Theseion noch das tectorium von Gyps), muß zur Milderung von Plinius Ausspruch: nulla gloria artificum nisi quitabu- las pinxere gebraucht werden.
3. S. Plin. xxxv, 1. 2. 11. 37. Vgl. das spätere Zeug- niß des Petronius c. 88.
4. Plin. xxxv, 32. Ebendarüber Vitruv vii, 5. Quam subtilitas artificis adiiciebat operibus auctoritatem, nunc dominicus sumptus efficit ne desideretur.
5. S. Vitruv vii, 5. über die Scene, welche Apaturios von Alabanda in einem kleinen Theater zu Tralles eingerichtet und ge- mahlt. Pro columnis signa, Centaurosque sustinentes signa etc. Ein Mathematiker Licinius veranlaßt die Zerstörung des Alabandischen Werks. Utinam dii immortales fecissent ut Licinius revivisceret!
6. Vitruvius spricht 1. von Nachbildungen architektonischer Details in Zimmern, als der ursprünglichsten Decoration in Far- ben. 2. von architektonischen Ansichten im Ganzen, nach der neuern Weise. 3. von den tragischen, komischen und satyrischen Scenen in größern Säälen (exedris). 4. landschaftlichen Bildern (varietates topiorum) in den ambulationes. 5. historischen Bildern (megalogra- phia), Göttergestalten, mythologischen Scenen; auch mit Landschaft (topiis) dabei, also einer Art Genre-Mahlerei. Von dem Cha- rakter der architektonischen Ansichten sagt er: Pinguntur tectoriis monstra potius quam ex rebus finitis imagines certae. Pro columnis enim statuuntur calami, pro fastigiis har- paginetuli striati cum crispis foliis et volutis; item can- delabra aedicularum sustinentia figuras etc. vii, 5.
7. Diese Bemerkung kann man überall machen, wo Architektur von der Sculptur (z. B. auch bei den Aegyptischen Capellchen aus einem Stein), noch mehr wo sie von der Mahlerei zur Decoration gebraucht wird.
8. Plin. xxxv, 37. 9. Ebd. Vgl. Lukian de dea Syr. 32.
210. Diesem Charakter der Kunst, wie er den Zeugnissen1 der alten Schriftsteller entnommen werden kann, entspre- chen völlig die sehr zahlreichen Denkmäler der Wandmah-
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Griechen. Fuͤnfte Periode.
Theſeion noch das tectorium von Gyps), muß zur Milderung von Plinius Ausſpruch: nulla gloria artificum nisi quitabu- las pinxere gebraucht werden.
3. S. Plin. xxxv, 1. 2. 11. 37. Vgl. das ſpätere Zeug- niß des Petronius c. 88.
4. Plin. xxxv, 32. Ebendarüber Vitruv vii, 5. Quam subtilitas artificis adiiciebat operibus auctoritatem, nunc dominicus sumptus efficit ne desideretur.
5. S. Vitruv vii, 5. über die Scene, welche Apaturios von Alabanda in einem kleinen Theater zu Tralles eingerichtet und ge- mahlt. Pro columnis signa, Centaurosque sustinentes signa etc. Ein Mathematiker Licinius veranlaßt die Zerſtörung des Alabandiſchen Werks. Utinam dii immortales fecissent ut Licinius revivisceret!
6. Vitruvius ſpricht 1. von Nachbildungen architektoniſcher Details in Zimmern, als der urſprünglichſten Decoration in Far- ben. 2. von architektoniſchen Anſichten im Ganzen, nach der neuern Weiſe. 3. von den tragiſchen, komiſchen und ſatyriſchen Scenen in größern Säälen (exedris). 4. landſchaftlichen Bildern (varietates topiorum) in den ambulationes. 5. hiſtoriſchen Bildern (megalogra- phia), Göttergeſtalten, mythologiſchen Scenen; auch mit Landſchaft (topiis) dabei, alſo einer Art Genre-Mahlerei. Von dem Cha- rakter der architektoniſchen Anſichten ſagt er: Pinguntur tectoriis monstra potius quam ex rebus finitis imagines certae. Pro columnis enim statuuntur calami, pro fastigiis har- paginetuli striati cum crispis foliis et volutis; item can- delabra aedicularum sustinentia figuras etc. vii, 5.
7. Dieſe Bemerkung kann man überall machen, wo Architektur von der Sculptur (z. B. auch bei den Aegyptiſchen Capellchen aus einem Stein), noch mehr wo ſie von der Mahlerei zur Decoration gebraucht wird.
8. Plin. xxxv, 37. 9. Ebd. Vgl. Lukian de dea Syr. 32.
210. Dieſem Charakter der Kunſt, wie er den Zeugniſſen1 der alten Schriftſteller entnommen werden kann, entſpre- chen voͤllig die ſehr zahlreichen Denkmaͤler der Wandmah-
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Griechen. Fuͤnfte Periode.
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von Plinius Ausſpruch: nulla gloria artificum nisi quitabu-
las pinxere gebraucht werden.
3. S. Plin. xxxv, 1. 2. 11. 37. Vgl. das ſpätere Zeug-
niß des Petronius c. 88.
4. Plin. xxxv, 32. Ebendarüber Vitruv vii, 5. Quam
subtilitas artificis adiiciebat operibus auctoritatem, nunc
dominicus sumptus efficit ne desideretur.
5. S. Vitruv vii, 5. über die Scene, welche Apaturios von
Alabanda in einem kleinen Theater zu Tralles eingerichtet und ge-
mahlt. Pro columnis signa, Centaurosque sustinentes
signa etc. Ein Mathematiker Licinius veranlaßt die Zerſtörung
des Alabandiſchen Werks. Utinam dii immortales fecissent
ut Licinius revivisceret!
6. Vitruvius ſpricht 1. von Nachbildungen architektoniſcher
Details in Zimmern, als der urſprünglichſten Decoration in Far-
ben. 2. von architektoniſchen Anſichten im Ganzen,
nach der neuern Weiſe. 3. von den tragiſchen, komiſchen
und ſatyriſchen Scenen in größern Säälen (exedris).
4. landſchaftlichen Bildern (varietates topiorum) in
den ambulationes. 5. hiſtoriſchen Bildern (megalogra-
phia), Göttergeſtalten, mythologiſchen Scenen; auch mit Landſchaft
(topiis) dabei, alſo einer Art Genre-Mahlerei. Von dem Cha-
rakter der architektoniſchen Anſichten ſagt er: Pinguntur tectoriis
monstra potius quam ex rebus finitis imagines certae.
Pro columnis enim statuuntur calami, pro fastigiis har-
paginetuli striati cum crispis foliis et volutis; item can-
delabra aedicularum sustinentia figuras etc. vii, 5.
7. Dieſe Bemerkung kann man überall machen, wo Architektur
von der Sculptur (z. B. auch bei den Aegyptiſchen Capellchen aus
einem Stein), noch mehr wo ſie von der Mahlerei zur Decoration
gebraucht wird.
8. Plin. xxxv, 37. 9. Ebd. Vgl. Lukian de dea
Syr. 32.
210. Dieſem Charakter der Kunſt, wie er den Zeugniſſen
der alten Schriftſteller entnommen werden kann, entſpre-
chen voͤllig die ſehr zahlreichen Denkmaͤler der Wandmah-
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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/231>, abgerufen am 26.11.2024.
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