Cultushandlungen. Opfer; das Thier zerstückelt; Thierschenkel, Geflügel, mit Früchten und Blumen auf den Opfer- tisch gelegt; Rauchgefäße auf künstlichen Händen -- Adoratio- nen von Göttern und heiligen Thieren (z. B. einer heiligen Kuh, Minut. Tf. 30, 2.) -- Weihungen von Pharaonen durch Be- gießung mit heiligem Wasser, durch Aufsetzung heiliger Mützen -- Processionen (wie sie Appulej. Met. XI. beschreibt), wobei auch der Gott umhergetragen wird (vehitur ferculo, Ma- crob. Sat. i, 23); namentlich die große komasia mit Ammons- schiff nach den Memnonien auf der Libyschen Seite hinüber (welche wahrscheinlich Meroe Nichts anging; neue Aufschlüsse darüber giebt die Proceßakte bei Peyron). S. das Relief von Karnak, Descr. T. iii. pl. 32. 33., vgl. das von Philä, i. pl. 11. Minutoli Tf. 20 u. Aa. -- Der König, der den Göttern Reihen von Opferthieren, Hekatomben, zuführt, Hierogl. pl. 61. -- Oft sind sehr zahlreiche Götterversammlungen angestellt, wie Hierogl. pl. 67. -- Dabei sind nun durchaus die anbetenden, opfernden Personen conventionelle Porträte, und bezeichnen bestimmte historische Personen. Daher z. B. in einem T. von Klein-Diospo- lis, welchen Kleopatra als Vormund des minderjährigen Ptolem. V. Philometor geweiht, in diesen Reliefs die Königin stets dem König vorantritt (wie Salt Essay p. 7. bemerkt hat). Sehr häufig betreffen aber auch diese Oblationen nicht die Consecration des Tempels, son- dern sind bloße Akte der Huldigung (proskunemata, wie sie in unzähligen Aegyptischen und Nubischen Inschr. heißen, von denen Niebuhr u. Letronne zu Gau's Antiq. de la Nubie handeln) wobei man für Opfer und Gaben Priestertitel empfängt (s. beson- ders die Inschr. von Gartasse bei Nieb. p. 13.), welche in den Bildwerken ohne Zweifel besonders durch die Mützen der Darbrin- ger bezeichnet werden. S. Heeren Ideen ii, 1. S. 388.
Die mythologische Hauptscene ist wohl immer das berühmte Relief von Karnak (Descr. iii. pl. 64. bei Guigniaut pl. 32.), wo dem Osiris das verlorne Glied zurückgebracht wird, und Horus zugleich den Typhon für die Entreißung straft, aber auch hier ist ein Pharao mit Darbringungen dabei. Vgl. die Dar- stellung aus Philä, Hierogl. 68. Ebenso, wenn die den Ho- rus saugende Isis, wenn der Horus oder Sperber auf der Lotos- blume zwischen dem feindlichen Typhon und schützenden Kneph vor- gestellt wird, geschieht dies gewiß immer deswegen, weil Isis grade als Mutter, Horus grade als angegriffen und vertheidigt Gegenstand einer Adoration und Darbringung sind.
4. Todtenschicksal: Einbalsamirung durch Anubis -- Transport der Mumie nach der Todtenstadt am jenseitigen Nilufer
Anhang. Aegyptier
Cultushandlungen. Opfer; das Thier zerſtückelt; Thierſchenkel, Geflügel, mit Früchten und Blumen auf den Opfer- tiſch gelegt; Rauchgefäße auf künſtlichen Händen — Adoratio- nen von Göttern und heiligen Thieren (z. B. einer heiligen Kuh, Minut. Tf. 30, 2.) — Weihungen von Pharaonen durch Be- gießung mit heiligem Waſſer, durch Aufſetzung heiliger Mützen — Proceſſionen (wie ſie Appulej. Met. XI. beſchreibt), wobei auch der Gott umhergetragen wird (vehitur ferculo, Ma- crob. Sat. i, 23); namentlich die große κωμασία mit Ammons- ſchiff nach den Memnonien auf der Libyſchen Seite hinüber (welche wahrſcheinlich Meroe Nichts anging; neue Aufſchlüſſe darüber giebt die Proceßakte bei Peyron). S. das Relief von Karnak, Descr. T. iii. pl. 32. 33., vgl. das von Philä, i. pl. 11. Minutoli Tf. 20 u. Aa. — Der König, der den Göttern Reihen von Opferthieren, Hekatomben, zuführt, Hierogl. pl. 61. — Oft ſind ſehr zahlreiche Götterverſammlungen angeſtellt, wie Hierogl. pl. 67. — Dabei ſind nun durchaus die anbetenden, opfernden Perſonen conventionelle Porträte, und bezeichnen beſtimmte hiſtoriſche Perſonen. Daher z. B. in einem T. von Klein-Diospo- lis, welchen Kleopatra als Vormund des minderjährigen Ptolem. V. Philometor geweiht, in dieſen Reliefs die Königin ſtets dem König vorantritt (wie Salt Essay p. 7. bemerkt hat). Sehr häufig betreffen aber auch dieſe Oblationen nicht die Conſecration des Tempels, ſon- dern ſind bloße Akte der Huldigung (προςκυνήματα, wie ſie in unzähligen Aegyptiſchen und Nubiſchen Inſchr. heißen, von denen Niebuhr u. Letronne zu Gau’s Antiq. de la Nubie handeln) wobei man für Opfer und Gaben Prieſtertitel empfängt (ſ. beſon- ders die Inſchr. von Gartaſſe bei Nieb. p. 13.), welche in den Bildwerken ohne Zweifel beſonders durch die Mützen der Darbrin- ger bezeichnet werden. S. Heeren Ideen ii, 1. S. 388.
