herrschen Krotoniaten im Stadion, unter denen Tisikrates und Astylos den ganzen Zeitraum von 71 bis 75. einnehmen. Zur felben Zeit siegte drei mal zu Pytho der windschnelle Phayllos, der auch in dem Wettkampf allseitiger Gewandtheit, dem Pentathlon, aber darin wieder besonders im Sprunge 1, das Wunder seiner Zeit war -- zugleich ein Kriegsheld und Athlet. Zu gleicher Zeit bestand in Kroton eine Schu- le von Ringern, deren Krone und Blüthe Milon war, der, von Olymp. 62. an, fast in jedem der vier Haupt- spiele öfter gesiegt als irgend ein Hellene. Es war aber ganz dieselbe Zeit, da die Philosophie des Pytha- goras die öffentlichen Angelegenheiten von Kroton lei- tete und die Sitten richtete, und in der Kroton durch seine Krieger und Athleten ganz Hellas überglänzte 2; Milon selbst, die Fabel der Nachwelt, war zugleich Weiser und Held. Als sei hier die sinnliche Natur der geisti- gen Kraft dienstbar und folgsam geworden, war da- mals Gesundheit und Kraft in Kroton einheimisch; der Olympionike Philippos, ein Freund des Spartiaten Dorieus, galt als der schönste der Hellenen 3. Aber die Eroberung von Sybaris, die Zerstörung des Bun- des, die Annahme der Achäischen Verfassung endlich machten bald diesem Leben, in welchem das Ideale real geworden zu sein schien, ein Ende, und mit Olymp. 75. verliert Kroton, ohne bedeutende äußerliche Ver- änderung, diese Kraft des innern Lebens. -- Wenn übrigens die Athleten dieser Stadt in der Wahl der Uebungen den Grundsätzen Sparta's folgten, so war das Umgekehrte der Fall unter den Rhodiern, nament-
1 S. die Proverbien uper ta eskammena peda.
2 Str. 6, 262. vgl. Meiners Gesch. der Wiss. B. 3. K. 2.
3 Herod. 5, 47.
herrſchen Krotoniaten im Stadion, unter denen Tiſikrates und Aſtylos den ganzen Zeitraum von 71 bis 75. einnehmen. Zur felben Zeit ſiegte drei mal zu Pytho der windſchnelle Phayllos, der auch in dem Wettkampf allſeitiger Gewandtheit, dem Pentathlon, aber darin wieder beſonders im Sprunge 1, das Wunder ſeiner Zeit war — zugleich ein Kriegsheld und Athlet. Zu gleicher Zeit beſtand in Kroton eine Schu- le von Ringern, deren Krone und Bluͤthe Milon war, der, von Olymp. 62. an, faſt in jedem der vier Haupt- ſpiele oͤfter geſiegt als irgend ein Hellene. Es war aber ganz dieſelbe Zeit, da die Philoſophie des Pytha- goras die oͤffentlichen Angelegenheiten von Kroton lei- tete und die Sitten richtete, und in der Kroton durch ſeine Krieger und Athleten ganz Hellas uͤberglaͤnzte 2; Milon ſelbſt, die Fabel der Nachwelt, war zugleich Weiſer und Held. Als ſei hier die ſinnliche Natur der geiſti- gen Kraft dienſtbar und folgſam geworden, war da- mals Geſundheit und Kraft in Kroton einheimiſch; der Olympionike Philippos, ein Freund des Spartiaten Dorieus, galt als der ſchoͤnſte der Hellenen 3. Aber die Eroberung von Sybaris, die Zerſtoͤrung des Bun- des, die Annahme der Achaͤiſchen Verfaſſung endlich machten bald dieſem Leben, in welchem das Ideale real geworden zu ſein ſchien, ein Ende, und mit Olymp. 75. verliert Kroton, ohne bedeutende aͤußerliche Ver- aͤnderung, dieſe Kraft des innern Lebens. — Wenn uͤbrigens die Athleten dieſer Stadt in der Wahl der Uebungen den Grundſaͤtzen Sparta’s folgten, ſo war das Umgekehrte der Fall unter den Rhodiern, nament-
1 S. die Proverbien ὑπὲϱ τὰ ἐσκαμμένα πηδᾷ.
2 Str. 6, 262. vgl. Meiners Geſch. der Wiſſ. B. 3. K. 2.
3 Herod. 5, 47.
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herrſchen Krotoniaten im Stadion, unter denen
Tiſikrates und Aſtylos den ganzen Zeitraum von 71
bis 75. einnehmen. Zur felben Zeit ſiegte drei mal
zu Pytho der windſchnelle Phayllos, der auch in dem
Wettkampf allſeitiger Gewandtheit, dem Pentathlon,
aber darin wieder beſonders im Sprunge 1, das
Wunder ſeiner Zeit war — zugleich ein Kriegsheld und
Athlet. Zu gleicher Zeit beſtand in Kroton eine Schu-
le von Ringern, deren Krone und Bluͤthe Milon war,
der, von Olymp. 62. an, faſt in jedem der vier Haupt-
ſpiele oͤfter geſiegt als irgend ein Hellene. Es war
aber ganz dieſelbe Zeit, da die Philoſophie des Pytha-
goras die oͤffentlichen Angelegenheiten von Kroton lei-
tete und die Sitten richtete, und in der Kroton durch
ſeine Krieger und Athleten ganz Hellas uͤberglaͤnzte 2;
Milon ſelbſt, die Fabel der Nachwelt, war zugleich Weiſer
und Held. Als ſei hier die ſinnliche Natur der geiſti-
gen Kraft dienſtbar und folgſam geworden, war da-
mals Geſundheit und Kraft in Kroton einheimiſch; der
Olympionike Philippos, ein Freund des Spartiaten
Dorieus, galt als der ſchoͤnſte der Hellenen 3. Aber
die Eroberung von Sybaris, die Zerſtoͤrung des Bun-
des, die Annahme der Achaͤiſchen Verfaſſung endlich
machten bald dieſem Leben, in welchem das Ideale
real geworden zu ſein ſchien, ein Ende, und mit Olymp.
75. verliert Kroton, ohne bedeutende aͤußerliche Ver-
aͤnderung, dieſe Kraft des innern Lebens. — Wenn
uͤbrigens die Athleten dieſer Stadt in der Wahl der
Uebungen den Grundſaͤtzen Sparta’s folgten, ſo war
das Umgekehrte der Fall unter den Rhodiern, nament-
1 S. die Proverbien ὑπὲϱ τὰ ἐσκαμμένα πηδᾷ.
2 Str. 6, 262. vgl. Meiners Geſch. der Wiſſ. B. 3. K. 2.
3 Herod. 5, 47.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/314>, abgerufen am 24.11.2024.
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