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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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schieden 1, die der Hermioneer Lasos Meliböa nannte.
Dazu kommen nun noch das Todtenopfer und die Trauer-
gebräuche des ersten Tages 2, die sonst Apollinischen
Festen fremd sind, nächtliche Festzüge 3 und manche
andere vereinzelte Spuren Cerealischer und Dionysi-
scher Symbole 4, die sich bei aufmerksamer Betrach-
tung leicht von den Apollinischen unterscheiden lassen.
Auch die Zeit des Festes ist abweichend. Es trifft nach
dem längsten Tage in den Spartanischen Hekatombeus,
der mit dem Attischen Hekatombäon gleichzeitig ist 5,
in die Zeit, wenn man auf Bithyniens Bergen den
Hylas ruft, und jedes zarte Leben das schmachtende
Haupt senkt.

Auf die Hyakinthien folgten im nächsten Monat,
wie es scheint, die Karneen, die ebenfalls dem Amy-
kläischen Gotte galten. Allein in diesen scheint gerade
Dorische Religion das Uebergewicht erhalten, und die
Natursymbolik, die im Hyakinthienfeste am Tage liegt,
verdrängt zu haben. Die Karneen waren, nach Allem
was wir wissen, durchaus ein Kriegerfest, und in der
Bedeutung den Attischen Boedromien vergleichbar. Auf
Naturleben deutet nichts darin, wenn nicht dunklere
Ceremonien des Agetes und der Karneaten 6. Dies

1 vgl. Hesych Poluboia.
2 Ein Todtencult war ja
auch den Attischen parthenoi `Uakinthides geweiht.
3 Eurip.
Helena 1490.
4 Epheukränze an den Hyakinthien nach Aristot
bei Macr. S. 1, 18. Daher vielleicht der Kisseus Ap. des
Aeschyl. bei Macr. 1, 18. vgl. Classic. Journ. 19. p. 111.
5 Hierin ist Manso Th. 3, 2. S. 201. mit Recht Dodwell beige-
treten, dessen Gründe auch mich überzeugen.
6 Hesych: Sta-
phulodromoi tines ton Karneaton parormontes tous epi
truge. Abweichend das Lex. Rhet. p. 205. Bekker. -- Ob die
aluroi umnoi auf Alkestis (Eurip. Alk. 462.) einen Bezug auf Re-
ligion (oben S. 320.) hatten, oder blos musisches Agonisma wa-
ren, lasse ich unentschieden.
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ſchieden 1, die der Hermioneer Laſos Meliboͤa nannte.
Dazu kommen nun noch das Todtenopfer und die Trauer-
gebraͤuche des erſten Tages 2, die ſonſt Apolliniſchen
Feſten fremd ſind, naͤchtliche Feſtzuͤge 3 und manche
andere vereinzelte Spuren Cerealiſcher und Dionyſi-
ſcher Symbole 4, die ſich bei aufmerkſamer Betrach-
tung leicht von den Apolliniſchen unterſcheiden laſſen.
Auch die Zeit des Feſtes iſt abweichend. Es trifft nach
dem laͤngſten Tage in den Spartaniſchen Hekatombeus,
der mit dem Attiſchen Hekatombaͤon gleichzeitig iſt 5,
in die Zeit, wenn man auf Bithyniens Bergen den
Hylas ruft, und jedes zarte Leben das ſchmachtende
Haupt ſenkt.

Auf die Hyakinthien folgten im naͤchſten Monat,
wie es ſcheint, die Karneen, die ebenfalls dem Amy-
klaͤiſchen Gotte galten. Allein in dieſen ſcheint gerade
Doriſche Religion das Uebergewicht erhalten, und die
Naturſymbolik, die im Hyakinthienfeſte am Tage liegt,
verdraͤngt zu haben. Die Karneen waren, nach Allem
was wir wiſſen, durchaus ein Kriegerfeſt, und in der
Bedeutung den Attiſchen Boedromien vergleichbar. Auf
Naturleben deutet nichts darin, wenn nicht dunklere
Ceremonien des Agetes und der Karneaten 6. Dies

