diese Wahl des Materials, zumal da immer neue große Städte, namentlich das zur Vernichtung Babylons an- gelegte ungeheuere Seleucien, hier ihren Baustoff suchten, bewirkt, daß es bis jetzt noch unmöglich gewesen, aus den unförmlichen Trümmerhaufen die bestimmten For- men der Babylonischen Architektur herauszuerkennen.
1. Canäle des Euphrats; Dämme gegen den Strom; Ablei- tungs-Seen mit steinernen Mauern eingefaßt; Schleußwerke des Canals Pallakopas.
2. Nur die große Euphratbrücke von Babylon bestand nach Herod. i, 186. Diod. ii, 8, Curtius v, 4. aus Steinquadern, die mit eisernen Klammern und Blei verbunden waren, und gegen den Strom spitzwinklige Pfeiler bildeten. Ueber diese waren, schnell wegnehmbar, Balken von Palmbäumen, Cedern, Cypressen gelegt. -- Der fabelhafte tunnel dagegen wird von Diodor als ein Gewölb (?) aus Backsteinen mit sehr vielem Asphalt geschildert. Aber in den Ruinen ist nach Rich und Porter keine Spur von Wölbung.
3. Kai egeneto autois e plinthos eis lithon; kai a- sphaltos en autois o pelos. Genesis ii, 3. Das Genauere Herod. i, 179. Ktesias bei Diodor ii, 7. vgl. auch Schol. Arist. Vögel 552. Plinthos opte en gupso dedemene, Diodor ii, 10. Berosos bei Joseph. in Apion. i, 19: tous (men peribo- lous) ex optes plinthou kai asphaltou, tous de ex autes tes plinthou (d. h. wohl, aus ungebrannten Backsteinen ohne Asphalt).
236. Die Babylonischen Bauwerke zerfallen in1 zwei Classen. Erstens ältere der einheimischen Dyna- stieen. Dazu gehören die Anlagen der westlichen Seite,2 wo sich das Alte Babylon mit unabsehbar langen sich rechtwinklich durchschneidenden Straßen ausbreitete, wo die ältre Königsburg noch in einer Anhöhe von Backsteinen erkennbar ist, und wo auch der große Tempel des Baal, der Thurm zu Babel, lag, der in Birs Nimrod durch dessen Größe und terrassenför- mige Anlage mit Sicherheit erkannt wird. Zweitens die3 Werke der Chaldäischen Fürsten (von 627 v. Chr.), be-
Anhang. Syriſche Staͤmme.
dieſe Wahl des Materials, zumal da immer neue große Staͤdte, namentlich das zur Vernichtung Babylons an- gelegte ungeheuere Seleucien, hier ihren Bauſtoff ſuchten, bewirkt, daß es bis jetzt noch unmoͤglich geweſen, aus den unfoͤrmlichen Truͤmmerhaufen die beſtimmten For- men der Babyloniſchen Architektur herauszuerkennen.
1. Canäle des Euphrats; Dämme gegen den Strom; Ablei- tungs-Seen mit ſteinernen Mauern eingefaßt; Schleußwerke des Canals Pallakopas.
2. Nur die große Euphratbrücke von Babylon beſtand nach Herod. i, 186. Diod. ii, 8, Curtius v, 4. aus Steinquadern, die mit eiſernen Klammern und Blei verbunden waren, und gegen den Strom ſpitzwinklige Pfeiler bildeten. Ueber dieſe waren, ſchnell wegnehmbar, Balken von Palmbäumen, Cedern, Cypreſſen gelegt. — Der fabelhafte tunnel dagegen wird von Diodor als ein Gewölb (?) aus Backſteinen mit ſehr vielem Asphalt geſchildert. Aber in den Ruinen iſt nach Rich und Porter keine Spur von Wölbung.
