mittelstufen in den Quaderbau über, der später der herrschende ist, obwohl nicht zu leugnen, daß polygone Blöcke zu allen Zeiten hin und wieder zu Unterbauen gebraucht worden sind.
1. Bei der ersten Art ist das Brechen und mokhleuein petrous (Eurip. Kykl. 241. vgl. Od. ix, 240.) die Hauptsache. Die Kuklopon bathra zu Mykenä aber sind phoiniki kanoni kai tukois ermosmena Eur. Ras. Herakles 948. (Nonnus xli, 269). Die Sage von Amphion bezieht sich wohl auf solche Mauern. Die Steine sind größer als amaxiaioi. Mauern von Tiryns 25 Fuß dick.
2. An den Thoren sind Pfosten und Oberschwelle meist einzelne Blöcke, die Steinthür war in der Mitte eingezapft. Von Thür- men kömmt ein eckiger als Schluß einer Mauer in Mykenä, ein runder an der Kadmea, halbrunder in Sipylos vor. In den Mauern von Mykenä, Larissa, besonders in Tiryns (auch in Italien) finden sich giebelförmige Gänge aus gegeneinandergestützten Blöcken gebildet. Spuren einer bogenartigen Construction der Mauern. -- Bei Nauplia gab es spelaia kai en autois oikodometoi laburinthoi, Kyklopeia genannt, Strab. viii, p. 369. 373. Wahrscheinlich Steinbrüche, als Grabstätten benutzt.
Cyriacus von Ancona (1435) Inscriptiones seu Epigr. Graeca et Lat. reperta per Illyricum etc. Romae 1747. (Mspt. auf der Barber. Bibliothek). Winckelmann Anmerk. über
Griechen. Erſte Periode.
p. 395. (Tirynthiſch.) Ueber die ſehr zahlreichen Epeirotiſchen Mauern (Ephyra) Pouqueville Voyage dans la Grèce T. i. p. 464 sqq. u. ſonſt, Hughes Travels ii. p. 313.
46. Die ungeheuern, unregelmaͤßig und vieleckig ge-1 formten und durch kein aͤußeres Mittel verbundenen Bloͤcke dieſer Mauern ſind nach der aͤlteſten und roheſten Weiſe ganz unbehauen (ἀργοί), die Luͤcken mit kleinen Stei- nen ausgefuͤllt (Tiryns), nach der vervollkommnetern dagegen mit Geſchick behauen und mit großer Genauig- keit in einander gefugt (Mykenaͤ, Argos), woraus die al- lerunverwuͤſtlichſten Mauern hervorgehn. Die Thore2 ſind meiſt pyramidaliſch; regelmaͤßige Thuͤrme konnten nicht mit Leichtigkeit angebracht werden. Dieſer Bau geht durch allerlei Mittelſtufen in den Quaderbau uͤber, der ſpaͤter der herrſchende iſt, obwohl nicht zu leugnen, daß polygone Bloͤcke zu allen Zeiten hin und wieder zu Unterbauen gebraucht worden ſind.
1. Bei der erſten Art iſt das Brechen und μοχλεύειν πέτρους (Eurip. Kykl. 241. vgl. Od. ix, 240.) die Hauptſache. Die Κυκλώπων βάϑρα zu Mykenä aber ſind φοίνικι κανόνι καὶ τύκοις ἡρμοσμένα Eur. Raſ. Herakles 948. (Nonnus xli, 269). Die Sage von Amphion bezieht ſich wohl auf ſolche Mauern. Die Steine ſind größer als ἁμαξιαῖοι. Mauern von Tiryns 25 Fuß dick.
