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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Anhang. Syrische Stämme.
größtentheils in der Gegend von Babylon (am meisten zu
Borsippa, wo noch spät eine berühmte Chaldäer-Schule
existirte) gefunden werden, und, wenn sich ihr Gebrauch3
auch von den Chaldäern zu den Magern, von der Baals-
religion zu dem Ormuzd-Dienste, fortpflanzte, doch be-
sonders aus Babylonischen Sitten und Gebräuchen ab-
zuleiten und zu erklären sein möchten. Auf ihnen erkennt4
man auch noch muthmaßlich einige der Hauptgötter
des Babylonischen Cultus, der uns indeß in seinem in-
neren Zusammenhange zu wenig bekannt ist, um durchge-
führte Erklärungen zu versuchen. Die Arbeit dieser Cy-5
linder ist von sehr verschiednem Verdienst, oft fast ganz
aus runden Höhlungen bestehend, wie bei den ältesten
Gemmen der Griechen (§. 97, 3); bisweilen sehr sorg-
fältig und zierlich; der Styl der Zeichnung ist im Gan-
zen der sogenannte Persepolitanische.

1. S. Münter a. O. S. 63. über einen Granitlöwen aus Ba-
bylons Ruinen. Besonders wichtig ist der Block aus grauem
Granit von Rich, Fundgruben iii. S. 199. Tf. ii, 1, mitgetheilt,
und der 11/2 Fuß lange, bei Tak-Khesra am Tigris gefundne Mar-
morblock (im Cabinet du Roi) mit Figuren von Thieren, Al-
tären, Sternen, wohl aus Chaldäischer Astrologie. Millin Monum.
ined. T. 1. p. 58. pl.
8. 9. Hager Illustrazione di uno zo-
diaco orientale. Milano
1811. Münter S. 102. Tf. 3.

2. Abbildungen u. Beschreibungen von Cylindern und Babylo-
nischen Siegelsteinen in Caylus Recueil; bei Herders Vorwelt,
Sämmtl. Werke bei Cotta Bd. i. S. 346; bei Tassie Catalogue
de pierres gravees pl.
9 -- 11; in den Fundgruben iii. S.
199. Tf. 2. iv. S. 86. Tf.; bei Ousely's Travels T. i. pl. 21.
iii. pl.
59.; Ker Porter Travels pl. 79. 80.; Dubois Pierres
gravees Egypt. et Persanes;
Dorows Morgenl. Alterthümer
H. 1. Tf. 1.; J. Landseers Sabaean Researches. Lond. 1823.;
Guigniaut pl. 21 -- 24. Zur Erklärung neben Grotefend
(§. 248, 4), Münter S. 95. 135. Von Cylindern aus Terra-
cotta
mit Keilschrift Ders. S. 94.

3. Wenn die Cylinder Amulete sind, wofür auch die durch-
gängige Durchbohrung spricht: so hängen sie gewiß mit dem Glau-
ben an die wunderbaren Kräfte der Steine zusammen, den Plin.

17*

Anhang. Syriſche Staͤmme.
groͤßtentheils in der Gegend von Babylon (am meiſten zu
Borſippa, wo noch ſpaͤt eine beruͤhmte Chaldaͤer-Schule
exiſtirte) gefunden werden, und, wenn ſich ihr Gebrauch3
auch von den Chaldaͤern zu den Magern, von der Baals-
religion zu dem Ormuzd-Dienſte, fortpflanzte, doch be-
ſonders aus Babyloniſchen Sitten und Gebraͤuchen ab-
zuleiten und zu erklaͤren ſein moͤchten. Auf ihnen erkennt4
man auch noch muthmaßlich einige der Hauptgoͤtter
des Babyloniſchen Cultus, der uns indeß in ſeinem in-
neren Zuſammenhange zu wenig bekannt iſt, um durchge-
fuͤhrte Erklaͤrungen zu verſuchen. Die Arbeit dieſer Cy-5
linder iſt von ſehr verſchiednem Verdienſt, oft faſt ganz
aus runden Hoͤhlungen beſtehend, wie bei den aͤlteſten
Gemmen der Griechen (§. 97, 3); bisweilen ſehr ſorg-
faͤltig und zierlich; der Styl der Zeichnung iſt im Gan-
zen der ſogenannte Perſepolitaniſche.

1. S. Münter a. O. S. 63. über einen Granitlöwen aus Ba-
bylons Ruinen. Beſonders wichtig iſt der Block aus grauem
Granit von Rich, Fundgruben iii. S. 199. Tf. ii, 1, mitgetheilt,
und der 1½ Fuß lange, bei Tak-Khesra am Tigris gefundne Mar-
morblock (im Cabinet du Roi) mit Figuren von Thieren, Al-
tären, Sternen, wohl aus Chaldäiſcher Aſtrologie. Millin Monum.
inéd. T. 1. p. 58. pl.
8. 9. Hager Illustrazione di uno zo-
diaco orientale. Milano
1811. Münter S. 102. Tf. 3.

