beim Theater von Tauromenium u. Odeum (?) von Catania sind be- sondre Stufen für die Füße, andre für den Sitz bestimmt (Hit- torf). Von den Treppen Stieglitz Archäol. i. S. 121. Graecae scalae -- omni ex parte tabularum compagine clausae Servius zur Aen. iv, 646.
4. Arten der Gebäude.
1286. Bei der Aufzählung der verschiedenen Gattungen der Gebäude kömmt es besonders darauf an, auf die einfache Zweckmäßigkeit und charakteristische Bedeutsamkeit hinzudeuten, mit der die mannigfachen Zwecke und Sei- ten des Lebens architektonisch befriedigt und ausgesprochen 2wurden. Die erste Classe von Bauwerken bilden die, welche blos von außen gesehn sein wollen, und theils entweder für sich oder durch Schrift und Bild den Zweck eines Denkmals erfüllen; theils etwas Andres zu halten, 3ihm zur Grundlage zu dienen bestimmt sind. Die ein- fachsten Denkmäler der Art führen an den Punkt zurück, wo Architektur und Plastik in eine Wurzel zusammen- gehn, wie bei den Hermäen, dem Agyieus, dem Hades- 4Steine auf dem Grabe (§. 66, 1). Daran reihen sich konische aus Erde oder Steinen aufgeschichtete Grabhü- gel (kolonai, tumuli), Grabpfeiler (stelai, cippi, columellae) von architektonischen Formen mit Inschrif- ten, und die liegenden Grabsteine, die man trapezai 5(mensae) nannte. Auf der andern Seite die einzelnen Säulen, welche schon in den ältesten Griechischen Tem- peln, bei der Kleinheit der meisten alten Schnitzbilder, gebraucht wurden, die Göttergestalten über die Schaar ihrer Verehrer emporzuheben: aus denen die Ehrensäulen späterer Römischer Zeiten erwuchsen; nebst den Pfeilern oder auch Säulen, welche Kessel, Dreifüße und andere Anathemen, wie selbst dies Wort andeutet, aufzunehmen bestimmt waren: wovon mehr in Reliefs und Gemählden
Syſtematiſcher Theil.
beim Theater von Tauromenium u. Odeum (?) von Catania ſind be- ſondre Stufen für die Füße, andre für den Sitz beſtimmt (Hit- torf). Von den Treppen Stieglitz Archäol. i. S. 121. Graecae scalae — omni ex parte tabularum compagine clausae Servius zur Aen. iv, 646.
4. Arten der Gebaͤude.
1286. Bei der Aufzaͤhlung der verſchiedenen Gattungen der Gebaͤude koͤmmt es beſonders darauf an, auf die einfache Zweckmaͤßigkeit und charakteriſtiſche Bedeutſamkeit hinzudeuten, mit der die mannigfachen Zwecke und Sei- ten des Lebens architektoniſch befriedigt und ausgeſprochen 2wurden. Die erſte Claſſe von Bauwerken bilden die, welche blos von außen geſehn ſein wollen, und theils entweder fuͤr ſich oder durch Schrift und Bild den Zweck eines Denkmals erfuͤllen; theils etwas Andres zu halten, 3ihm zur Grundlage zu dienen beſtimmt ſind. Die ein- fachſten Denkmaͤler der Art fuͤhren an den Punkt zuruͤck, wo Architektur und Plaſtik in eine Wurzel zuſammen- gehn, wie bei den Hermaͤen, dem Agyieus, dem Hades- 4Steine auf dem Grabe (§. 66, 1). Daran reihen ſich koniſche aus Erde oder Steinen aufgeſchichtete Grabhuͤ- gel (κολῶναι, tumuli), Grabpfeiler (στῆλαι, cippi, columellae) von architektoniſchen Formen mit Inſchrif- ten, und die liegenden Grabſteine, die man τράπεζαι 5(mensae) nannte. Auf der andern Seite die einzelnen Saͤulen, welche ſchon in den aͤlteſten Griechiſchen Tem- peln, bei der Kleinheit der meiſten alten Schnitzbilder, gebraucht wurden, die Goͤttergeſtalten uͤber die Schaar ihrer Verehrer emporzuheben: aus denen die Ehrenſaͤulen ſpaͤterer Roͤmiſcher Zeiten erwuchſen; nebſt den Pfeilern oder auch Saͤulen, welche Keſſel, Dreifuͤße und andere Anathemen, wie ſelbſt dies Wort andeutet, aufzunehmen beſtimmt waren: wovon mehr in Reliefs und Gemaͤhlden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0356"n="334"/><fwplace="top"type="header">Syſtematiſcher Theil.</fw><lb/>
beim Theater von Tauromenium u. Odeum (?) von Catania ſind be-<lb/>ſondre Stufen für die Füße, andre für den Sitz beſtimmt (Hit-<lb/>
torf). Von den Treppen Stieglitz Archäol. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">i</hi></hi>. S. 121. <hirendition="#aq">Graecae<lb/>
scalae — omni ex parte tabularum compagine clausae</hi><lb/>
