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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Griechen. Dritte Periode.

2. Apollodoros pilon ephorei orthon Hesych. Zeuxis ver-
schenkt zuletzt seine Werke, weil unbezahlbar (Pl. xxxv, 36, 4.),
und nahm dagegen Geld für das Sehenlassen der Helena (Ael. V.
H. iv,
12). Parrhasios ist nach Art eines Satrapen stolz und
abrodiaitos, und behauptet, an den Gränzen der Kunst zu stehn.

3. Parrhasius pinxit et minoribus tabellis libidines eo
genere petulantis joci se reficiens.
Ein Beispiel Sueton
Tiber. 44. vgl. Eurip. Hippol. 1091. Klem. Alex. Protr. iv. p.
40. Vgl. §. 138.

4. Ephesos war in Agesilaos Zeit (95, 4.) voll von Mah-
lern, Xenoph. Hell. iii, 4, 17.

Zeuxis, von Herakleia, oder Ephesos (nach dem Hauptorte der
Schule, Tölken, Amalth. iii S. 123), etwa von 90 - 100. (nach
Plin. 95, 4; aber er mahlt für 400 Minen den Pallast des Ar-
chelaos, der 95, 3 starb, Aelian V. H. xiv, 7. vgl. Plin. xxxv,
36, 2), auch Thonarbeiter. Parrhasios, Euenors Sohn und
Schüler, von Ephesos, um 95. (Seneca Controv. v, 10. ist eine
bloße Fiction). Timanthes von Kythnos (Sikyon) um 95.
Kolotes von Teos, gleichzeitig. Pauson, der Mahler der
Häßlichkeit (Aristot.) um 95. (S. indeß Welcker im Tübinger Kunst-
blatt 1827. N. 82.). Euxenidas 95. Androkydes von Ky-
zikos 95 - 100. Eupompos von Sikyon 95 - 100. Brietes
von Sikyon um dieselbe Zeit.

138. Zeuxis, welcher in der Skiagraphie Apollo-1
doros Entdeckungen sich aneignete und weiter bildete (§.
135), und besonders gern einzelne Götter- und Heroen-
Figuren mahlte, scheint in der Darstellung weiblichen
Reizes (seine Helena zu Kroton) und erhabner Würde
(sein Zeus auf dem Thron von Göttern umgeben) gleich
ausgezeichnet gewesen zu sein; doch vermißt Aristoteles
(§. 134 Anm. 2.) in seinen Bildern das Ethos. Par-2
rhasios wußte seinen Bildern noch mehr Rundung zu
geben, und war viel reicher und mannigfaltiger in seinen
Schöpfungen; seine zahlreichen Götter- und Heroenbilder
(Theseus) erlangten ein kanonisches Ansehn in der Kunst.
Ihn überwand indeß im graphischen Agon der geistreiche3
Timanthes, in dessen Iphigenien-Opfer die Alten die

Griechen. Dritte Periode.

2. Apollodoros πῖλον ἐφόρει ὀρϑόν Heſych. Zeuxis ver-
ſchenkt zuletzt ſeine Werke, weil unbezahlbar (Pl. xxxv, 36, 4.),
und nahm dagegen Geld für das Sehenlaſſen der Helena (Ael. V.
H. iv,
12). Parrhaſios iſt nach Art eines Satrapen ſtolz und
ἁβροδίαιτος, und behauptet, an den Gränzen der Kunſt zu ſtehn.

3. Parrhasius pinxit et minoribus tabellis libidines eo
genere petulantis joci se reficiens.
Ein Beiſpiel Sueton
Tiber. 44. vgl. Eurip. Hippol. 1091. Klem. Alex. Protr. iv. p.
40. Vgl. §. 138.

4. Epheſos war in Ageſilaos Zeit (95, 4.) voll von Mah-
lern, Xenoph. Hell. iii, 4, 17.

Zeuxis, von Herakleia, oder Epheſos (nach dem Hauptorte der
Schule, Tölken, Amalth. iii S. 123), etwa von 90 – 100. (nach
Plin. 95, 4; aber er mahlt für 400 Minen den Pallaſt des Ar-
chelaos, der 95, 3 ſtarb, Aelian V. H. xiv, 7. vgl. Plin. xxxv,
36, 2), auch Thonarbeiter. Parrhaſios, Euenors Sohn und
Schüler, von Epheſos, um 95. (Seneca Controv. v, 10. iſt eine
bloße Fiction). Timanthes von Kythnos (Sikyon) um 95.
Kolotes von Teos, gleichzeitig. Pauſon, der Mahler der
Häßlichkeit (Ariſtot.) um 95. (S. indeß Welcker im Tübinger Kunſt-
blatt 1827. N. 82.). Euxenidas 95. Androkydes von Ky-
zikos 95 – 100. Eupompos von Sikyon 95 – 100. Brietes
von Sikyon um dieſelbe Zeit.

