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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824.

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Gesetz sonst untersagte, derselben Person diese Gewalt
öfter zu verleihen 1, und wurde als solcher niemals
geschlagen 2; das Volk überließ ihm lange mit schönem
Vertrauen die Oberleitung des gesammten Staats 3.
Wie aber hernach, als solche Männer zur Leitung der
Menge fehlten, und das früh keimende Sittenverderb-
niß, durch den Luxus der Natur hervorgerufen, durch
keine strengen Institute gezähmt, immer weiter um sich
griff, der Staat von Tarent so entartete, daß von
dem alten Dorismus, und namentlich von dem Cha-
rakter der Mutterstadt jede Spur verschwand, daher
er, wenn immer noch äußerlich mächtig und reich, doch
durch innere Ohnmacht, besonders wenn frecher Pöbel-
übermuth hinzukam 4, untergehn mußte, ist hinlänglich
bekannt.

1.

Von der Verfassung der Tarantinischen Colo-
nie Herakleia (Ol. 86, 4.) lehren die erhaltenen,
sonst so wichtigen, Urkunden im Ganzen wenig. Ein
Ephoros ist eponumos, fünf erwählte oristai sollen
das heilige Land des Dionysos schätzen und nach den
Regeln Etruskischer Agrimensoren vermessen auf
Beschluß der Volksversammlung 5, um, was davon
im Laufe der Zeit verloren gegangen, auszumitteln,
und das Uebrige zu sichern. Der Staat, zwei Polia-

1 Diog. L. 8, 79. sechsmal nach Aelian V. G. 7, 14. vgl.
3, 17.
2 Aristoxenos bei Diog. 8, 82.
3 Str. a. O.
Demosth. Erot. p. 1415 R. Plut. de educ. lib. 10. p. 28.
reip. ger. praec. 28. p.
191. vgl. Fabric. Bibl. Gr. ed. Harles.
2. p.
30.
4 Ueber die aselgeia und ubris der Tarentiner s.
besonders Dion. Hal. Ex. ed. Mai 17, 5. 7. -- Eine boule zu
Tarent, deren probouleuma zur Kriegserklärung nöthig, bei Liv.
8, 27. Volksversammlung über Krieg u. Frieden entscheidend, Diod.
19, 70. Plut. Pyrrh. 13. Cheirotonie derselben, Plut. Qu. Gr.
42. aus Theophrast.
5 vgl. oben S. 86, 6.
III. 12

Geſetz ſonſt unterſagte, derſelben Perſon dieſe Gewalt
oͤfter zu verleihen 1, und wurde als ſolcher niemals
geſchlagen 2; das Volk uͤberließ ihm lange mit ſchoͤnem
Vertrauen die Oberleitung des geſammten Staats 3.
Wie aber hernach, als ſolche Maͤnner zur Leitung der
Menge fehlten, und das fruͤh keimende Sittenverderb-
niß, durch den Luxus der Natur hervorgerufen, durch
keine ſtrengen Inſtitute gezaͤhmt, immer weiter um ſich
griff, der Staat von Tarent ſo entartete, daß von
dem alten Dorismus, und namentlich von dem Cha-
rakter der Mutterſtadt jede Spur verſchwand, daher
er, wenn immer noch aͤußerlich maͤchtig und reich, doch
durch innere Ohnmacht, beſonders wenn frecher Poͤbel-
uͤbermuth hinzukam 4, untergehn mußte, iſt hinlaͤnglich
bekannt.

1.

