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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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auszubilden aufgefordert war. So blühte sicherlich an
keinem Orte Griechenlands die chorische Poesie so wie
zu Sparta 1, wie die kundigsten Zeugen beweisen, Ter-
pandros 2:

Da wo der Jünglinge Kraft und die fröhliche Musa zugleich
blüht,
Und auf dem Markte das Recht,

und Pindaros:

Wo den Rathschluß graue Weisheit und der Jüngling' Arm
den Speer preiswürdig lenket,
Und den Chor führt Dichtung und festliche Lust. 3

Auch gab es hier außer den fremden aber fast ansäßi-
gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphäos von
Kydonia 4, Simonides 5, mehr einheimische Lyriker
als irgendwo 6, von denen wir Spendon 7, Dionyso-
dotos 8, Xenodamos 9 und Gitiadas, der dieselbe
Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in
Hymnen besang 10, kennen. Und bei alle dem ist uns
kein Fragment Spartiatischer Lyrik, wenn man Alkman
ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben
angezeigten Grunde, weil eine gewisse Gleichmäßigkeit
in diesen Erzeugnissen -- wie in der ältern bildenden
Kunst -- kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch
mußte die moralische Kritik beschränkend wirken, mit

1 Vgl. oben S. 329. und die tetragonous khorous der La-
konisten, Ath. 4, 181 c. aus Timäos.
2 Bei Plut. Lyk. 21.
3 Ebd. Frgm. inc. 110 Bh.
4 Aelian V. G. 12, 50.
5 Oben Bd. 2. S. 132, 7.
6 Nach Athen. 14, 632 f.
7 Plut. Lyk. 28.
8 Sosibios bei Ath. 15, 678 b.
9 Oben
S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in
Anschlag bringen.
10 Paus. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus
(Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem
Epiker Areios, bei Paus. 3, 13, 5. wenn dieser existirte.

auszubilden aufgefordert war. So bluͤhte ſicherlich an
keinem Orte Griechenlands die choriſche Poëſie ſo wie
zu Sparta 1, wie die kundigſten Zeugen beweiſen, Ter-
pandros 2:

Da wo der Juͤnglinge Kraft und die froͤhliche Muſa zugleich
bluͤht,
Und auf dem Markte das Recht,

und Pindaros:

Wo den Rathſchluß graue Weisheit und der Juͤngling’ Arm
den Speer preiswuͤrdig lenket,
Und den Chor fuͤhrt Dichtung und feſtliche Luſt. 3

Auch gab es hier außer den fremden aber faſt anſaͤßi-
gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphaͤos von
Kydonia 4, Simonides 5, mehr einheimiſche Lyriker
als irgendwo 6, von denen wir Spendon 7, Dionyſo-
dotos 8, Xenodamos 9 und Gitiadas, der dieſelbe
Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in
Hymnen beſang 10, kennen. Und bei alle dem iſt uns
kein Fragment Spartiatiſcher Lyrik, wenn man Alkman
ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben
angezeigten Grunde, weil eine gewiſſe Gleichmaͤßigkeit
in dieſen Erzeugniſſen — wie in der aͤltern bildenden
Kunſt — kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch
mußte die moraliſche Kritik beſchraͤnkend wirken, mit

1 Vgl. oben S. 329. und die τετϱαγὠνους χοϱοὺς der La-
koniſten, Ath. 4, 181 c. aus Timaͤos.
2 Bei Plut. Lyk. 21.
3 Ebd. Frgm. inc. 110 Bh.
4 Aelian V. G. 12, 50.
5 Oben Bd. 2. S. 132, 7.
6 Nach Athen. 14, 632 f.
7 Plut. Lyk. 28.
8 Soſibios bei Ath. 15, 678 b.
9 Oben
S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in
Anſchlag bringen.
10 Pauſ. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus
(Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem
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[373/0379] auszubilden aufgefordert war. So bluͤhte ſicherlich an keinem Orte Griechenlands die choriſche Poëſie ſo wie zu Sparta 1, wie die kundigſten Zeugen beweiſen, Ter- pandros 2: Da wo der Juͤnglinge Kraft und die froͤhliche Muſa zugleich bluͤht, Und auf dem Markte das Recht, und Pindaros: Wo den Rathſchluß graue Weisheit und der Juͤngling’ Arm den Speer preiswuͤrdig lenket, Und den Chor fuͤhrt Dichtung und feſtliche Luſt. 3 Auch gab es hier außer den fremden aber faſt anſaͤßi- gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphaͤos von Kydonia 4, Simonides 5, mehr einheimiſche Lyriker als irgendwo 6, von denen wir Spendon 7, Dionyſo- dotos 8, Xenodamos 9 und Gitiadas, der dieſelbe Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in Hymnen beſang 10, kennen. Und bei alle dem iſt uns kein Fragment Spartiatiſcher Lyrik, wenn man Alkman ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben angezeigten Grunde, weil eine gewiſſe Gleichmaͤßigkeit in dieſen Erzeugniſſen — wie in der aͤltern bildenden Kunſt — kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch mußte die moraliſche Kritik beſchraͤnkend wirken, mit 1 Vgl. oben S. 329. und die τετϱαγὠνους χοϱοὺς der La- koniſten, Ath. 4, 181 c. aus Timaͤos. 2 Bei Plut. Lyk. 21. 3 Ebd. Frgm. inc. 110 Bh. 4 Aelian V. G. 12, 50. 5 Oben Bd. 2. S. 132, 7. 6 Nach Athen. 14, 632 f. 7 Plut. Lyk. 28. 8 Soſibios bei Ath. 15, 678 b. 9 Oben S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in Anſchlag bringen. 10 Pauſ. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus (Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem Epiker Ἄϱειος, bei Pauſ. 3, 13, 5. wenn dieſer exiſtirte.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/379>, abgerufen am 26.11.2024.