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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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nirgends unabhängige Gleichheit 1. Wie aber das
Ganze in sich gegliedert, so soll es nach Außen
geschlossen
sein, und seine Befriedigung in sich
tragen. Die Dorier haben wenig Neigung zu em-
pfangen und sich anzuschließen, dagegen ein sehr festes
Streben, sich ab- und Fremdes auszuschließen 2. Da-
her später das Harte und Schroffe in der Erscheinung
der Dorier, die es am meisten geblieben waren 3.
Diese Selbständigkeit und Geschlossenheit wurde durch
Umstände zur Feindseligkeit; daher das Kampfrüstige
tief in der Dorischen Natur lag, wie es denn schon
auf die Gestaltung des Apollinischen Cultus Einfluß
hatte 4. Besonnene Tapferkeit war dem Dorismus
wesentlich 5. Wie aber Aeußerliches zu empfangen,
so war auch Aeußerliches mitzutheilen bei jener
Geschlossenheit kein vorwaltendes Bedürfniß, und zwar
für die Gesammtheit eben so wenig als für den Ein-
zelnen. Daher in der Rede, der poetischen wie unge-
bundnen, die Erzählung zurücksteht hinter dem Aus-
druck des Gefühls und Gedankens 6. Der Geist des
Doriers strebt sich zu concentriren und innerlich zu
sammeln; der Ausdruck bricht wie Funken aus der
Tiefe des Gemüths; daher die herrschende Wortkürze
und Sinnschwere der Rede 7. Das Bestreben ab-
zuschließen zeigt sich aber auch in der Zeit. Ueber-
all herscht die größte Anhänglichkeit an das Gegebne
und Gewordne, an der Väter Brauch und Sitte, an
den bestehenden Zustand 8. Das Gesicht des Dorischen
Stamms ist mehr nach der Vergangenheit als Zukunft

1 S. z. B. S. 277.
2 Vgl. S. 8, 1.
3 S.
188.
4 Bd. 2. S. 294.
5 Bd. 3. S. 249.
6 S.
383.
7 S. 386.
8 Womit das atolmon der Spart.
zusammenhängt.

nirgends unabhaͤngige Gleichheit 1. Wie aber das
Ganze in ſich gegliedert, ſo ſoll es nach Außen
geſchloſſen
ſein, und ſeine Befriedigung in ſich
tragen. Die Dorier haben wenig Neigung zu em-
pfangen und ſich anzuſchließen, dagegen ein ſehr feſtes
Streben, ſich ab- und Fremdes auszuſchließen 2. Da-
her ſpaͤter das Harte und Schroffe in der Erſcheinung
der Dorier, die es am meiſten geblieben waren 3.
Dieſe Selbſtaͤndigkeit und Geſchloſſenheit wurde durch
Umſtaͤnde zur Feindſeligkeit; daher das Kampfruͤſtige
tief in der Doriſchen Natur lag, wie es denn ſchon
auf die Geſtaltung des Apolliniſchen Cultus Einfluß
hatte 4. Beſonnene Tapferkeit war dem Dorismus
weſentlich 5. Wie aber Aeußerliches zu empfangen,
ſo war auch Aeußerliches mitzutheilen bei jener
Geſchloſſenheit kein vorwaltendes Beduͤrfniß, und zwar
fuͤr die Geſammtheit eben ſo wenig als fuͤr den Ein-
zelnen. Daher in der Rede, der poëtiſchen wie unge-
bundnen, die Erzaͤhlung zuruͤckſteht hinter dem Aus-
druck des Gefuͤhls und Gedankens 6. Der Geiſt des
Doriers ſtrebt ſich zu concentriren und innerlich zu
ſammeln; der Ausdruck bricht wie Funken aus der
Tiefe des Gemuͤths; daher die herrſchende Wortkuͤrze
und Sinnſchwere der Rede 7. Das Beſtreben ab-
zuſchließen zeigt ſich aber auch in der Zeit. Ueber-
all herſcht die groͤßte Anhaͤnglichkeit an das Gegebne
und Gewordne, an der Vaͤter Brauch und Sitte, an
den beſtehenden Zuſtand 8. Das Geſicht des Doriſchen
Stamms iſt mehr nach der Vergangenheit als Zukunft

1 S. z. B. S. 277.
2 Vgl. S. 8, 1.
3 S.
188.
4 Bd. 2. S. 294.
5 Bd. 3. S. 249.
6 S.
383.
7 S. 386.
8 Womit das ἄτολμον der Spart.
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[404/0410] nirgends unabhaͤngige Gleichheit 1. Wie aber das Ganze in ſich gegliedert, ſo ſoll es nach Außen geſchloſſen ſein, und ſeine Befriedigung in ſich tragen. Die Dorier haben wenig Neigung zu em- pfangen und ſich anzuſchließen, dagegen ein ſehr feſtes Streben, ſich ab- und Fremdes auszuſchließen 2. Da- her ſpaͤter das Harte und Schroffe in der Erſcheinung der Dorier, die es am meiſten geblieben waren 3. Dieſe Selbſtaͤndigkeit und Geſchloſſenheit wurde durch Umſtaͤnde zur Feindſeligkeit; daher das Kampfruͤſtige tief in der Doriſchen Natur lag, wie es denn ſchon auf die Geſtaltung des Apolliniſchen Cultus Einfluß hatte 4. Beſonnene Tapferkeit war dem Dorismus weſentlich 5. Wie aber Aeußerliches zu empfangen, ſo war auch Aeußerliches mitzutheilen bei jener Geſchloſſenheit kein vorwaltendes Beduͤrfniß, und zwar fuͤr die Geſammtheit eben ſo wenig als fuͤr den Ein- zelnen. Daher in der Rede, der poëtiſchen wie unge- bundnen, die Erzaͤhlung zuruͤckſteht hinter dem Aus- druck des Gefuͤhls und Gedankens 6. Der Geiſt des Doriers ſtrebt ſich zu concentriren und innerlich zu ſammeln; der Ausdruck bricht wie Funken aus der Tiefe des Gemuͤths; daher die herrſchende Wortkuͤrze und Sinnſchwere der Rede 7. Das Beſtreben ab- zuſchließen zeigt ſich aber auch in der Zeit. Ueber- all herſcht die groͤßte Anhaͤnglichkeit an das Gegebne und Gewordne, an der Vaͤter Brauch und Sitte, an den beſtehenden Zuſtand 8. Das Geſicht des Doriſchen Stamms iſt mehr nach der Vergangenheit als Zukunft 1 S. z. B. S. 277. 2 Vgl. S. 8, 1. 3 S. 188. 4 Bd. 2. S. 294. 5 Bd. 3. S. 249. 6 S. 383. 7 S. 386. 8 Womit das ἄτολμον der Spart. zuſammenhaͤngt.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/410>, abgerufen am 24.11.2024.