Von der Verfaſſung der Tarantiniſchen Colo-
nie Herakleia (Ol. 86, 4.) lehren die erhaltenen,
ſonſt ſo wichtigen, Urkunden im Ganzen wenig. Ein
Ephoros iſt ἐπώνυμος, fuͤnf erwaͤhlte ὁρισταὶ ſollen
das heilige Land des Dionyſos ſchaͤtzen und nach den
Regeln Etruskiſcher Agrimenſoren vermeſſen auf
Beſchluß der Volksverſammlung 5, um, was davon
im Laufe der Zeit verloren gegangen, auszumitteln,
und das Uebrige zu ſichern. Der Staat, zwei Polia-

1 Diog. L. 8, 79. ſechsmal nach Aelian V. G. 7, 14. vgl.
3, 17.
2 Ariſtoxenos bei Diog. 8, 82.
3 Str. a. O.
Demoſth. Εϱωτ. p. 1415 R. Plut. de educ. lib. 10. p. 28.
reip. ger. praec. 28. p.
191. vgl. Fabric. Bibl. Gr. ed. Harles.
2. p.
30.
4 Ueber die ἀσέλγεια und ὕβϱις der Tarentiner ſ.
beſonders Dion. Hal. Ex. ed. Mai 17, 5. 7. — Eine βουλὴ zu
Tarent, deren πϱοβούλευμα zur Kriegserklaͤrung noͤthig, bei Liv.
8, 27. Volksverſammlung uͤber Krieg u. Frieden entſcheidend, Diod.
19, 70. Plut. Pyrrh. 13. Cheirotonie derſelben, Plut. Qu. Gr.
42. aus Theophraſt.
5 vgl. oben S. 86, 6.
III. 12
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[177/0183] Geſetz ſonſt unterſagte, derſelben Perſon dieſe Gewalt oͤfter zu verleihen 1, und wurde als ſolcher niemals geſchlagen 2; das Volk uͤberließ ihm lange mit ſchoͤnem Vertrauen die Oberleitung des geſammten Staats 3. Wie aber hernach, als ſolche Maͤnner zur Leitung der Menge fehlten, und das fruͤh keimende Sittenverderb- niß, durch den Luxus der Natur hervorgerufen, durch keine ſtrengen Inſtitute gezaͤhmt, immer weiter um ſich griff, der Staat von Tarent ſo entartete, daß von dem alten Dorismus, und namentlich von dem Cha- rakter der Mutterſtadt jede Spur verſchwand, daher er, wenn immer noch aͤußerlich maͤchtig und reich, doch durch innere Ohnmacht, beſonders wenn frecher Poͤbel- uͤbermuth hinzukam 4, untergehn mußte, iſt hinlaͤnglich bekannt. 1. Von der Verfaſſung der Tarantiniſchen Colo- nie Herakleia (Ol. 86, 4.) lehren die erhaltenen, ſonſt ſo wichtigen, Urkunden im Ganzen wenig. Ein Ephoros iſt ἐπώνυμος, fuͤnf erwaͤhlte ὁρισταὶ ſollen das heilige Land des Dionyſos ſchaͤtzen und nach den Regeln Etruskiſcher Agrimenſoren vermeſſen auf Beſchluß der Volksverſammlung 5, um, was davon im Laufe der Zeit verloren gegangen, auszumitteln, und das Uebrige zu ſichern. Der Staat, zwei Polia- 1 Diog. L. 8, 79. ſechsmal nach Aelian V. G. 7, 14. vgl. 3, 17. 2 Ariſtoxenos bei Diog. 8, 82. 3 Str. a. O. Demoſth. Εϱωτ. p. 1415 R. Plut. de educ. lib. 10. p. 28. reip. ger. praec. 28. p. 191. vgl. Fabric. Bibl. Gr. ed. Harles. 2. p. 30. 4 Ueber die ἀσέλγεια und ὕβϱις der Tarentiner ſ. beſonders Dion. Hal. Ex. ed. Mai 17, 5. 7. — Eine βουλὴ zu Tarent, deren πϱοβούλευμα zur Kriegserklaͤrung noͤthig, bei Liv. 8, 27. Volksverſammlung uͤber Krieg u. Frieden entſcheidend, Diod. 19, 70. Plut. Pyrrh. 13. Cheirotonie derſelben, Plut. Qu. Gr. 42. aus Theophraſt. 5 vgl. oben S. 86, 6. III. 12

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 2. Breslau, 1824, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische03_1824/183>, abgerufen am 24.11.2024.