periphane bedeutet bei Ath. v, 199 e. deutlich runde Figuren (ähnlich xula periphane Klem. Protr. p. 29); dagegen bei demselben v, 205 c. Reliefs, offenbar Hautreliefs. Protupa (prostupa Ath. v, 199 e.) und ektupa stehen sich bei Plin. xxxv, 43. als Hautrelief u. Basrelief entgegen, doch ist ektupa bei Pl. xxxvii, 63. u. Seneca de benef. iii, 26. im Allgemeinen Relief. Sonst sind tupos, diatetupomena §. 237, 1., ektetupomena epi stele Paus. viii, 48, 3. u. epeirgasmena übliche Ausdrücke für Relief. Vorspringende Thier- köpfe sind prokrossoi, protomai.
1324. Wenn nun auch die alte Kunst nicht von der Auffassung des optischen Bildes, vielmehr durchaus von körperlicher Nachbildung ausging, und diese immer ihr Prinzip blieb (so daß das Relief statuarisch, und die Mahlerei zum großen Theile reliefartig behandelt wurde): so mangelte doch der Periode ihrer Vollendung die Beob- achtung der perspektivischen Gesetze keineswegs; ebenso- wenig in der Plastik bei Colossalstatuen (§. 115, 2), als 2in der Mahlerei, wo sich ein eigner Zweig perspektivi- scher Mahlerei, die Skenographie oder Skiagraphie (§. 107, 3. 136, 2. 163. 184, 2. 210.) ausbildete, bei welchem sogar, gegen den Geist des Alterthums im Ganzen, der Erreichung täuschender Effekte für fernste- hende und wenig kunstverständige Betrachter die sorgfäl- 3tigere und feinere Zeichnung aufgeopfert wurde. Im Allgemeinen aber galt den Alten höher, als die aus perspektivisch genauer Verkürzung und Verschränkung der Figuren hervorgehende Illusion, die völlige Darstellung der Formen in ihrer Schönheit und Bedeutsamkeit; wo- durch die Ausübung und Entwickelung jener optischen Kenntnisse und Kunstfertigkeiten zwar nach Kunstzweigen und Zeiten verschieden, in Staffeleibildern weniger als in Reliefs und Vasen-Monochromen, in einem spätern luxuriirendem Zeitalter weniger als in frühern Zeiten, aber im Ganzen doch in einem weit höhern Grade als in der neuern, den umgekehrten Weg nehmenden Kunst- 4entwickelung, bedingt und beschränkt wurde. Aus jenem Formensinne, welcher die Eurhythmie und abgewogne
Syſtematiſcher Theil.
περιφανῆ bedeutet bei Ath. v, 199 e. deutlich runde Figuren (ähnlich ξύλα περιφανῆ Klem. Protr. p. 29); dagegen bei demſelben v, 205 c. Reliefs, offenbar Hautreliefs. Πρότυπα (πρόςτυπα Ath. v, 199 e.) und ἔκτυπα ſtehen ſich bei Plin. xxxv, 43. als Hautrelief u. Basrelief entgegen, doch iſt ἔκτυπα bei Pl. xxxvii, 63. u. Seneca de benef. iii, 26. im Allgemeinen Relief. Sonſt ſind τύπος, διατετυπωμένα §. 237, 1., ἐκτετυπωμένα ἐπὶ στήλη Pauſ. viii, 48, 3. u. ἐπειργασμένα übliche Ausdrücke für Relief. Vorſpringende Thier- köpfe ſind πρόκροσσοι, προτομαί.
