Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.Akrotatos im Kriege gegen Pyrrhos kühne Thaten ge- 1 Plut. Pyrrh. 28. 2 kai polla men toiauta sun- ekhorei, Xen. Staat 1, 9. Spätere Schriftsteller reden oft fabel- haft davon, besonders Theodor. Graec. aff. 9. 3 S. 199. 4 S. das Apophth. des Geradates bei Plut. Lyk. 15. Lak. Ap. p. 225. vgl. Justin. 3, 3. Die nothoi bei Xen. H. 5, 3, 9., or- dentlich ein besonderer Stand, der aber an der Erziehung der Spartiaten Antheil hatte, sind wohl aus Verbindung verschiedner Stände hervorgegangen, gewiß nicht aus eigentlichem stuprum. Zu Rhodos hießen nach Schol. Eur. Alk. 992. die nothoi mastro- xenoi, d. h. solche, die bei einer öffentlichen Untersuchung (diapse- phisis in Athen) als unächte Bürger erfunden worden waren. Die Untersuchung leiteten vielleicht die mastroi, Hesych. vgl. Harpokr. masteres. 5 Herod. 5, 39. 40.
Akrotatos im Kriege gegen Pyrrhos kuͤhne Thaten ge- 1 Plut. Pyrrh. 28. 2 καὶ πολλὰ μὲν τοιαῦτα συν- εχὠϱει, Xen. Staat 1, 9. Spaͤtere Schriftſteller reden oft fabel- haft davon, beſonders Theodor. Graec. aff. 9. 3 S. 199. 4 S. das Apophth. des Geradates bei Plut. Lyk. 15. Lak. Ap. p. 225. vgl. Juſtin. 3, 3. Die νόθοι bei Xen. H. 5, 3, 9., or- dentlich ein beſonderer Stand, der aber an der Erziehung der Spartiaten Antheil hatte, ſind wohl aus Verbindung verſchiedner Staͤnde hervorgegangen, gewiß nicht aus eigentlichem stuprum. Zu Rhodos hießen nach Schol. Eur. Alk. 992. die νόθοι μαστϱό- ξενοι, d. h. ſolche, die bei einer oͤffentlichen Unterſuchung (διαψή- φισις in Athen) als unaͤchte Buͤrger erfunden worden waren. Die Unterſuchung leiteten vielleicht die μἀστϱοι, Heſych. vgl. Harpokr. μαστῆϱες. 5 Herod. 5, 39. 40.
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Akrotatos im Kriege gegen Pyrrhos kuͤhne Thaten ge-
than, begleiteten ihn die Frauen durch die Stadt und
der Aeltern Einige riefen ihm nach: Gehe, Akrotatos,
und freue dich der Chelidonis, und zeuge Sparta
wackre Soͤhne 1. — Hieran reiht ſich die Thatſache,
daß Lykurg in allerlei Faͤllen 2, von denen wir die be-
kannt gewordenen oben nahmhaft gemacht haben 3,
die ehelichen Pflichten auf einen andern zu uͤbertragen,
nicht blos geſtattete, ſondern anrieth: aber durchaus
nur immer ſo, daß einem nach Anſicht des Stammes
hoͤheren Zwecke, der Erhaltung der Familie, die Hei-
ligkeit des Ehebundes fuͤr eine gewiſſe Zeit aufgeopfert
wurde. Daß Herkommen und Sitte die Faͤlle genau
beſtimmten, und Willkuͤhr und Leidenſchaft dabei keines-
wegs freies Spiel hatten, geht ſchon aus der ſonſt be-
zeugten Seltenheit des Ehebruchs zu Sparta hervor 4;
aber jener Zweck rechtfertigte ſelbſt den Koͤnig Anaxan-
dridas, da er gegen alle Sitte des Volks mit zwei
Frauen lebte — ohne Zweifel in abgeſonderten Haͤu-
ſern 5. Auslaͤnderinnen zu ehlichen, war gewiß allen
Spartiaten unterſagt, aber den Herakliden insbeſon-
1 Plut. Pyrrh. 28.
2 καὶ πολλὰ μὲν τοιαῦτα συν-
εχὠϱει, Xen. Staat 1, 9. Spaͤtere Schriftſteller reden oft fabel-
haft davon, beſonders Theodor. Graec. aff. 9.
3 S. 199.
4 S. das Apophth. des Geradates bei Plut. Lyk. 15. Lak. Ap.
p. 225. vgl. Juſtin. 3, 3. Die νόθοι bei Xen. H. 5, 3, 9., or-
dentlich ein beſonderer Stand, der aber an der Erziehung der
Spartiaten Antheil hatte, ſind wohl aus Verbindung verſchiedner
Staͤnde hervorgegangen, gewiß nicht aus eigentlichem stuprum.
Zu Rhodos hießen nach Schol. Eur. Alk. 992. die νόθοι μαστϱό-
ξενοι, d. h. ſolche, die bei einer oͤffentlichen Unterſuchung (διαψή-
φισις in Athen) als unaͤchte Buͤrger erfunden worden waren. Die
Unterſuchung leiteten vielleicht die μἀστϱοι, Heſych. vgl. Harpokr.
μαστῆϱες.
5 Herod. 5, 39. 40.
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