Servius zur Aen. <hirendition="#k"><hirendition="#aq">iv</hi></hi>, 646.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="5"><head>4. Arten der Gebaͤude.</head><lb/><p><noteplace="left">1</note>286. Bei der Aufzaͤhlung der verſchiedenen Gattungen<lb/>
der Gebaͤude koͤmmt es beſonders darauf an, auf die<lb/>
einfache Zweckmaͤßigkeit und charakteriſtiſche Bedeutſamkeit<lb/>
hinzudeuten, mit der die mannigfachen Zwecke und Sei-<lb/>
ten des Lebens architektoniſch befriedigt und ausgeſprochen<lb/><noteplace="left">2</note>wurden. Die erſte Claſſe von Bauwerken bilden die,<lb/>
welche blos von <hirendition="#g">außen</hi> geſehn ſein wollen, und theils<lb/>
entweder fuͤr ſich oder durch Schrift und Bild den Zweck<lb/>
eines Denkmals erfuͤllen; theils etwas Andres zu halten,<lb/><noteplace="left">3</note>ihm zur Grundlage zu dienen beſtimmt ſind. Die ein-<lb/>
fachſten Denkmaͤler der Art fuͤhren an den Punkt zuruͤck,<lb/>
wo Architektur und Plaſtik in eine Wurzel zuſammen-<lb/>
gehn, wie bei den Hermaͤen, dem Agyieus, dem Hades-<lb/><noteplace="left">4</note>Steine auf dem Grabe (§. 66, 1). Daran reihen ſich<lb/>
koniſche aus Erde oder Steinen aufgeſchichtete Grabhuͤ-<lb/>
gel (κολῶναι, <hirendition="#aq">tumuli</hi>), Grabpfeiler (στῆλαι, <hirendition="#aq">cippi,<lb/>
columellae</hi>) von architektoniſchen Formen mit Inſchrif-<lb/>
ten, und die liegenden Grabſteine, die man τράπεζαι<lb/><noteplace="left">5</note>(<hirendition="#aq">mensae</hi>) nannte. Auf der andern Seite die einzelnen<lb/>
Saͤulen, welche ſchon in den aͤlteſten Griechiſchen Tem-<lb/>
peln, bei der Kleinheit der meiſten alten Schnitzbilder,<lb/>
gebraucht wurden, die Goͤttergeſtalten uͤber die Schaar<lb/>
ihrer Verehrer emporzuheben: aus denen die Ehrenſaͤulen<lb/>ſpaͤterer Roͤmiſcher Zeiten erwuchſen; nebſt den Pfeilern<lb/>
oder auch Saͤulen, welche Keſſel, Dreifuͤße und andere<lb/>
Anathemen, wie ſelbſt dies Wort andeutet, aufzunehmen<lb/>
beſtimmt waren: wovon mehr in Reliefs und Gemaͤhlden<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[334/0356]
Syſtematiſcher Theil.
beim Theater von Tauromenium u. Odeum (?) von Catania ſind be-
ſondre Stufen für die Füße, andre für den Sitz beſtimmt (Hit-
torf). Von den Treppen Stieglitz Archäol. i. S. 121. Graecae
scalae — omni ex parte tabularum compagine clausae
Servius zur Aen. iv, 646.
4. Arten der Gebaͤude.
286. Bei der Aufzaͤhlung der verſchiedenen Gattungen
der Gebaͤude koͤmmt es beſonders darauf an, auf die
einfache Zweckmaͤßigkeit und charakteriſtiſche Bedeutſamkeit
hinzudeuten, mit der die mannigfachen Zwecke und Sei-
ten des Lebens architektoniſch befriedigt und ausgeſprochen
wurden. Die erſte Claſſe von Bauwerken bilden die,
welche blos von außen geſehn ſein wollen, und theils
entweder fuͤr ſich oder durch Schrift und Bild den Zweck
eines Denkmals erfuͤllen; theils etwas Andres zu halten,
ihm zur Grundlage zu dienen beſtimmt ſind. Die ein-
fachſten Denkmaͤler der Art fuͤhren an den Punkt zuruͤck,
wo Architektur und Plaſtik in eine Wurzel zuſammen-
gehn, wie bei den Hermaͤen, dem Agyieus, dem Hades-
Steine auf dem Grabe (§. 66, 1). Daran reihen ſich
koniſche aus Erde oder Steinen aufgeſchichtete Grabhuͤ-
gel (κολῶναι, tumuli), Grabpfeiler (στῆλαι, cippi,
columellae) von architektoniſchen Formen mit Inſchrif-
ten, und die liegenden Grabſteine, die man τράπεζαι
(mensae) nannte. Auf der andern Seite die einzelnen
Saͤulen, welche ſchon in den aͤlteſten Griechiſchen Tem-
peln, bei der Kleinheit der meiſten alten Schnitzbilder,
gebraucht wurden, die Goͤttergeſtalten uͤber die Schaar
ihrer Verehrer emporzuheben: aus denen die Ehrenſaͤulen
ſpaͤterer Roͤmiſcher Zeiten erwuchſen; nebſt den Pfeilern
oder auch Saͤulen, welche Keſſel, Dreifuͤße und andere
Anathemen, wie ſelbſt dies Wort andeutet, aufzunehmen
beſtimmt waren: wovon mehr in Reliefs und Gemaͤhlden
1
2
3
4
5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/356>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.