1324. Wenn nun auch die alte Kunſt nicht von der Auffaſſung des optiſchen Bildes, vielmehr durchaus von koͤrperlicher Nachbildung ausging, und dieſe immer ihr Prinzip blieb (ſo daß das Relief ſtatuariſch, und die Mahlerei zum großen Theile reliefartig behandelt wurde): ſo mangelte doch der Periode ihrer Vollendung die Beob- achtung der perſpektiviſchen Geſetze keineswegs; ebenſo- wenig in der Plaſtik bei Coloſſalſtatuen (§. 115, 2), als 2in der Mahlerei, wo ſich ein eigner Zweig perſpektivi- ſcher Mahlerei, die Skenographie oder Skiagraphie (§. 107, 3. 136, 2. 163. 184, 2. 210.) ausbildete, bei welchem ſogar, gegen den Geiſt des Alterthums im Ganzen, der Erreichung taͤuſchender Effekte fuͤr fernſte- hende und wenig kunſtverſtaͤndige Betrachter die ſorgfaͤl- 3tigere und feinere Zeichnung aufgeopfert wurde. Im Allgemeinen aber galt den Alten hoͤher, als die aus perſpektiviſch genauer Verkuͤrzung und Verſchraͤnkung der Figuren hervorgehende Illuſion, die voͤllige Darſtellung der Formen in ihrer Schoͤnheit und Bedeutſamkeit; wo- durch die Ausuͤbung und Entwickelung jener optiſchen Kenntniſſe und Kunſtfertigkeiten zwar nach Kunſtzweigen und Zeiten verſchieden, in Staffeleibildern weniger als in Reliefs und Vaſen-Monochromen, in einem ſpaͤtern luxuriirendem Zeitalter weniger als in fruͤhern Zeiten, aber im Ganzen doch in einem weit hoͤhern Grade als in der neuern, den umgekehrten Weg nehmenden Kunſt- 4entwickelung, bedingt und beſchraͤnkt wurde. Aus jenem Formenſinne, welcher die Eurhythmie und abgewogne
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Syſtematiſcher Theil.
περιφανῆ bedeutet bei Ath. v, 199 e. deutlich runde Figuren
(ähnlich ξύλα περιφανῆ Klem. Protr. p. 29); dagegen bei
demſelben v, 205 c. Reliefs, offenbar Hautreliefs. Πρότυπα
(πρόςτυπα Ath. v, 199 e.) und ἔκτυπα ſtehen ſich bei
Plin. xxxv, 43. als Hautrelief u. Basrelief entgegen, doch iſt
ἔκτυπα bei Pl. xxxvii, 63. u. Seneca de benef. iii, 26.
im Allgemeinen Relief. Sonſt ſind τύπος, διατετυπωμένα
§. 237, 1., ἐκτετυπωμένα ἐπὶ στήλη Pauſ. viii, 48, 3.
u. ἐπειργασμένα übliche Ausdrücke für Relief. Vorſpringende Thier-
köpfe ſind πρόκροσσοι, προτομαί.
324. Wenn nun auch die alte Kunſt nicht von der
Auffaſſung des optiſchen Bildes, vielmehr durchaus von
koͤrperlicher Nachbildung ausging, und dieſe immer ihr
Prinzip blieb (ſo daß das Relief ſtatuariſch, und die
Mahlerei zum großen Theile reliefartig behandelt wurde):
ſo mangelte doch der Periode ihrer Vollendung die Beob-
achtung der perſpektiviſchen Geſetze keineswegs; ebenſo-
wenig in der Plaſtik bei Coloſſalſtatuen (§. 115, 2), als
in der Mahlerei, wo ſich ein eigner Zweig perſpektivi-
ſcher Mahlerei, die Skenographie oder Skiagraphie (§. 107,
3. 136, 2. 163. 184, 2. 210.) ausbildete, bei
welchem ſogar, gegen den Geiſt des Alterthums im
Ganzen, der Erreichung taͤuſchender Effekte fuͤr fernſte-
hende und wenig kunſtverſtaͤndige Betrachter die ſorgfaͤl-
tigere und feinere Zeichnung aufgeopfert wurde. Im
Allgemeinen aber galt den Alten hoͤher, als die aus
perſpektiviſch genauer Verkuͤrzung und Verſchraͤnkung der
Figuren hervorgehende Illuſion, die voͤllige Darſtellung
der Formen in ihrer Schoͤnheit und Bedeutſamkeit; wo-
durch die Ausuͤbung und Entwickelung jener optiſchen
Kenntniſſe und Kunſtfertigkeiten zwar nach Kunſtzweigen
und Zeiten verſchieden, in Staffeleibildern weniger als
in Reliefs und Vaſen-Monochromen, in einem ſpaͤtern
luxuriirendem Zeitalter weniger als in fruͤhern Zeiten,
aber im Ganzen doch in einem weit hoͤhern Grade als
in der neuern, den umgekehrten Weg nehmenden Kunſt-
entwickelung, bedingt und beſchraͤnkt wurde. Aus jenem
Formenſinne, welcher die Eurhythmie und abgewogne
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/420>, abgerufen am 26.11.2024.
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