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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.
per vestem. Plin. xxxiv, 19. 17. Straton Anth. Pal.
xii,
221. Eine sichre Nachbildung ist die, höchst edel gedachte,
Vaticanische Statue PioCl. iii, 49.

2. Polycles Hermaphr. nobilem fecit Pl. Zunächst ist
doch an dem berühmteren Künstler des Namens zu denken.

3. Von der Jokaste Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1.

5. Leochares Amyntas, Philipp, Alexander, Olympias u. Eu-
rydike aus Gold und Elfenbein, Paus. v, 20. Isokrates, Plut.
v. x. Oratt. Bryaxis Seleucus rex.

6. Die Kunst in Athen zu dieser Zeit können auch die Reliefs
am Choregischen Denkmal des Lysikrates (Ol. 111, 2)
-- Dionysos u. seine Satyrn, welche die Tyrrhener bändigen --
deutlich machen; Anlage, Zeichnung sind trefflich, der Ausdruck im
höchsten Grade lebendig, die Ausführung indeß schon minder sorg-
fältig. Stuart Antiq. V. i. p. 27. Meyer Gesch. Tf. 25--27.


1129. Wie die Ersten dieser Schule immer noch den
Geist des Phidias, nur in einer Verwandlung, in sich
tragen, und daher vorzugsweise ein inneres geistiges Le-
ben in Göttern oder andern mythischen Gestalten auszu-
drücken bemüht sind: so setzen dagegen besonders Euphra-
nor
und Lysippos die Schule des Polyklet, die Argivisch-
Sikyonische, fort: deren Augenmerk immer mehr auf kör-
perlichen Rhythmus und eine edle kräftige Wohlgestalt
2gerichtet war. Die Athletenbilder nahmen die Künstler
jetzt nicht mehr so wie früher in Anspruch, obgleich auch
sechs Statuen der Art als Werke des unglaublich thäti-
gen Lysippos angeführt werden; dagegen waren es beson-
ders idealisirte Porträte mächtiger Fürsten, welche die
Zeit forderte; diese Bildungen und die Gestalten der He-
roen beschäftigten die genannten Künstler am meisten,
obzwar beide auch herrliche Götterbilder aufstellten. Un-
3ter den Heroen wurde von Lysippos der Herakles-Charak-
ter auf eine neue Weise ausgebildet; die colossale Farne-
sische Statue darf benutzt werden ihn zu vergegenwärti-
4gen. In der Gestalt des Alexander wußte Lysippos selbst
den Fehlern Ausdruck zu verleihn, und, wie Plutarch

Hiſtoriſcher Theil.
per vestem. Plin. xxxiv, 19. 17. Straton Anth. Pal.
xii,
221. Eine ſichre Nachbildung iſt die, höchſt edel gedachte,
Vaticaniſche Statue PioCl. iii, 49.

2. Polycles Hermaphr. nobilem fecit Pl. Zunächſt iſt
doch an dem berühmteren Künſtler des Namens zu denken.

3. Von der Jokaſte Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1.

5. Leochares Amyntas, Philipp, Alexander, Olympias u. Eu-
rydike aus Gold und Elfenbein, Pauſ. v, 20. Iſokrates, Plut.
v. x. Oratt. Bryaxis Seleucus rex.

6. Die Kunſt in Athen zu dieſer Zeit können auch die Reliefs
am Choregiſchen Denkmal des Lyſikrates (Ol. 111, 2)
— Dionyſos u. ſeine Satyrn, welche die Tyrrhener bändigen —
deutlich machen; Anlage, Zeichnung ſind trefflich, der Ausdruck im
höchſten Grade lebendig, die Ausführung indeß ſchon minder ſorg-
fältig. Stuart Antiq. V. i. p. 27. Meyer Geſch. Tf. 25—27.


