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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.
rake, arsenicalisches Erz. 4. Schwarz (nebst Blau), atramenta,
melan, aus verbrannten Pflanzen, z. B. das truginon aus
Weintrebern. Elephantinon aus verbranntem Elfenbein brauchte
Apelles.

3. Col. floridi (von den Bestellern der Gemählde ge-
liefert, u. von den Mahlern oft gestohlen, Pl. xxxv, 12.): Chry-
socolla,
Grün aus Kupferbergwerken; purpurissum, eine Kreide
mit dem Saft der Purpurschnekke gemischt; Indicum, Indigo, seit
der Kaiserzeit in Rom bekannt (Beckmann Beiträge zur Gesch. der
Erfind. iv. St. 4). Das caeruleum, die blaue Schmalte, aus
Sand, Salpeter u. Kupfer, wurde in Alexandreia erfunden. Cin-
nabari
bedeutet wirklichen, theils natürlichen theils künstlichen,
Zinnober (Böckh a. O. S. 97), aber auch eine Indische Waare,
angeblich aus Drachenblut. Den künstlichen bereitete zuerst der
Athener Kallias um Ol. 93, 4.

Ueber die Farbenmateriale: Hirts (§. 74) Mem. iv. 1801.
p.
171. Göthe's Farbenlehre, ii. S. 54. über die alten Farben-
Benennungen; S. 69 ff. hypothetische Geschichte des Colorits von
H. M. Davy (chemische Untersuchungen) Transactions of
the R. Society,
1815. Auszug in Gilberts Annalen der Phy-
sik, 1816 St. i, 1. Stieglitz Archäol. Unterhaltungen St. 1. --

4. Ueber die Tafelgemählde, auch auf ganzen Reihen von Ta-
feln, Böttiger S. 280; vgl. aber auch §. 209, 2. Die Staffelei
okribas, killibas. Pictura in tabula -- in textili. Cic.
Verr. iv, 1. vgl. §. 209, 9. -- Die Alten kannten die Vortheile
des al fresco wohl, Bitruv vii, 3. Pl. xxxv, 31. In Hercu-
lanum ist gewöhnlich die Grundfarbe al fresco, die übrigen a
tempera.

5. Sehr wahrscheinlich wird in Göthe's Farbenl. ii. S. 87. ver-
muthet, daß diese Lasurfarbe des Apelles aus Asphalt bereitet wor-
den sei. Den tonos kann ich indeß nach Pl. xxxv, 11. Aus-
drücken -- inter lumen et umbram -- nur auf die Lichtwirkung,
nicht auf den durchherrschenden Farbenton beziehn. Im Mahlen
des Lichts find den Alten weder kräftige Feuerscenen (wie der
Brand des Skamandros, Philostr. i, 1.), noch mildere Effekte
abzustreiten (wie z. B. das Pompejanische Bild, bei R. Rochette Mon.
In. i,
9. ein angenehmes Dämmerlicht im Hintergrunde zeigt).
Doch ist dergleichen auf alten Bildern selten.

Am genauesten analysirt ist die sog. Aldobrandinische Hochzeit
(vgl. Echions nova nupta verecundia notabilis Pl. xxxv,

Syſtematiſcher Theil.
ράκη, arſenicaliſches Erz. 4. Schwarz (nebſt Blau), atramenta,
μέλαν, aus verbrannten Pflanzen, z. B. das τρύγινον aus
Weintrebern. Elephantinon aus verbranntem Elfenbein brauchte
Apelles.

3. Col. floridi (von den Beſtellern der Gemählde ge-
liefert, u. von den Mahlern oft geſtohlen, Pl. xxxv, 12.): Chry-
socolla,
Grün aus Kupferbergwerken; purpurissum, eine Kreide
mit dem Saft der Purpurſchnekke gemiſcht; Indicum, Indigo, ſeit
der Kaiſerzeit in Rom bekannt (Beckmann Beiträge zur Geſch. der
Erfind. iv. St. 4). Das caeruleum, die blaue Schmalte, aus
Sand, Salpeter u. Kupfer, wurde in Alexandreia erfunden. Cin-
nabari
bedeutet wirklichen, theils natürlichen theils künſtlichen,
Zinnober (Böckh a. O. S. 97), aber auch eine Indiſche Waare,
angeblich aus Drachenblut. Den künſtlichen bereitete zuerſt der
Athener Kallias um Ol. 93, 4.