2. Abbildungen u. Beſchreibungen von Cylindern und Babylo-
niſchen Siegelſteinen in Caylus Recueil; bei Herders Vorwelt,
Sämmtl. Werke bei Cotta Bd. i. S. 346; bei Taſſie Catalogue
de pierres gravées pl.
9 — 11; in den Fundgruben iii. S.
199. Tf. 2. iv. S. 86. Tf.; bei Ouſely’s Travels T. i. pl. 21.
iii. pl.
59.; Ker Porter Travels pl. 79. 80.; Dubois Pierres
gravées Egypt. et Persanes;
Dorows Morgenl. Alterthümer
H. 1. Tf. 1.; J. Landſeers Sabaean Researches. Lond. 1823.;
Guigniaut pl. 21 — 24. Zur Erklärung neben Grotefend
(§. 248, 4), Münter S. 95. 135. Von Cylindern aus Terra-
cotta
mit Keilſchrift Derſ. S. 94.

3. Wenn die Cylinder Amulete ſind, wofür auch die durch-
gängige Durchbohrung ſpricht: ſo hängen ſie gewiß mit dem Glau-
ben an die wunderbaren Kräfte der Steine zuſammen, den Plin.

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[259/0281] Anhang. Syriſche Staͤmme. groͤßtentheils in der Gegend von Babylon (am meiſten zu Borſippa, wo noch ſpaͤt eine beruͤhmte Chaldaͤer-Schule exiſtirte) gefunden werden, und, wenn ſich ihr Gebrauch auch von den Chaldaͤern zu den Magern, von der Baals- religion zu dem Ormuzd-Dienſte, fortpflanzte, doch be- ſonders aus Babyloniſchen Sitten und Gebraͤuchen ab- zuleiten und zu erklaͤren ſein moͤchten. Auf ihnen erkennt man auch noch muthmaßlich einige der Hauptgoͤtter des Babyloniſchen Cultus, der uns indeß in ſeinem in- neren Zuſammenhange zu wenig bekannt iſt, um durchge- fuͤhrte Erklaͤrungen zu verſuchen. Die Arbeit dieſer Cy- linder iſt von ſehr verſchiednem Verdienſt, oft faſt ganz aus runden Hoͤhlungen beſtehend, wie bei den aͤlteſten Gemmen der Griechen (§. 97, 3); bisweilen ſehr ſorg- faͤltig und zierlich; der Styl der Zeichnung iſt im Gan- zen der ſogenannte Perſepolitaniſche. 3 4 5 1. S. Münter a. O. S. 63. über einen Granitlöwen aus Ba- bylons Ruinen. Beſonders wichtig iſt der Block aus grauem Granit von Rich, Fundgruben iii. S. 199. Tf. ii, 1, mitgetheilt, und der 1½ Fuß lange, bei Tak-Khesra am Tigris gefundne Mar- morblock (im Cabinet du Roi) mit Figuren von Thieren, Al- tären, Sternen, wohl aus Chaldäiſcher Aſtrologie. Millin Monum. inéd. T. 1. p. 58. pl. 8. 9. Hager Illustrazione di uno zo- diaco orientale. Milano 1811. Münter S. 102. Tf. 3. 2. Abbildungen u. Beſchreibungen von Cylindern und Babylo- niſchen Siegelſteinen in Caylus Recueil; bei Herders Vorwelt, Sämmtl. Werke bei Cotta Bd. i. S. 346; bei Taſſie Catalogue de pierres gravées pl. 9 — 11; in den Fundgruben iii. S. 199. Tf. 2. iv. S. 86. Tf.; bei Ouſely’s Travels T. i. pl. 21. iii. pl. 59.; Ker Porter Travels pl. 79. 80.; Dubois Pierres gravées Egypt. et Persanes; Dorows Morgenl. Alterthümer H. 1. Tf. 1.; J. Landſeers Sabaean Researches. Lond. 1823.; Guigniaut pl. 21 — 24. Zur Erklärung neben Grotefend (§. 248, 4), Münter S. 95. 135. Von Cylindern aus Terra- cotta mit Keilſchrift Derſ. S. 94. 3. Wenn die Cylinder Amulete ſind, wofür auch die durch- gängige Durchbohrung ſpricht: ſo hängen ſie gewiß mit dem Glau- ben an die wunderbaren Kräfte der Steine zuſammen, den Plin. 17*

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/281>, abgerufen am 24.11.2024.