3. Καὶ ἐγένετο αὐτοῖς ἡ πλίνϑος εἰς λίϑον· καὶ ἄ- σφαλτος ἦν αὐτοῖς ὁ πηλός. Geneſis ii, 3. Das Genauere Herod. i, 179. Kteſias bei Diodor ii, 7. vgl. auch Schol. Ariſt. Vögel 552. Πλίνϑος ὀπτὴ ἐν γύψῳ δεδεμένη, Diodor ii, 10. Beroſos bei Joſeph. in Apion. i, 19: τοὺς (μὲν περιβό- λȣς) ἐξ ὀπτῆς πλίνϑου καὶ ἀσφάλτου, τοὺς δὲ ἐξ αὐτῆς τῆς πλίνϑου (d. h. wohl, aus ungebrannten Backſteinen ohne Asphalt).
236. Die Babyloniſchen Bauwerke zerfallen in1 zwei Claſſen. Erſtens aͤltere der einheimiſchen Dyna- ſtieen. Dazu gehoͤren die Anlagen der weſtlichen Seite,2 wo ſich das Alte Babylon mit unabſehbar langen ſich rechtwinklich durchſchneidenden Straßen ausbreitete, wo die aͤltre Koͤnigsburg noch in einer Anhoͤhe von Backſteinen erkennbar iſt, und wo auch der große Tempel des Baal, der Thurm zu Babel, lag, der in Birs Nimrod durch deſſen Groͤße und terraſſenfoͤr- mige Anlage mit Sicherheit erkannt wird. Zweitens die3 Werke der Chaldaͤiſchen Fuͤrſten (von 627 v. Chr.), be-
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Anhang. Syriſche Staͤmme.
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gelegte ungeheuere Seleucien, hier ihren Bauſtoff ſuchten,
bewirkt, daß es bis jetzt noch unmoͤglich geweſen, aus
den unfoͤrmlichen Truͤmmerhaufen die beſtimmten For-
men der Babyloniſchen Architektur herauszuerkennen.
1. Canäle des Euphrats; Dämme gegen den Strom; Ablei-
tungs-Seen mit ſteinernen Mauern eingefaßt; Schleußwerke des
Canals Pallakopas.
2. Nur die große Euphratbrücke von Babylon beſtand nach
Herod. i, 186. Diod. ii, 8, Curtius v, 4. aus Steinquadern,
die mit eiſernen Klammern und Blei verbunden waren, und gegen
den Strom ſpitzwinklige Pfeiler bildeten. Ueber dieſe waren, ſchnell
wegnehmbar, Balken von Palmbäumen, Cedern, Cypreſſen gelegt. —
Der fabelhafte tunnel dagegen wird von Diodor als ein Gewölb (?)
aus Backſteinen mit ſehr vielem Asphalt geſchildert. Aber in den
Ruinen iſt nach Rich und Porter keine Spur von Wölbung.
3. Καὶ ἐγένετο αὐτοῖς ἡ πλίνϑος εἰς λίϑον· καὶ ἄ-
σφαλτος ἦν αὐτοῖς ὁ πηλός. Geneſis ii, 3. Das Genauere
Herod. i, 179. Kteſias bei Diodor ii, 7. vgl. auch Schol. Ariſt.
Vögel 552. Πλίνϑος ὀπτὴ ἐν γύψῳ δεδεμένη, Diodor ii,
10. Beroſos bei Joſeph. in Apion. i, 19: τοὺς (μὲν περιβό-
λȣς) ἐξ ὀπτῆς πλίνϑου καὶ ἀσφάλτου, τοὺς δὲ ἐξ αὐτῆς
τῆς πλίνϑου (d. h. wohl, aus ungebrannten Backſteinen ohne
Asphalt).
236. Die Babyloniſchen Bauwerke zerfallen in
zwei Claſſen. Erſtens aͤltere der einheimiſchen Dyna-
ſtieen. Dazu gehoͤren die Anlagen der weſtlichen Seite,
wo ſich das Alte Babylon mit unabſehbar langen ſich
rechtwinklich durchſchneidenden Straßen ausbreitete, wo
die aͤltre Koͤnigsburg noch in einer Anhoͤhe
von Backſteinen erkennbar iſt, und wo auch der große
Tempel des Baal, der Thurm zu Babel, lag, der
in Birs Nimrod durch deſſen Groͤße und terraſſenfoͤr-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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