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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Systematischer Theil.
gleich diese immer auch eine Kammer enthalten müssen, in
welcher der unmittelbare Behälter der Reste des Todten
beigesetzt ist. Eine gewölbte Kammer, mit Nischen für die
verschiednen Urnen, wenn das Grabmal (als columbarium)
für Mehrere dienen soll, befriedigt dies Bedürfniß am
einfachsten; dieser entspricht auf eine natürliche Weise nach
außen die Form eines runden thurmartigen Gebäudes,
6welche bei Rom und Pompeji häufig vorkömmt. Andre
Formen entstehen, indem die alten tumuli (khomata,
kolonai) architektonisch gestaltet werden, woraus eine
Pyramide hervorgeht; welche dann wieder auf einen cu-
bischen Untersatz gestellt die weitverbreitete Form des
7Mausoleion giebt. Die Terrassenform der Grabmäler Rö-
mischer Kaiser dankt wohl der Analogie mit dem Rogus, wo
8sie die natürlichste ist, ihren Ursprung. Andre Gestalten
bringt die Analogie mit Altären hervor, auf welchen den
Todten gespendet wird; so wie die mit Tempeln, wo-
mit die Grabmonumente um so näher zusammenhängen,
9da sie selbst als Heroa betrachtet wurden. -- Hiermit
verwandt sind die Ehrendenkmäler, welche in gar
keinem Bezuge auf Beherbergung des Todten stehn, wie
die kleinen Capellen oder Tabernakel über Bildsäulen zu
Palmyra, und andre Monumente, die durch die Aufnahme
von Ehrenbildern in Nischen (wie das Denkmal des
Philopappos) oder in einem innern Gemach ihre Be-
stimmung erfüllen. Die Triumphbogen vereinigen auf
eine geistreiche Weise die doppelte Bestimmung, an einen
siegreichen Heimzug zu erinnern, und Curulstatuen hoch
über den Boden emporzuheben (§. 190, 3).

2. Von solchen Frontispizen in Etrurien §. 170, 2., in Klein-
asien §. 245; 5. Auch in Patara.

3. In Attika findet man öfter Steinsärge in den Felsen ge-
hauen und mit einer Steinplatte bedeckt (Leake Topogr. p. 318);
ähnliche auf dem Wege nach Delphi. In Großgriechenland herr-
schen nach Jorio (§. 257, 5.) aus großen Steinblöcken zusammen-
gesetzte, mit kleinen Steinen oder Erde bedeckte Gräber vor (s. das

Syſtematiſcher Theil.
gleich dieſe immer auch eine Kammer enthalten muͤſſen, in
welcher der unmittelbare Behaͤlter der Reſte des Todten
beigeſetzt iſt. Eine gewoͤlbte Kammer, mit Niſchen fuͤr die
verſchiednen Urnen, wenn das Grabmal (als columbarium)
fuͤr Mehrere dienen ſoll, befriedigt dies Beduͤrfniß am
einfachſten; dieſer entſpricht auf eine natuͤrliche Weiſe nach
außen die Form eines runden thurmartigen Gebaͤudes,
6welche bei Rom und Pompeji haͤufig vorkoͤmmt. Andre
Formen entſtehen, indem die alten tumuli (χώματα,
κολῶναι) architektoniſch geſtaltet werden, woraus eine
Pyramide hervorgeht; welche dann wieder auf einen cu-
biſchen Unterſatz geſtellt die weitverbreitete Form des
7Mauſoleion giebt. Die Terraſſenform der Grabmaͤler Roͤ-
miſcher Kaiſer dankt wohl der Analogie mit dem Rogus, wo
8ſie die natuͤrlichſte iſt, ihren Urſprung. Andre Geſtalten
bringt die Analogie mit Altaͤren hervor, auf welchen den
Todten geſpendet wird; ſo wie die mit Tempeln, wo-
mit die Grabmonumente um ſo naͤher zuſammenhaͤngen,
9da ſie ſelbſt als Heroa betrachtet wurden. — Hiermit
verwandt ſind die Ehrendenkmaͤler, welche in gar
keinem Bezuge auf Beherbergung des Todten ſtehn, wie
die kleinen Capellen oder Tabernakel uͤber Bildſaͤulen zu
Palmyra, und andre Monumente, die durch die Aufnahme
von Ehrenbildern in Niſchen (wie das Denkmal des
Philopappos) oder in einem innern Gemach ihre Be-
ſtimmung erfuͤllen. Die Triumphbogen vereinigen auf
eine geiſtreiche Weiſe die doppelte Beſtimmung, an einen
ſiegreichen Heimzug zu erinnern, und Curulſtatuen hoch
uͤber den Boden emporzuheben (§. 190, 3).