1 vgl. Heſych Πολύβοια.
2 Ein Todtencult war ja
auch den Attiſchen πάϱϑενοι ῾ϒακινϑίδες geweiht.
3 Eurip.
Helena 1490.
4 Epheukraͤnze an den Hyakinthien nach Ariſtot
bei Macr. S. 1, 18. Daher vielleicht der Κισσεὺς Ἀπ. des
Aeſchyl. bei Macr. 1, 18. vgl. Classic. Journ. 19. p. 111.
5 Hierin iſt Manſo Th. 3, 2. S. 201. mit Recht Dodwell beige-
treten, deſſen Gruͤnde auch mich uͤberzeugen.
6 Heſych: Στα-
φυλοδϱόμοι τινὲς τῶν Καϱνεατῶν παϱοϱμῶντες τοὺς ἐπὶ
τϱύγῃ. Abweichend das Lex. Rhet. p. 205. Bekker. — Ob die
ἄλυϱοι ὕμνοι auf Alkeſtis (Eurip. Alk. 462.) einen Bezug auf Re-
ligion (oben S. 320.) hatten, oder blos muſiſches Agonisma wa-
ren, laſſe ich unentſchieden.
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[355/0385] ſchieden 1, die der Hermioneer Laſos Meliboͤa nannte. Dazu kommen nun noch das Todtenopfer und die Trauer- gebraͤuche des erſten Tages 2, die ſonſt Apolliniſchen Feſten fremd ſind, naͤchtliche Feſtzuͤge 3 und manche andere vereinzelte Spuren Cerealiſcher und Dionyſi- ſcher Symbole 4, die ſich bei aufmerkſamer Betrach- tung leicht von den Apolliniſchen unterſcheiden laſſen. Auch die Zeit des Feſtes iſt abweichend. Es trifft nach dem laͤngſten Tage in den Spartaniſchen Hekatombeus, der mit dem Attiſchen Hekatombaͤon gleichzeitig iſt 5, in die Zeit, wenn man auf Bithyniens Bergen den Hylas ruft, und jedes zarte Leben das ſchmachtende Haupt ſenkt. Auf die Hyakinthien folgten im naͤchſten Monat, wie es ſcheint, die Karneen, die ebenfalls dem Amy- klaͤiſchen Gotte galten. Allein in dieſen ſcheint gerade Doriſche Religion das Uebergewicht erhalten, und die Naturſymbolik, die im Hyakinthienfeſte am Tage liegt, verdraͤngt zu haben. Die Karneen waren, nach Allem was wir wiſſen, durchaus ein Kriegerfeſt, und in der Bedeutung den Attiſchen Boedromien vergleichbar. Auf Naturleben deutet nichts darin, wenn nicht dunklere Ceremonien des Agetes und der Karneaten 6. Dies 1 vgl. Heſych Πολύβοια. 2 Ein Todtencult war ja auch den Attiſchen πάϱϑενοι ῾ϒακινϑίδες geweiht. 3 Eurip. Helena 1490. 4 Epheukraͤnze an den Hyakinthien nach Ariſtot bei Macr. S. 1, 18. Daher vielleicht der Κισσεὺς Ἀπ. des Aeſchyl. bei Macr. 1, 18. vgl. Classic. Journ. 19. p. 111. 5 Hierin iſt Manſo Th. 3, 2. S. 201. mit Recht Dodwell beige- treten, deſſen Gruͤnde auch mich uͤberzeugen. 6 Heſych: Στα- φυλοδϱόμοι τινὲς τῶν Καϱνεατῶν παϱοϱμῶντες τοὺς ἐπὶ τϱύγῃ. Abweichend das Lex. Rhet. p. 205. Bekker. — Ob die ἄλυϱοι ὕμνοι auf Alkeſtis (Eurip. Alk. 462.) einen Bezug auf Re- ligion (oben S. 320.) hatten, oder blos muſiſches Agonisma wa- ren, laſſe ich unentſchieden. 23 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/385>, abgerufen am 23.11.2024.