Die mythologiſche Hauptſcene iſt wohl immer das berühmte Relief von Karnak (Descr. iii. pl. 64. bei Guigniaut pl. 32.), wo dem Oſiris das verlorne Glied zurückgebracht wird, und Horus zugleich den Typhon für die Entreißung ſtraft, aber auch hier iſt ein Pharao mit Darbringungen dabei. Vgl. die Dar- ſtellung aus Philä, Hierogl. 68. Ebenſo, wenn die den Ho- rus ſaugende Iſis, wenn der Horus oder Sperber auf der Lotos- blume zwiſchen dem feindlichen Typhon und ſchützenden Kneph vor- geſtellt wird, geſchieht dies gewiß immer deswegen, weil Iſis grade als Mutter, Horus grade als angegriffen und vertheidigt Gegenſtand einer Adoration und Darbringung ſind.
4. Todtenſchickſal: Einbalſamirung durch Anubis — Transport der Mumie nach der Todtenſtadt am jenſeitigen Nilufer
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Cultushandlungen. Opfer; das Thier zerſtückelt;
Thierſchenkel, Geflügel, mit Früchten und Blumen auf den Opfer-
tiſch gelegt; Rauchgefäße auf künſtlichen Händen — Adoratio-
nen von Göttern und heiligen Thieren (z. B. einer heiligen Kuh,
Minut. Tf. 30, 2.) — Weihungen von Pharaonen durch Be-
gießung mit heiligem Waſſer, durch Aufſetzung heiliger
Mützen — Proceſſionen (wie ſie Appulej. Met. XI. beſchreibt),
wobei auch der Gott umhergetragen wird (vehitur ferculo, Ma-
crob. Sat. i, 23); namentlich die große κωμασία mit Ammons-
ſchiff nach den Memnonien auf der Libyſchen Seite hinüber (welche
wahrſcheinlich Meroe Nichts anging; neue Aufſchlüſſe darüber giebt
die Proceßakte bei Peyron). S. das Relief von Karnak, Descr.
T. iii. pl. 32. 33., vgl. das von Philä, i. pl. 11. Minutoli
Tf. 20 u. Aa. — Der König, der den Göttern Reihen von
Opferthieren, Hekatomben, zuführt, Hierogl. pl. 61. — Oft
ſind ſehr zahlreiche Götterverſammlungen angeſtellt, wie Hierogl.
pl. 67. — Dabei ſind nun durchaus die anbetenden, opfernden
Perſonen conventionelle Porträte, und bezeichnen beſtimmte
hiſtoriſche Perſonen. Daher z. B. in einem T. von Klein-Diospo-
lis, welchen Kleopatra als Vormund des minderjährigen Ptolem. V.
Philometor geweiht, in dieſen Reliefs die Königin ſtets dem König
vorantritt (wie Salt Essay p. 7. bemerkt hat). Sehr häufig betreffen
aber auch dieſe Oblationen nicht die Conſecration des Tempels, ſon-
dern ſind bloße Akte der Huldigung (προςκυνήματα, wie ſie in
unzähligen Aegyptiſchen und Nubiſchen Inſchr. heißen, von denen
Niebuhr u. Letronne zu Gau’s Antiq. de la Nubie handeln)
wobei man für Opfer und Gaben Prieſtertitel empfängt (ſ. beſon-
ders die Inſchr. von Gartaſſe bei Nieb. p. 13.), welche in den
Bildwerken ohne Zweifel beſonders durch die Mützen der Darbrin-
ger bezeichnet werden. S. Heeren Ideen ii, 1. S. 388.
Die mythologiſche Hauptſcene iſt wohl immer das
berühmte Relief von Karnak (Descr. iii. pl. 64. bei Guigniaut
pl. 32.), wo dem Oſiris das verlorne Glied zurückgebracht wird,
und Horus zugleich den Typhon für die Entreißung ſtraft, aber
auch hier iſt ein Pharao mit Darbringungen dabei. Vgl. die Dar-
ſtellung aus Philä, Hierogl. 68. Ebenſo, wenn die den Ho-
rus ſaugende Iſis, wenn der Horus oder Sperber auf der Lotos-
blume zwiſchen dem feindlichen Typhon und ſchützenden Kneph vor-
geſtellt wird, geſchieht dies gewiß immer deswegen, weil Iſis grade
als Mutter, Horus grade als angegriffen und vertheidigt Gegenſtand
einer Adoration und Darbringung ſind.
4. Todtenſchickſal: Einbalſamirung durch Anubis —
Transport der Mumie nach der Todtenſtadt am jenſeitigen Nilufer
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/271>, abgerufen am 24.11.2024.
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