ßer als 2. Sehr bemerkenswerth ist ferner, daß die ältern Statuen die Länge des Sternon [1] größer halten als die Distanz von Sternon bis zum Nabel [2] (der sog. Theseus vom Parth. hat 1 = 0, 3, 3. 2 = 0, 3, 1; der Borgh. Achill 1 = 0, 3, 5. 2 = 0, 3, 3.); die späteren dagegen das umgekehrte Berhältniß halten, was nach Arist. Physiogn. p. 58. ein Zeichen der agathoi phagein, (beim Farn. Herc. 1 = 0, 3, 6. 2 = 0, 3, 61/2; beim Pariser Faun 1 = 0, 3, 2. 2 = 0, 3, 4.; Coloss von M. Cav. 1 = 0, 3, 1. 2 = 0, 3, 10; Apollo Belv. 1 = 0, 3, 0. 2 = 0, 3, 9.; Apollino 1 = 0, 2, 8. 2 = 0, 3, 8). Man sieht die Figuren werden auch immer langleibiger. Die größere Breite der Brust, von Sternum bis zum äußern Theil der Schulter gemessen, charakterisirt Helden, wie den Farn. Her- cules (1, 1, 6.) u. den Coloss von M. Cav. (1, 1, 1.), gegen ungymnastische Figuren, wie den Faun in Paris (0, 3, 8.) und Frauen (Medic. Venus 1, 0, 0. Capitolinische 0, 3, 4.).
3. Winckelmanns Behauptung, daß der Fuß, bei schlankeren eben so wie bei gedrungenern Gestalten, immer im Ganzen 1/6 der Gesammthöhe bleibe (iv. S. 173 vgl. Vitruv iii, 1. iv, 1.), bestätigt sich in den meisten Fällen; wenigstens wird der Fuß ge- gen den Kopf größer, wenn die Figur schlanker. Der Fuß ist daher bei Achill Borgh. 1, 0, 9.; bei den Niobiden 1, 1, 2.; dem Coloss von M. Cav. 1, 1, 3.; Hercules 1, 1, 6. (vgl. oben §. 130, 3.), -- im Ganzen bleibt er zwischen 1/6 und . Die Proportionen bei Vitruviii, 1. scheinen mir nicht mehr ganz die Polykletischen. Nach Vitruv ist die Höhe des Gesichts bis zu den Haarwurzeln der Gesammthöhe (eben so viel die palma); die Höhe des ganzen Kopfs von dem Kinn oder Genick an 1/8 die Höhe vom obern Ende des Sternum bis zu den Haarwurzeln , bis zum Scheitel 1/6 (wie Hirt schreibt). Der Fuß ist 1/6 , die Brusthöhe 1/6 , der cubitus 1/4. Der Nabel kömmt in das Centrum eines Kreises, welcher die Spitzen der aus- gestreckten Füße und Hände umschreibt.
5. Colorit.
333. Auch durch das Colorit unterschieden die Alten1 sehr bestimmt athletische Gestalten, welche mit Erzbild- säulen in der Farbe große Aehnlichkeit hatten, und zartere weibliche, oder auch jugendliche Bildungen des männli-
II. Bildende Kunſt. Formen.
ßer als 2. Sehr bemerkenswerth iſt ferner, daß die ältern Statuen die Länge des Sternon [1] größer halten als die Diſtanz von Sternon bis zum Nabel [2] (der ſog. Theſeus vom Parth. hat 1 = 0, 3, 3. 2 = 0, 3, 1; der Borgh. Achill 1 = 0, 3, 5. 2 = 0, 3, 3.); die ſpäteren dagegen das umgekehrte Berhältniß halten, was nach Ariſt. Phyſiogn. p. 58. ein Zeichen der ἀγαϑοὶ φαγεῖν, (beim Farn. Herc. 1 = 0, 3, 6. 2 = 0, 3, 6½; beim Pariſer Faun 1 = 0, 3, 2. 2 = 0, 3, 4.; Coloſſ von M. Cav. 1 = 0, 3, 1. 2 = 0, 3, 10; Apollo Belv. 1 = 0, 3, 0. 2 = 0, 3, 9.; Apollino 1 = 0, 2, 8. 2 = 0, 3, 8). Man ſieht die Figuren werden auch immer langleibiger. Die größere Breite der Bruſt, von Sternum bis zum äußern Theil der Schulter gemeſſen, charakteriſirt Helden, wie den Farn. Her- cules (1, 1, 6.) u. den Coloſſ von M. Cav. (1, 1, 1.), gegen ungymnaſtiſche Figuren, wie den Faun in Paris (0, 3, 8.) und Frauen (Medic. Venus 1, 0, 0. Capitoliniſche 0, 3, 4.).
