sechzigsten des Lebens 1; bis dahin hieß der Mann (von phroura, Auszug) emphrouros, und durfte nicht ohne Erlaubniß der Obrigkeiten auswärts gehen 2. Unter diesen pflegte man indeß zuerst die jüngeren, die fünf und funfzigjährigen erst wenn die Stadt in Noth war, auszuheben 3; die Ephoren gaben im Namen der Ek- klesia die Jahre an, bis zu welchen die Dienstpflichtig- keit für einen einzelnen Fall reichte 4. Im Ganzen müssen aber Sparta's Heere ungemein viel greise Tria- rier enthalten haben, während in Athen die Verpflich- tung zum auswärtigen Dienst gewöhnlich mit dem drei- und zwanzigsten Jahre der Helikia (man rechnete von achtzehn an) 5 schloß; aber Sparta rechnete bei später Entwickelung auf ein gesundes und kräftiges Alter; die Zeit berathender Klugheit beginnt erst, wenn das Waf- fenalter schließt. Gegen das verbündete Heer der Ar- geier, Arkader, Athener waren Ol. 90, 3. alle Spar- tiaten 6 (alle emphrouroi nämlich) ausgezogen, aber von der Gränze sandten sie ein Sechstel des Heers zurück, die jüngern und die ältern, um die Heimat zu schützen 7.
2.
Beim Heereszuge und im Treffen suchte die Spartiatische Schlange dem Feinde ihre Stärke zu verbergen; daher die Aushebung eilig von den Epho- ren angeordnet wurde, und der Auszug öfter zur Nachtzeit geschah 8; auch war die Tiefe der Stellung des Heers
1 Agesilaos, 62 Jahr alt nach Xenophons Rechnung, war nicht mehr emphrouros. Hell. 5, 4, 13. Plut. Ages. 24.
2 Isokr. Busir. 8. (citirt von Harpokr. kai gar to) wo makhimos offenbar für emphrouros steht. Vgl. Xen. Staat 5, 7.
3 Xen. Hell. 6, 4, 17.
4 Xen. Staat 11, 2. vgl. oben S. 122, 8.
5 Darüber Petit legg. Att. 8, 1. p. 548. aber viel besser Böckh in einem Progr. der Berl. Univ. 1819.
6 Die Periöken konn- ten wohl bei dem schnellen Aufgebot des Heeres nicht zugezogen werden.
7 Thuk. 5, 64.
8 Herod. 9, 10.
ſechzigſten des Lebens 1; bis dahin hieß der Mann (von φρουϱὰ, Auszug) ἔμφϱουϱος, und durfte nicht ohne Erlaubniß der Obrigkeiten auswaͤrts gehen 2. Unter dieſen pflegte man indeß zuerſt die juͤngeren, die fuͤnf und funfzigjaͤhrigen erſt wenn die Stadt in Noth war, auszuheben 3; die Ephoren gaben im Namen der Ek- kleſia die Jahre an, bis zu welchen die Dienſtpflichtig- keit fuͤr einen einzelnen Fall reichte 4. Im Ganzen muͤſſen aber Sparta’s Heere ungemein viel greiſe Tria- rier enthalten haben, waͤhrend in Athen die Verpflich- tung zum auswaͤrtigen Dienſt gewoͤhnlich mit dem drei- und zwanzigſten Jahre der Helikia (man rechnete von achtzehn an) 5 ſchloß; aber Sparta rechnete bei ſpaͤter Entwickelung auf ein geſundes und kraͤftiges Alter; die Zeit berathender Klugheit beginnt erſt, wenn das Waf- fenalter ſchließt. Gegen das verbuͤndete Heer der Ar- geier, Arkader, Athener waren Ol. 90, 3. alle Spar- tiaten 6 (alle ἔμφρουροι naͤmlich) ausgezogen, aber von der Graͤnze ſandten ſie ein Sechstel des Heers zuruͤck, die juͤngern und die aͤltern, um die Heimat zu ſchuͤtzen 7.
2.
Beim Heereszuge und im Treffen ſuchte die Spartiatiſche Schlange dem Feinde ihre Staͤrke zu verbergen; daher die Aushebung eilig von den Epho- ren angeordnet wurde, und der Auszug oͤfter zur Nachtzeit geſchah 8; auch war die Tiefe der Stellung des Heers
1 Ageſilaos, 62 Jahr alt nach Xenophons Rechnung, war nicht mehr ἔμφϱουϱος. Hell. 5, 4, 13. Plut. Ageſ. 24.
2 Iſokr. Buſir. 8. (citirt von Harpokr. ϰαὶ γὰϱ τὸ) wo μάχιμος offenbar fuͤr ἔμφϱουϱος ſteht. Vgl. Xen. Staat 5, 7.
3 Xen. Hell. 6, 4, 17.
4 Xen. Staat 11, 2. vgl. oben S. 122, 8.
5 Daruͤber Petit legg. Att. 8, 1. p. 548. aber viel beſſer Boͤckh in einem Progr. der Berl. Univ. 1819.
6 Die Perioͤken konn- ten wohl bei dem ſchnellen Aufgebot des Heeres nicht zugezogen werden.
7 Thuk. 5, 64.
8 Herod. 9, 10.
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ſechzigſten des Lebens 1; bis dahin hieß der Mann
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dieſen pflegte man indeß zuerſt die juͤngeren, die fuͤnf
und funfzigjaͤhrigen erſt wenn die Stadt in Noth war,
auszuheben 3; die Ephoren gaben im Namen der Ek-
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tung zum auswaͤrtigen Dienſt gewoͤhnlich mit dem drei-
und zwanzigſten Jahre der Helikia (man rechnete von
achtzehn an) 5 ſchloß; aber Sparta rechnete bei ſpaͤter
Entwickelung auf ein geſundes und kraͤftiges Alter; die
Zeit berathender Klugheit beginnt erſt, wenn das Waf-
fenalter ſchließt. Gegen das verbuͤndete Heer der Ar-
geier, Arkader, Athener waren Ol. 90, 3. alle Spar-
tiaten 6 (alle ἔμφρουροι naͤmlich) ausgezogen, aber von
der Graͤnze ſandten ſie ein Sechstel des Heers zuruͤck,
die juͤngern und die aͤltern, um die Heimat zu ſchuͤtzen 7.
2.
Beim Heereszuge und im Treffen ſuchte die
Spartiatiſche Schlange dem Feinde ihre Staͤrke zu
verbergen; daher die Aushebung eilig von den Epho-
ren angeordnet wurde, und der Auszug oͤfter zur Nachtzeit
geſchah 8; auch war die Tiefe der Stellung des Heers
1 Ageſilaos, 62 Jahr alt nach Xenophons Rechnung, war
nicht mehr ἔμφϱουϱος. Hell. 5, 4, 13. Plut. Ageſ. 24.
2 Iſokr.
Buſir. 8. (citirt von Harpokr. ϰαὶ γὰϱ τὸ) wo μάχιμος offenbar
fuͤr ἔμφϱουϱος ſteht. Vgl. Xen. Staat 5, 7.
3 Xen. Hell.
6, 4, 17.
4 Xen. Staat 11, 2. vgl. oben S. 122, 8.
5 Daruͤber Petit legg. Att. 8, 1. p. 548. aber viel beſſer Boͤckh
in einem Progr. der Berl. Univ. 1819.
6 Die Perioͤken konn-
ten wohl bei dem ſchnellen Aufgebot des Heeres nicht zugezogen
werden.
7 Thuk. 5, 64.
8 Herod. 9, 10.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/238>, abgerufen am 16.02.2025.
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