138. Zeuxis, welcher in der Skiagraphie Apollo-1
doros Entdeckungen ſich aneignete und weiter bildete (§.
135), und beſonders gern einzelne Goͤtter- und Heroen-
Figuren mahlte, ſcheint in der Darſtellung weiblichen
Reizes (ſeine Helena zu Kroton) und erhabner Wuͤrde
(ſein Zeus auf dem Thron von Goͤttern umgeben) gleich
ausgezeichnet geweſen zu ſein; doch vermißt Ariſtoteles
(§. 134 Anm. 2.) in ſeinen Bildern das Ethos. Par-2
rhaſios wußte ſeinen Bildern noch mehr Rundung zu
geben, und war viel reicher und mannigfaltiger in ſeinen
Schoͤpfungen; ſeine zahlreichen Goͤtter- und Heroenbilder
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[121/0143] Griechen. Dritte Periode. 2. Apollodoros πῖλον ἐφόρει ὀρϑόν Heſych. Zeuxis ver- ſchenkt zuletzt ſeine Werke, weil unbezahlbar (Pl. xxxv, 36, 4.), und nahm dagegen Geld für das Sehenlaſſen der Helena (Ael. V. H. iv, 12). Parrhaſios iſt nach Art eines Satrapen ſtolz und ἁβροδίαιτος, und behauptet, an den Gränzen der Kunſt zu ſtehn. 3. Parrhasius pinxit et minoribus tabellis libidines eo genere petulantis joci se reficiens. Ein Beiſpiel Sueton Tiber. 44. vgl. Eurip. Hippol. 1091. Klem. Alex. Protr. iv. p. 40. Vgl. §. 138. 4. Epheſos war in Ageſilaos Zeit (95, 4.) voll von Mah- lern, Xenoph. Hell. iii, 4, 17. Zeuxis, von Herakleia, oder Epheſos (nach dem Hauptorte der Schule, Tölken, Amalth. iii S. 123), etwa von 90 – 100. (nach Plin. 95, 4; aber er mahlt für 400 Minen den Pallaſt des Ar- chelaos, der 95, 3 ſtarb, Aelian V. H. xiv, 7. vgl. Plin. xxxv, 36, 2), auch Thonarbeiter. Parrhaſios, Euenors Sohn und Schüler, von Epheſos, um 95. (Seneca Controv. v, 10. iſt eine bloße Fiction). Timanthes von Kythnos (Sikyon) um 95. Kolotes von Teos, gleichzeitig. Pauſon, der Mahler der Häßlichkeit (Ariſtot.) um 95. (S. indeß Welcker im Tübinger Kunſt- blatt 1827. N. 82.). Euxenidas 95. Androkydes von Ky- zikos 95 – 100. Eupompos von Sikyon 95 – 100. Brietes von Sikyon um dieſelbe Zeit. 138. Zeuxis, welcher in der Skiagraphie Apollo- doros Entdeckungen ſich aneignete und weiter bildete (§. 135), und beſonders gern einzelne Goͤtter- und Heroen- Figuren mahlte, ſcheint in der Darſtellung weiblichen Reizes (ſeine Helena zu Kroton) und erhabner Wuͤrde (ſein Zeus auf dem Thron von Goͤttern umgeben) gleich ausgezeichnet geweſen zu ſein; doch vermißt Ariſtoteles (§. 134 Anm. 2.) in ſeinen Bildern das Ethos. Par- rhaſios wußte ſeinen Bildern noch mehr Rundung zu geben, und war viel reicher und mannigfaltiger in ſeinen Schoͤpfungen; ſeine zahlreichen Goͤtter- und Heroenbilder (Theſeus) erlangten ein kanoniſches Anſehn in der Kunſt. Ihn uͤberwand indeß im graphiſchen Agon der geiſtreiche Timanthes, in deſſen Iphigenien-Opfer die Alten die 1 2 3

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/143>, abgerufen am 28.04.2024.