2. An den Thoren ſind Pfoſten und Oberſchwelle meiſt einzelne Blöcke, die Steinthür war in der Mitte eingezapft. Von Thür- men kömmt ein eckiger als Schluß einer Mauer in Mykenä, ein runder an der Kadmea, halbrunder in Sipylos vor. In den Mauern von Mykenä, Lariſſa, beſonders in Tiryns (auch in Italien) finden ſich giebelförmige Gänge aus gegeneinandergeſtützten Blöcken gebildet. Spuren einer bogenartigen Conſtruction der Mauern. — Bei Nauplia gab es σπήλαια καὶ ἐν αὐτοῖς οἰκοδομητοὶ λαβύρινϑοι, Kyklopeia genannt, Strab. viii, p. 369. 373. Wahrſcheinlich Steinbrüche, als Grabſtätten benutzt.
Cyriacus von Ancona (1435) Inscriptiones seu Epigr. Graeca et Lat. reperta per Illyricum etc. Romae 1747. (Mſpt. auf der Barber. Bibliothek). Winckelmann Anmerk. über
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Griechen. Erſte Periode.
p. 395. (Tirynthiſch.) Ueber die ſehr zahlreichen Epeirotiſchen
Mauern (Ephyra) Pouqueville Voyage dans la Grèce T. i.
p. 464 sqq. u. ſonſt, Hughes Travels ii. p. 313.
46. Die ungeheuern, unregelmaͤßig und vieleckig ge-
formten und durch kein aͤußeres Mittel verbundenen Bloͤcke
dieſer Mauern ſind nach der aͤlteſten und roheſten Weiſe
ganz unbehauen (ἀργοί), die Luͤcken mit kleinen Stei-
nen ausgefuͤllt (Tiryns), nach der vervollkommnetern
dagegen mit Geſchick behauen und mit großer Genauig-
keit in einander gefugt (Mykenaͤ, Argos), woraus die al-
lerunverwuͤſtlichſten Mauern hervorgehn. Die Thore
ſind meiſt pyramidaliſch; regelmaͤßige Thuͤrme konnten
nicht mit Leichtigkeit angebracht werden. Dieſer Bau
geht durch allerlei Mittelſtufen in den Quaderbau uͤber,
der ſpaͤter der herrſchende iſt, obwohl nicht zu leugnen,
daß polygone Bloͤcke zu allen Zeiten hin und wieder zu
Unterbauen gebraucht worden ſind.
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1. Bei der erſten Art iſt das Brechen und μοχλεύειν πέτρους
(Eurip. Kykl. 241. vgl. Od. ix, 240.) die Hauptſache. Die
Κυκλώπων βάϑρα zu Mykenä aber ſind φοίνικι κανόνι καὶ
τύκοις ἡρμοσμένα Eur. Raſ. Herakles 948. (Nonnus xli,
269). Die Sage von Amphion bezieht ſich wohl auf ſolche Mauern.
Die Steine ſind größer als ἁμαξιαῖοι. Mauern von Tiryns 25
Fuß dick.
2. An den Thoren ſind Pfoſten und Oberſchwelle meiſt einzelne
Blöcke, die Steinthür war in der Mitte eingezapft. Von Thür-
men kömmt ein eckiger als Schluß einer Mauer in Mykenä, ein
runder an der Kadmea, halbrunder in Sipylos vor. In den
Mauern von Mykenä, Lariſſa, beſonders in Tiryns (auch in Italien)
finden ſich giebelförmige Gänge aus gegeneinandergeſtützten Blöcken
gebildet. Spuren einer bogenartigen Conſtruction der Mauern. —
Bei Nauplia gab es σπήλαια καὶ ἐν αὐτοῖς οἰκοδομητοὶ
λαβύρινϑοι, Kyklopeia genannt, Strab. viii, p. 369. 373.
Wahrſcheinlich Steinbrüche, als Grabſtätten benutzt.
Cyriacus von Ancona (1435) Inscriptiones seu Epigr.
Graeca et Lat. reperta per Illyricum etc. Romae 1747.
(Mſpt. auf der Barber. Bibliothek). Winckelmann Anmerk. über
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/49>, abgerufen am 23.11.2024.
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