riode, und ordnete nach ihr die großen Apollo-Feste von Delphi, Kreta, Theben seit uralter Zeit an 1.
5.
Die bis hieher gegebenen Data überzeugen von einem ungemein consequenten Zusammenhange und einer sinnvollen Ordnung der Apollinischen Sühnfeste, sie ge- ben Fragmente eines Festkalenders, der ehemals gewiß noch in sich geschlossener war, aber durch die mannig- fache Combination des Griechischen Cultus auseinander gerissen und zerstückelt wurde. Besonders ist in den Attischen Festen Alles sehr durcheinander geworfen, auch ist oft dasselbe Fest gleichsam verdoppelt, und fin- det sich in verschiedenen Abschnitten des Jahres. Ein merkwürdiges Beispiel bietet sich gleich hier dar. Wie Munychion und Thargelion in der zweiten Jahreshälfte nebeneinander stehen, so Boedromion und Pyanepsion in der ersten. Der sechste Boedromion ist nun der Ar- temis Agrotera, der siebente ohne Zweifel dem Apollon Boedromios heilig, dem streitbaren, kampfrüstigen Gotte, der also in der Idee dem Delphinios, das Fest den Delphinien entspricht. Die Pyanepsien aber sind den Thargelien sehr ähnlich; die an ihnen umgetragene Ei- resione 2 erinnert an Daphnephorien, nur dae, wie oben schon bemerkt, Dionysos-Religion von Naxos her- über -- denn Theseus soll sie nach der Heimkehr von den Inseln gestiftet haben -- hineingemischt ist, die für sich in den damit verbundenen Oschophorien hervortritt. So entsprechen sich denn also diese vier ebdomai des Jahrs auf diese Weise:
1 Ueber diese s. oben S. 202. 235. 242. 252. Vgl. über die alten ennaeterischen Pythischen Spiele Demetr. von Phaleron bei Eust. Od. 3. p. 1466. Rom. Schol. Od. 3, 267. Mai.
2 Auch diese trug stets ein pais amphithales, wie den Lorbeer. Auch das Kochen von Frchten ist den Thargellen und Pyanepsien gemein.
riode, und ordnete nach ihr die großen Apollo-Feſte von Delphi, Kreta, Theben ſeit uralter Zeit an 1.
5.
Die bis hieher gegebenen Data uͤberzeugen von einem ungemein conſequenten Zuſammenhange und einer ſinnvollen Ordnung der Apolliniſchen Suͤhnfeſte, ſie ge- ben Fragmente eines Feſtkalenders, der ehemals gewiß noch in ſich geſchloſſener war, aber durch die mannig- fache Combination des Griechiſchen Cultus auseinander geriſſen und zerſtuͤckelt wurde. Beſonders iſt in den Attiſchen Feſten Alles ſehr durcheinander geworfen, auch iſt oft daſſelbe Feſt gleichſam verdoppelt, und fin- det ſich in verſchiedenen Abſchnitten des Jahres. Ein merkwuͤrdiges Beiſpiel bietet ſich gleich hier dar. Wie Munychion und Thargelion in der zweiten Jahreshaͤlfte nebeneinander ſtehen, ſo Boedromion und Pyanepſion in der erſten. Der ſechste Boedromion iſt nun der Ar- temis Agrotera, der ſiebente ohne Zweifel dem Apollon Boedromios heilig, dem ſtreitbaren, kampfruͤſtigen Gotte, der alſo in der Idee dem Delphinios, das Feſt den Delphinien entſpricht. Die Pyanepſien aber ſind den Thargelien ſehr aͤhnlich; die an ihnen umgetragene Ei- reſione 2 erinnert an Daphnephorien, nur dae, wie oben ſchon bemerkt, Dionyſos-Religion von Naxos her- uͤber — denn Theſeus ſoll ſie nach der Heimkehr von den Inſeln geſtiftet haben — hineingemiſcht iſt, die fuͤr ſich in den damit verbundenen Oſchophorien hervortritt. So entſprechen ſich denn alſo dieſe vier ἑβδόμαι des Jahrs auf dieſe Weiſe:
1 Ueber dieſe ſ. oben S. 202. 235. 242. 252. Vgl. uͤber die alten ennaëteriſchen Pythiſchen Spiele Demetr. von Phaleron bei Euſt. Od. 3. p. 1466. Rom. Schol. Od. 3, 267. Mai.
2 Auch dieſe trug ſtets ein παῖς ἀμφιϑαλὴς, wie den Lorbeer. Auch das Kochen von Frchten iſt den Thargellen und Pyanepſien gemein.
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Die bis hieher gegebenen Data uͤberzeugen von
einem ungemein conſequenten Zuſammenhange und einer
ſinnvollen Ordnung der Apolliniſchen Suͤhnfeſte, ſie ge-
ben Fragmente eines Feſtkalenders, der ehemals gewiß
noch in ſich geſchloſſener war, aber durch die mannig-
fache Combination des Griechiſchen Cultus auseinander
geriſſen und zerſtuͤckelt wurde. Beſonders iſt in den
Attiſchen Feſten Alles ſehr durcheinander geworfen,
auch iſt oft daſſelbe Feſt gleichſam verdoppelt, und fin-
det ſich in verſchiedenen Abſchnitten des Jahres. Ein
merkwuͤrdiges Beiſpiel bietet ſich gleich hier dar. Wie
Munychion und Thargelion in der zweiten Jahreshaͤlfte
nebeneinander ſtehen, ſo Boedromion und Pyanepſion
in der erſten. Der ſechste Boedromion iſt nun der Ar-
temis Agrotera, der ſiebente ohne Zweifel dem Apollon
Boedromios heilig, dem ſtreitbaren, kampfruͤſtigen Gotte,
der alſo in der Idee dem Delphinios, das Feſt den
Delphinien entſpricht. Die Pyanepſien aber ſind den
Thargelien ſehr aͤhnlich; die an ihnen umgetragene Ei-
reſione 2 erinnert an Daphnephorien, nur dae, wie
oben ſchon bemerkt, Dionyſos-Religion von Naxos her-
uͤber — denn Theſeus ſoll ſie nach der Heimkehr von
den Inſeln geſtiftet haben — hineingemiſcht iſt, die fuͤr
ſich in den damit verbundenen Oſchophorien hervortritt.
So entſprechen ſich denn alſo dieſe vier ἑβδόμαι des
Jahrs auf dieſe Weiſe:
1 Ueber dieſe ſ. oben S. 202. 235. 242. 252. Vgl. uͤber die
alten ennaëteriſchen Pythiſchen Spiele Demetr. von Phaleron bei
Euſt. Od. 3. p. 1466. Rom. Schol. Od. 3, 267. Mai.
2 Auch
dieſe trug ſtets ein παῖς ἀμφιϑαλὴς, wie den Lorbeer. Auch das
Kochen von Frchten iſt den Thargellen und Pyanepſien gemein.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/361>, abgerufen am 26.06.2024.
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