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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Griechen. Fünfte Periode.

c. Der Niederländische (Jonge
Notice sur le Cabinet des Medailles de S. M. le Roi des
Pays-Bas. Premier Supplement. 1824. p.
14), ein Sardonyr
von drei Lagen, der zweite an Größe, 10 Zoll hoch, trefflich ent-
worfen, aber viel schlechter, als die andern, ausgeführt. Mongez
pl. 29. Claudius als triumphirender Jupiter (nach dem Bri-
tannischen Siege); Messalina, Octavia u. Britannicus auf dem
Wagen, welchen Centauren als tropaiophoroi führen. Victoria.

Andre Werke dieser an schönen Kameen sehr fruchtbaren Zeit,
bei Mongez u. Eckhel pl. 2. 5. 7 -- 12. Köhler, Abh. über
zwei Gemmen der KK. Sammlung zu Wien, u. über Bildnisse
der Julia Augusta.

3. Durchgängig beinah findet man, daß der Leib im Verhält-
niß gegen die Beine verlängert ist; daß dies zur Römischen Natio-
nalbildung gehöre, bemerkt von Rumohr Ital. Forschungen i. S. 78.

201. In den Münzen, besonders den vom Senat1
geschlagnen Bronze-Medaillen, der Kaiser des Julischen
und Flavischen Geschlechts erscheint die Kunst auf gleicher
Höhe bleibend; die Köpfe sind durchaus lebensvoll, charak-2
teristisch und edel aufgefaßt, die Reverse seltner aber
doch auch bisweilen, besonders auf Neronischen Bronzen,
von vollkommner Ausführung. Die mythologischen Ge-3
stalten werden in dieser Zeit schon allgemein auf eine her-
kömmliche, flüchtige Weise behandelt; alle Kunst concen-
trirt sich in Porträtirung.

1. Die Abbildung bei Mediobarbus, Strada sind, wie die ver-
rufnen Golzischen, unzuverlässig; nach Eckhel auch die schönen Dar-
stellungen in Gori's Museum Florentinum. Zuverlässiger die
bei Patinus, Banduri, Morelli.


202. Unter Trajanus sind die Reliefs der Säule1
gearbeitet, welche seinen Sieg über die Dacier feiern.
Kräftige Gestalten, in natürlichen angemessenen Stellungen,2
Charakter und Ausdruck in den Gesichtern, sinnreiche Mo-

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Griechen. Fuͤnfte Periode.

c. Der Niederländiſche (Jonge
Notice sur le Cabinet des Médailles de S. M. le Roi des
Pays-Bas. Premier Supplément. 1824. p.
14), ein Sardonyr
von drei Lagen, der zweite an Größe, 10 Zoll hoch, trefflich ent-
worfen, aber viel ſchlechter, als die andern, ausgeführt. Mongez
pl. 29. Claudius als triumphirender Jupiter (nach dem Bri-
tanniſchen Siege); Meſſalina, Octavia u. Britannicus auf dem
Wagen, welchen Centauren als τροπαιοφόροι führen. Victoria.

Andre Werke dieſer an ſchönen Kameen ſehr fruchtbaren Zeit,
bei Mongez u. Eckhel pl. 2. 5. 7 — 12. Köhler, Abh. über
zwei Gemmen der KK. Sammlung zu Wien, u. über Bildniſſe
der Julia Auguſta.

3. Durchgängig beinah findet man, daß der Leib im Verhält-
niß gegen die Beine verlängert iſt; daß dies zur Römiſchen Natio-
nalbildung gehöre, bemerkt von Rumohr Ital. Forſchungen i. S. 78.

201. In den Muͤnzen, beſonders den vom Senat1
geſchlagnen Bronze-Medaillen, der Kaiſer des Juliſchen
und Flaviſchen Geſchlechts erſcheint die Kunſt auf gleicher
Hoͤhe bleibend; die Koͤpfe ſind durchaus lebensvoll, charak-2
teriſtiſch und edel aufgefaßt, die Reverſe ſeltner aber
doch auch bisweilen, beſonders auf Neroniſchen Bronzen,
von vollkommner Ausfuͤhrung. Die mythologiſchen Ge-3
ſtalten werden in dieſer Zeit ſchon allgemein auf eine her-
koͤmmliche, fluͤchtige Weiſe behandelt; alle Kunſt concen-
trirt ſich in Portraͤtirung.

1. Die Abbildung bei Mediobarbus, Strada ſind, wie die ver-
rufnen Golziſchen, unzuverläſſig; nach Eckhel auch die ſchönen Dar-
ſtellungen in Gori’s Museum Florentinum. Zuverläſſiger die
bei Patinus, Banduri, Morelli.


202. Unter Trajanus ſind die Reliefs der Saͤule1
gearbeitet, welche ſeinen Sieg uͤber die Dacier feiern.
Kraͤftige Geſtalten, in natuͤrlichen angemeſſenen Stellungen,2
Charakter und Ausdruck in den Geſichtern, ſinnreiche Mo-

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[195/0217] Griechen. Fuͤnfte Periode. c. Der Niederländiſche (Jonge Notice sur le Cabinet des Médailles de S. M. le Roi des Pays-Bas. Premier Supplément. 1824. p. 14), ein Sardonyr von drei Lagen, der zweite an Größe, 10 Zoll hoch, trefflich ent- worfen, aber viel ſchlechter, als die andern, ausgeführt. Mongez pl. 29. Claudius als triumphirender Jupiter (nach dem Bri- tanniſchen Siege); Meſſalina, Octavia u. Britannicus auf dem Wagen, welchen Centauren als τροπαιοφόροι führen. Victoria. Andre Werke dieſer an ſchönen Kameen ſehr fruchtbaren Zeit, bei Mongez u. Eckhel pl. 2. 5. 7 — 12. Köhler, Abh. über zwei Gemmen der KK. Sammlung zu Wien, u. über Bildniſſe der Julia Auguſta. 3. Durchgängig beinah findet man, daß der Leib im Verhält- niß gegen die Beine verlängert iſt; daß dies zur Römiſchen Natio- nalbildung gehöre, bemerkt von Rumohr Ital. Forſchungen i. S. 78. 201. In den Muͤnzen, beſonders den vom Senat geſchlagnen Bronze-Medaillen, der Kaiſer des Juliſchen und Flaviſchen Geſchlechts erſcheint die Kunſt auf gleicher Hoͤhe bleibend; die Koͤpfe ſind durchaus lebensvoll, charak- teriſtiſch und edel aufgefaßt, die Reverſe ſeltner aber doch auch bisweilen, beſonders auf Neroniſchen Bronzen, von vollkommner Ausfuͤhrung. Die mythologiſchen Ge- ſtalten werden in dieſer Zeit ſchon allgemein auf eine her- koͤmmliche, fluͤchtige Weiſe behandelt; alle Kunſt concen- trirt ſich in Portraͤtirung. 1 2 3 1. Die Abbildung bei Mediobarbus, Strada ſind, wie die ver- rufnen Golziſchen, unzuverläſſig; nach Eckhel auch die ſchönen Dar- ſtellungen in Gori’s Museum Florentinum. Zuverläſſiger die bei Patinus, Banduri, Morelli. 202. Unter Trajanus ſind die Reliefs der Saͤule gearbeitet, welche ſeinen Sieg uͤber die Dacier feiern. Kraͤftige Geſtalten, in natuͤrlichen angemeſſenen Stellungen, Charakter und Ausdruck in den Geſichtern, ſinnreiche Mo- 1 2 13*

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/217>, abgerufen am 27.04.2024.