3. Winckelmanns Behauptung, daß der Fuß, bei ſchlankeren eben ſo wie bei gedrungenern Geſtalten, immer im Ganzen ⅙ der Geſammthöhe bleibe (iv. S. 173 vgl. Vitruv iii, 1. iv, 1.), beſtätigt ſich in den meiſten Fällen; wenigſtens wird der Fuß ge- gen den Kopf größer, wenn die Figur ſchlanker. Der Fuß iſt daher bei Achill Borgh. 1, 0, 9.; bei den Niobiden 1, 1, 2.; dem Coloſſ von M. Cav. 1, 1, 3.; Hercules 1, 1, 6. (vgl. oben §. 130, 3.), — im Ganzen bleibt er zwiſchen ⅙ und ⅐. Die Proportionen bei Vitruviii, 1. ſcheinen mir nicht mehr ganz die Polykletiſchen. Nach Vitruv iſt die Höhe des Geſichts bis zu den Haarwurzeln ⅒ der Geſammthöhe (eben ſo viel die palma); die Höhe des ganzen Kopfs von dem Kinn oder Genick an ⅛ die Höhe vom obern Ende des Sternum bis zu den Haarwurzeln ⅐, bis zum Scheitel ⅙ (wie Hirt ſchreibt). Der Fuß iſt ⅙, die Bruſthöhe ⅙, der cubitus ¼. Der Nabel kömmt in das Centrum eines Kreiſes, welcher die Spitzen der aus- geſtreckten Füße und Hände umſchreibt.
5. Colorit.
333. Auch durch das Colorit unterſchieden die Alten1 ſehr beſtimmt athletiſche Geſtalten, welche mit Erzbild- ſaͤulen in der Farbe große Aehnlichkeit hatten, und zartere weibliche, oder auch jugendliche Bildungen des maͤnnli-
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II. Bildende Kunſt. Formen.
ßer als 2. Sehr bemerkenswerth iſt ferner, daß die ältern
Statuen die Länge des Sternon [1] größer halten als die Diſtanz
von Sternon bis zum Nabel [2] (der ſog. Theſeus vom Parth.
hat 1 = 0, 3, 3. 2 = 0, 3, 1; der Borgh. Achill 1 =
0, 3, 5. 2 = 0, 3, 3.); die ſpäteren dagegen das
umgekehrte Berhältniß halten, was nach Ariſt. Phyſiogn. p. 58.
ein Zeichen der ἀγαϑοὶ φαγεῖν, (beim Farn. Herc. 1 = 0, 3,
6. 2 = 0, 3, 6½; beim Pariſer Faun 1 = 0, 3, 2.
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Apollino 1 = 0, 2, 8. 2 = 0, 3, 8). Man ſieht die
Figuren werden auch immer langleibiger. Die
größere Breite der Bruſt, von Sternum bis zum äußern Theil
der Schulter gemeſſen, charakteriſirt Helden, wie den Farn. Her-
cules (1, 1, 6.) u. den Coloſſ von M. Cav. (1, 1, 1.), gegen
ungymnaſtiſche Figuren, wie den Faun in Paris (0, 3, 8.) und
Frauen (Medic. Venus 1, 0, 0. Capitoliniſche 0, 3, 4.).
3. Winckelmanns Behauptung, daß der Fuß, bei ſchlankeren
eben ſo wie bei gedrungenern Geſtalten, immer im Ganzen ⅙
der Geſammthöhe bleibe (iv. S. 173 vgl. Vitruv iii, 1. iv, 1.),
beſtätigt ſich in den meiſten Fällen; wenigſtens wird der Fuß ge-
gen den Kopf größer, wenn die Figur ſchlanker. Der
Fuß iſt daher bei Achill Borgh. 1, 0, 9.; bei den Niobiden
1, 1, 2.; dem Coloſſ von M. Cav. 1, 1, 3.; Hercules
1, 1, 6. (vgl. oben §. 130, 3.), — im Ganzen bleibt er zwiſchen
⅙ und ⅐. Die Proportionen bei Vitruv iii, 1. ſcheinen
mir nicht mehr ganz die Polykletiſchen. Nach Vitruv iſt die Höhe
des Geſichts bis zu den Haarwurzeln ⅒ der Geſammthöhe (eben
ſo viel die palma); die Höhe des ganzen Kopfs von dem Kinn
oder Genick an ⅛ die Höhe vom obern Ende des Sternum bis
zu den Haarwurzeln ⅐, bis zum Scheitel ⅙ (wie Hirt ſchreibt).
Der Fuß iſt ⅙, die Bruſthöhe ⅙, der cubitus ¼. Der Nabel
kömmt in das Centrum eines Kreiſes, welcher die Spitzen der aus-
geſtreckten Füße und Hände umſchreibt.
5. Colorit.
333. Auch durch das Colorit unterſchieden die Alten
ſehr beſtimmt athletiſche Geſtalten, welche mit Erzbild-
ſaͤulen in der Farbe große Aehnlichkeit hatten, und zartere
weibliche, oder auch jugendliche Bildungen des maͤnnli-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/435>, abgerufen am 16.07.2024.
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