2. Von ſolchen Frontiſpizen in Etrurien §. 170, 2., in Klein-
aſien §. 245; 5. Auch in Patara.

3. In Attika findet man öfter Steinſärge in den Felſen ge-
hauen und mit einer Steinplatte bedeckt (Leake Topogr. p. 318);
ähnliche auf dem Wege nach Delphi. In Großgriechenland herr-
ſchen nach Jorio (§. 257, 5.) aus großen Steinblöcken zuſammen-
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[348/0370] Syſtematiſcher Theil. gleich dieſe immer auch eine Kammer enthalten muͤſſen, in welcher der unmittelbare Behaͤlter der Reſte des Todten beigeſetzt iſt. Eine gewoͤlbte Kammer, mit Niſchen fuͤr die verſchiednen Urnen, wenn das Grabmal (als columbarium) fuͤr Mehrere dienen ſoll, befriedigt dies Beduͤrfniß am einfachſten; dieſer entſpricht auf eine natuͤrliche Weiſe nach außen die Form eines runden thurmartigen Gebaͤudes, welche bei Rom und Pompeji haͤufig vorkoͤmmt. Andre Formen entſtehen, indem die alten tumuli (χώματα, κολῶναι) architektoniſch geſtaltet werden, woraus eine Pyramide hervorgeht; welche dann wieder auf einen cu- biſchen Unterſatz geſtellt die weitverbreitete Form des Mauſoleion giebt. Die Terraſſenform der Grabmaͤler Roͤ- miſcher Kaiſer dankt wohl der Analogie mit dem Rogus, wo ſie die natuͤrlichſte iſt, ihren Urſprung. Andre Geſtalten bringt die Analogie mit Altaͤren hervor, auf welchen den Todten geſpendet wird; ſo wie die mit Tempeln, wo- mit die Grabmonumente um ſo naͤher zuſammenhaͤngen, da ſie ſelbſt als Heroa betrachtet wurden. — Hiermit verwandt ſind die Ehrendenkmaͤler, welche in gar keinem Bezuge auf Beherbergung des Todten ſtehn, wie die kleinen Capellen oder Tabernakel uͤber Bildſaͤulen zu Palmyra, und andre Monumente, die durch die Aufnahme von Ehrenbildern in Niſchen (wie das Denkmal des Philopappos) oder in einem innern Gemach ihre Be- ſtimmung erfuͤllen. Die Triumphbogen vereinigen auf eine geiſtreiche Weiſe die doppelte Beſtimmung, an einen ſiegreichen Heimzug zu erinnern, und Curulſtatuen hoch uͤber den Boden emporzuheben (§. 190, 3). 6 7 8 9 2. Von ſolchen Frontiſpizen in Etrurien §. 170, 2., in Klein- aſien §. 245; 5. Auch in Patara. 3. In Attika findet man öfter Steinſärge in den Felſen ge- hauen und mit einer Steinplatte bedeckt (Leake Topogr. p. 318); ähnliche auf dem Wege nach Delphi. In Großgriechenland herr- ſchen nach Jorio (§. 257, 5.) aus großen Steinblöcken zuſammen- geſetzte, mit kleinen Steinen oder Erde bedeckte Gräber vor (ſ. das

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/370>, abgerufen am 22.11.2024.