1129. Wie die Erſten dieſer Schule immer noch den
Geiſt des Phidias, nur in einer Verwandlung, in ſich
tragen, und daher vorzugsweiſe ein inneres geiſtiges Le-
ben in Goͤttern oder andern mythiſchen Geſtalten auszu-
druͤcken bemuͤht ſind: ſo ſetzen dagegen beſonders Euphra-
nor
und Lyſippos die Schule des Polyklet, die Argiviſch-
Sikyoniſche, fort: deren Augenmerk immer mehr auf koͤr-
perlichen Rhythmus und eine edle kraͤftige Wohlgeſtalt
2gerichtet war. Die Athletenbilder nahmen die Kuͤnſtler
jetzt nicht mehr ſo wie fruͤher in Anſpruch, obgleich auch
ſechs Statuen der Art als Werke des unglaublich thaͤti-
gen Lyſippos angefuͤhrt werden; dagegen waren es beſon-
ders idealiſirte Portraͤte maͤchtiger Fuͤrſten, welche die
Zeit forderte; dieſe Bildungen und die Geſtalten der He-
roen beſchaͤftigten die genannten Kuͤnſtler am meiſten,
obzwar beide auch herrliche Goͤtterbilder aufſtellten. Un-
3ter den Heroen wurde von Lyſippos der Herakles-Charak-
ter auf eine neue Weiſe ausgebildet; die coloſſale Farne-
ſiſche Statue darf benutzt werden ihn zu vergegenwaͤrti-
4gen. In der Geſtalt des Alexander wußte Lyſippos ſelbſt
den Fehlern Ausdruck zu verleihn, und, wie Plutarch

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[112/0134] Hiſtoriſcher Theil. per vestem. Plin. xxxiv, 19. 17. Straton Anth. Pal. xii, 221. Eine ſichre Nachbildung iſt die, höchſt edel gedachte, Vaticaniſche Statue PioCl. iii, 49. 2. Polycles Hermaphr. nobilem fecit Pl. Zunächſt iſt doch an dem berühmteren Künſtler des Namens zu denken. 3. Von der Jokaſte Plut. de aud. poet. 3. Quaest. Symp. v, 1. 5. Leochares Amyntas, Philipp, Alexander, Olympias u. Eu- rydike aus Gold und Elfenbein, Pauſ. v, 20. Iſokrates, Plut. v. x. Oratt. Bryaxis Seleucus rex. 6. Die Kunſt in Athen zu dieſer Zeit können auch die Reliefs am Choregiſchen Denkmal des Lyſikrates (Ol. 111, 2) — Dionyſos u. ſeine Satyrn, welche die Tyrrhener bändigen — deutlich machen; Anlage, Zeichnung ſind trefflich, der Ausdruck im höchſten Grade lebendig, die Ausführung indeß ſchon minder ſorg- fältig. Stuart Antiq. V. i. p. 27. Meyer Geſch. Tf. 25—27. 129. Wie die Erſten dieſer Schule immer noch den Geiſt des Phidias, nur in einer Verwandlung, in ſich tragen, und daher vorzugsweiſe ein inneres geiſtiges Le- ben in Goͤttern oder andern mythiſchen Geſtalten auszu- druͤcken bemuͤht ſind: ſo ſetzen dagegen beſonders Euphra- nor und Lyſippos die Schule des Polyklet, die Argiviſch- Sikyoniſche, fort: deren Augenmerk immer mehr auf koͤr- perlichen Rhythmus und eine edle kraͤftige Wohlgeſtalt gerichtet war. Die Athletenbilder nahmen die Kuͤnſtler jetzt nicht mehr ſo wie fruͤher in Anſpruch, obgleich auch ſechs Statuen der Art als Werke des unglaublich thaͤti- gen Lyſippos angefuͤhrt werden; dagegen waren es beſon- ders idealiſirte Portraͤte maͤchtiger Fuͤrſten, welche die Zeit forderte; dieſe Bildungen und die Geſtalten der He- roen beſchaͤftigten die genannten Kuͤnſtler am meiſten, obzwar beide auch herrliche Goͤtterbilder aufſtellten. Un- ter den Heroen wurde von Lyſippos der Herakles-Charak- ter auf eine neue Weiſe ausgebildet; die coloſſale Farne- ſiſche Statue darf benutzt werden ihn zu vergegenwaͤrti- gen. In der Geſtalt des Alexander wußte Lyſippos ſelbſt den Fehlern Ausdruck zu verleihn, und, wie Plutarch 1 2 3 4

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/134>, abgerufen am 28.04.2024.