Gängen und den für das einzelne Spiel bestimmten Aus- rüstungen; 2. das podium; 3. die verschiedenen Stock- werke (maeniana) der Sitzreihen (gradationes) mit ih- ren Treppen; 4. die verschiedenen Umgänge zwischen den Mänianen (praecinctiones) mit den Pforten unter den Sitzen (vomitoria); 5. die höheren und niedern Ge- wölbe und Arkaden (fornices, concamerationes) über und nebeneinander, die den ganzen Raum unter den Sitzen einnahmen; 6. die Stockwerke der Säulenarchitektur nach außen; 7. die Porticus um das ganze Amphitheater über dem höchsten maenianum; 8. der höchste Umgang mit den Balken, von denen das velarium ausgespannt wird. Wie Amphitheater bisweilen mit Wasser gefüllt und die5 Arena in ein Bassin verwandelt wurde: so entstanden in Rom durch die unersättliche Sucht nach öffentlichen Volksergötzungen auch als besondre Art von Gebäuden die Naumachieen, welche größere Flächen im Innern für Seegefechte darboten.
1. Dies sieht man am deutlichsten an dem Ephesischen Sta- dion, wo der Platz für die andern Kämpfe durch einige vorsprin- gende Sitze von der übrigen Rennbahn abgesondert ist. Das Delphische Stadion neben dem Pythischen Heiligthum scheint zahl- reiche Sitzbänke gehabt zu haben, welche Heliodor iv, 1. ein thea- tron nennt; Cyriacus Inscr. p. xxvii. beschreibt es so: in su- blimi civitatis arce altissimis sub rupibus ornatissimum gradibus marmoreis hippodromum Dc ped. longum. Ge- wöhnlich sind die Stadien nur an der Seite der meta abgerundet, in Kleinasien aber (Magnesia, Tralles, Sardis, Pergamon) an beiden Enden. Leake Asia min. p. 244.
2. Vgl. §. 106, 4. Der dort angegebne Zweck wird durch die schräge Richtung der aphesis und die etwas schiefe Lage der spina erreicht. Die beste Vorstellung giebt Hirt, Gesch. iii. Tf. 20. Die Zierden der spina, u. a. pulvinar, Gerüst mit Eiern, Delphinen, konische Pyramiden auf einer Basis, sind aus dem Po- seidonsdienst, aber auch zum Theil von decursiones funebres hergenommen. Der euripus und lacus der spina (am circus Caracallae und auf Mosaiken) dienten dazu den Sand zu feuch- ten. -- Roms Circus max. war 2100 Fuß lang, 400 breit,
I. Tektonik. Gebaͤude.
Gaͤngen und den fuͤr das einzelne Spiel beſtimmten Aus- ruͤſtungen; 2. das podium; 3. die verſchiedenen Stock- werke (maeniana) der Sitzreihen (gradationes) mit ih- ren Treppen; 4. die verſchiedenen Umgaͤnge zwiſchen den Maͤnianen (praecinctiones) mit den Pforten unter den Sitzen (vomitoria); 5. die hoͤheren und niedern Ge- woͤlbe und Arkaden (fornices, concamerationes) uͤber und nebeneinander, die den ganzen Raum unter den Sitzen einnahmen; 6. die Stockwerke der Saͤulenarchitektur nach außen; 7. die Porticus um das ganze Amphitheater uͤber dem hoͤchſten maenianum; 8. der hoͤchſte Umgang mit den Balken, von denen das velarium ausgeſpannt wird. Wie Amphitheater bisweilen mit Waſſer gefuͤllt und die5 Arena in ein Baſſin verwandelt wurde: ſo entſtanden in Rom durch die unerſaͤttliche Sucht nach oͤffentlichen Volksergoͤtzungen auch als beſondre Art von Gebaͤuden die Naumachieen, welche groͤßere Flaͤchen im Innern fuͤr Seegefechte darboten.