Ueber die Farbenmateriale: Hirts (§. 74) Mém. iv. 1801.
p.
171. Göthe’s Farbenlehre, ii. S. 54. über die alten Farben-
Benennungen; S. 69 ff. hypothetiſche Geſchichte des Colorits von
H. M. Davy (chemiſche Unterſuchungen) Transactions of
the R. Society,
1815. Auszug in Gilberts Annalen der Phy-
ſik, 1816 St. i, 1. Stieglitz Archäol. Unterhaltungen St. 1. —

4. Ueber die Tafelgemählde, auch auf ganzen Reihen von Ta-
feln, Böttiger S. 280; vgl. aber auch §. 209, 2. Die Staffelei
ὀκρίβας, κιλλίβας. Pictura in tabula — in textili. Cic.
Verr. iv, 1. vgl. §. 209, 9. — Die Alten kannten die Vortheile
des al fresco wohl, Bitruv vii, 3. Pl. xxxv, 31. In Hercu-
lanum iſt gewöhnlich die Grundfarbe al fresco, die übrigen a
tempera.

5. Sehr wahrſcheinlich wird in Göthe’s Farbenl. ii. S. 87. ver-
muthet, daß dieſe Laſurfarbe des Apelles aus Asphalt bereitet wor-
den ſei. Den τόνος kann ich indeß nach Pl. xxxv, 11. Aus-
drücken — inter lumen et umbram — nur auf die Lichtwirkung,
nicht auf den durchherrſchenden Farbenton beziehn. Im Mahlen
des Lichts find den Alten weder kräftige Feuerſcenen (wie der
Brand des Skamandros, Philoſtr. i, 1.), noch mildere Effekte
abzuſtreiten (wie z. B. das Pompejaniſche Bild, bei R. Rochette Mon.
In. i,
9. ein angenehmes Dämmerlicht im Hintergrunde zeigt).
Doch iſt dergleichen auf alten Bildern ſelten.

Am genaueſten analyſirt iſt die ſog. Aldobrandiniſche Hochzeit
(vgl. Echions nova nupta verecundia notabilis Pl. xxxv,

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[390/0412] Syſtematiſcher Theil. ράκη, arſenicaliſches Erz. 4. Schwarz (nebſt Blau), atramenta, μέλαν, aus verbrannten Pflanzen, z. B. das τρύγινον aus Weintrebern. Elephantinon aus verbranntem Elfenbein brauchte Apelles. 3. Col. floridi (von den Beſtellern der Gemählde ge- liefert, u. von den Mahlern oft geſtohlen, Pl. xxxv, 12.): Chry- socolla, Grün aus Kupferbergwerken; purpurissum, eine Kreide mit dem Saft der Purpurſchnekke gemiſcht; Indicum, Indigo, ſeit der Kaiſerzeit in Rom bekannt (Beckmann Beiträge zur Geſch. der Erfind. iv. St. 4). Das caeruleum, die blaue Schmalte, aus Sand, Salpeter u. Kupfer, wurde in Alexandreia erfunden. Cin- nabari bedeutet wirklichen, theils natürlichen theils künſtlichen, Zinnober (Böckh a. O. S. 97), aber auch eine Indiſche Waare, angeblich aus Drachenblut. Den künſtlichen bereitete zuerſt der Athener Kallias um Ol. 93, 4. Ueber die Farbenmateriale: Hirts (§. 74) Mém. iv. 1801. p. 171. Göthe’s Farbenlehre, ii. S. 54. über die alten Farben- Benennungen; S. 69 ff. hypothetiſche Geſchichte des Colorits von H. M. Davy (chemiſche Unterſuchungen) Transactions of the R. Society, 1815. Auszug in Gilberts Annalen der Phy- ſik, 1816 St. i, 1. Stieglitz Archäol. Unterhaltungen St. 1. — 4. Ueber die Tafelgemählde, auch auf ganzen Reihen von Ta- feln, Böttiger S. 280; vgl. aber auch §. 209, 2. Die Staffelei ὀκρίβας, κιλλίβας. Pictura in tabula — in textili. Cic. Verr. iv, 1. vgl. §. 209, 9. — Die Alten kannten die Vortheile des al fresco wohl, Bitruv vii, 3. Pl. xxxv, 31. In Hercu- lanum iſt gewöhnlich die Grundfarbe al fresco, die übrigen a tempera. 5. Sehr wahrſcheinlich wird in Göthe’s Farbenl. ii. S. 87. ver- muthet, daß dieſe Laſurfarbe des Apelles aus Asphalt bereitet wor- den ſei. Den τόνος kann ich indeß nach Pl. xxxv, 11. Aus- drücken — inter lumen et umbram — nur auf die Lichtwirkung, nicht auf den durchherrſchenden Farbenton beziehn. Im Mahlen des Lichts find den Alten weder kräftige Feuerſcenen (wie der Brand des Skamandros, Philoſtr. i, 1.), noch mildere Effekte abzuſtreiten (wie z. B. das Pompejaniſche Bild, bei R. Rochette Mon. In. i, 9. ein angenehmes Dämmerlicht im Hintergrunde zeigt). Doch iſt dergleichen auf alten Bildern ſelten. Am genaueſten analyſirt iſt die ſog. Aldobrandiniſche Hochzeit (vgl. Echions nova nupta verecundia notabilis Pl. xxxv,

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/412>, abgerufen am 22.11.2024.