1. Dies ſieht man am deutlichſten an dem Epheſiſchen Sta- dion, wo der Platz für die andern Kämpfe durch einige vorſprin- gende Sitze von der übrigen Rennbahn abgeſondert iſt. Das Delphiſche Stadion neben dem Pythiſchen Heiligthum ſcheint zahl- reiche Sitzbänke gehabt zu haben, welche Heliodor iv, 1. ein ϑέα- τρον nennt; Cyriacus Inscr. p. xxvii. beſchreibt es ſo: in su- blimi civitatis arce altissimis sub rupibus ornatissimum gradibus marmoreis hippodromum Dc ped. longum. Ge- wöhnlich ſind die Stadien nur an der Seite der meta abgerundet, in Kleinaſien aber (Magneſia, Tralles, Sardis, Pergamon) an beiden Enden. Leake Asia min. p. 244.
2. Vgl. §. 106, 4. Der dort angegebne Zweck wird durch die ſchräge Richtung der ἄφεσις und die etwas ſchiefe Lage der spina erreicht. Die beſte Vorſtellung giebt Hirt, Geſch. iii. Tf. 20. Die Zierden der spina, u. a. pulvinar, Gerüſt mit Eiern, Delphinen, koniſche Pyramiden auf einer Baſis, ſind aus dem Po- ſeidonsdienſt, aber auch zum Theil von decursiones funebres hergenommen. Der euripus und lacus der spina (am circus Caracallae und auf Moſaiken) dienten dazu den Sand zu feuch- ten. — Roms Circus max. war 2100 Fuß lang, 400 breit,
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I. Tektonik. Gebaͤude.
Gaͤngen und den fuͤr das einzelne Spiel beſtimmten Aus-
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werke (maeniana) der Sitzreihen (gradationes) mit ih-
ren Treppen; 4. die verſchiedenen Umgaͤnge zwiſchen
den Maͤnianen (praecinctiones) mit den Pforten unter
den Sitzen (vomitoria); 5. die hoͤheren und niedern Ge-
woͤlbe und Arkaden (fornices, concamerationes) uͤber
und nebeneinander, die den ganzen Raum unter den Sitzen
einnahmen; 6. die Stockwerke der Saͤulenarchitektur nach
außen; 7. die Porticus um das ganze Amphitheater uͤber
dem hoͤchſten maenianum; 8. der hoͤchſte Umgang mit
den Balken, von denen das velarium ausgeſpannt wird.
Wie Amphitheater bisweilen mit Waſſer gefuͤllt und die
Arena in ein Baſſin verwandelt wurde: ſo entſtanden
in Rom durch die unerſaͤttliche Sucht nach oͤffentlichen
Volksergoͤtzungen auch als beſondre Art von Gebaͤuden
die Naumachieen, welche groͤßere Flaͤchen im Innern
fuͤr Seegefechte darboten.
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1. Dies ſieht man am deutlichſten an dem Epheſiſchen Sta-
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Delphiſche Stadion neben dem Pythiſchen Heiligthum ſcheint zahl-
reiche Sitzbänke gehabt zu haben, welche Heliodor iv, 1. ein ϑέα-
τρον nennt; Cyriacus Inscr. p. xxvii. beſchreibt es ſo: in su-
blimi civitatis arce altissimis sub rupibus ornatissimum
gradibus marmoreis hippodromum Dc ped. longum. Ge-
wöhnlich ſind die Stadien nur an der Seite der meta abgerundet,
in Kleinaſien aber (Magneſia, Tralles, Sardis, Pergamon) an
beiden Enden. Leake Asia min. p. 244.
2. Vgl. §. 106, 4. Der dort angegebne Zweck wird durch
die ſchräge Richtung der ἄφεσις und die etwas ſchiefe Lage der
spina erreicht. Die beſte Vorſtellung giebt Hirt, Geſch. iii. Tf.
20. Die Zierden der spina, u. a. pulvinar, Gerüſt mit Eiern,
Delphinen, koniſche Pyramiden auf einer Baſis, ſind aus dem Po-
ſeidonsdienſt, aber auch zum Theil von decursiones funebres
hergenommen. Der euripus und lacus der spina (am circus
Caracallae und auf Moſaiken) dienten dazu den Sand zu feuch-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/363>, abgerufen am 16.02.2025.
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