komme wirklich von apolein her 1. Denn dann würde, in einem Falle, die Hauptsache, das was er vernich- tet, fehlen: oder wollte man, im andern, den Begriff des Vernichters absolut fassen: so ist dieser völlig un- geeignet, die Natur eines göttlichen Wesens, von wel- cher Art immer, zu bezeichnen. Apollon tödtet und schlägt, indem er straft. Zu Megara sah man das Grabmal des Koröbos, welcher die Poine getödtet hatte, die der Gott nach dieser Stadt gesandt, um eine Schuld der Eltern durch Tod der Kinder zu stra- fen 2. Nach dieser That mußte Koröbos einen Drei- fuß von Pytho holen, und ihn so lange tragen, bis er nieder fiel; da stand Tripodiskos mit einem Tempel des Gottes. Aus dieser Idee erklärt sich der Gebrauch, daß manche Strafgelder (ierai stemiai) zu Korinth, Patara, Amphipolis 3 in die Tempel Apollons einge- liefert werden mußten, welcher dadurch gewissermaßen selbst als Vollstrecker des Urtheils erscheint. Auf sein Amt der Blutrache deutet Aeschylos 4, wo er Apollon, Pan und Zeus als Götter nennt, die die Erinnys sen- den: Zeus als Weltherrscher, Pan als geistesverwir- reuden Dämon, Apollon als Strafgott. Darum hat- ten die Römer nicht ganz Unrecht, die in einem Bilde des Gottes Vejovis, das mit Pfeilen ausgerüstet war, den Apollon dargestellt glaubten 5; verwandt ist wenig- stens der Apollon kataibasios -- der im Blitze nie- dersteigende -- dem die Thessaler alljährlich eine Heka-
1 Hermann über das Wesen der Mythol. S. 107.
2 Paus. 1, 43, 7. Anthol. Palat. 7, 154. Auf einer Münze von Prusia hat Ap. eine Peitsche in der Hand, (Mionnet Descr. 2. p. 482.)
3 Herod. 3, 52. Walpole Trav. p. 541. In einer asiat. Inschr. des Cod. Sherard. heißen diese Strafgelder ierai drakhmai.
4 Agam. 55.
5 Gellius 5, 12.
komme wirklich von ἀπολεῖν her 1. Denn dann wuͤrde, in einem Falle, die Hauptſache, das was er vernich- tet, fehlen: oder wollte man, im andern, den Begriff des Vernichters abſolut faſſen: ſo iſt dieſer voͤllig un- geeignet, die Natur eines goͤttlichen Weſens, von wel- cher Art immer, zu bezeichnen. Apollon toͤdtet und ſchlaͤgt, indem er ſtraft. Zu Megara ſah man das Grabmal des Koroͤbos, welcher die Poine getoͤdtet hatte, die der Gott nach dieſer Stadt geſandt, um eine Schuld der Eltern durch Tod der Kinder zu ſtra- fen 2. Nach dieſer That mußte Koroͤbos einen Drei- fuß von Pytho holen, und ihn ſo lange tragen, bis er nieder fiel; da ſtand Tripodiskos mit einem Tempel des Gottes. Aus dieſer Idee erklaͤrt ſich der Gebrauch, daß manche Strafgelder (ἱεραὶ ϛημίαι) zu Korinth, Patara, Amphipolis 3 in die Tempel Apollons einge- liefert werden mußten, welcher dadurch gewiſſermaßen ſelbſt als Vollſtrecker des Urtheils erſcheint. Auf ſein Amt der Blutrache deutet Aeſchylos 4, wo er Apollon, Pan und Zeus als Goͤtter nennt, die die Erinnys ſen- den: Zeus als Weltherrſcher, Pan als geiſtesverwir- reuden Daͤmon, Apollon als Strafgott. Darum hat- ten die Roͤmer nicht ganz Unrecht, die in einem Bilde des Gottes Vejovis, das mit Pfeilen ausgeruͤſtet war, den Apollon dargeſtellt glaubten 5; verwandt iſt wenig- ſtens der Apollon καταιβάσιος — der im Blitze nie- derſteigende — dem die Theſſaler alljaͤhrlich eine Heka-
1 Hermann uͤber das Weſen der Mythol. S. 107.
2 Pauſ. 1, 43, 7. Anthol. Palat. 7, 154. Auf einer Muͤnze von Pruſia hat Ap. eine Peitſche in der Hand, (Mionnet Descr. 2. p. 482.)
3 Herod. 3, 52. Walpole Trav. p. 541. In einer aſiat. Inſchr. des Cod. Sherard. heißen dieſe Strafgelder ἱεϱαὶ δϱαχμαί.
4 Agam. 55.
5 Gellius 5, 12.
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komme wirklich von ἀπολεῖν her 1. Denn dann wuͤrde,
in einem Falle, die Hauptſache, das was er vernich-
tet, fehlen: oder wollte man, im andern, den Begriff
des Vernichters abſolut faſſen: ſo iſt dieſer voͤllig un-
geeignet, die Natur eines goͤttlichen Weſens, von wel-
cher Art immer, zu bezeichnen. Apollon toͤdtet und
ſchlaͤgt, indem er ſtraft. Zu Megara ſah man das
Grabmal des Koroͤbos, welcher die Poine getoͤdtet
hatte, die der Gott nach dieſer Stadt geſandt, um
eine Schuld der Eltern durch Tod der Kinder zu ſtra-
fen 2. Nach dieſer That mußte Koroͤbos einen Drei-
fuß von Pytho holen, und ihn ſo lange tragen, bis er
nieder fiel; da ſtand Tripodiskos mit einem Tempel
des Gottes. Aus dieſer Idee erklaͤrt ſich der Gebrauch,
daß manche Strafgelder (ἱεραὶ ϛημίαι) zu Korinth,
Patara, Amphipolis 3 in die Tempel Apollons einge-
liefert werden mußten, welcher dadurch gewiſſermaßen
ſelbſt als Vollſtrecker des Urtheils erſcheint. Auf ſein
Amt der Blutrache deutet Aeſchylos 4, wo er Apollon,
Pan und Zeus als Goͤtter nennt, die die Erinnys ſen-
den: Zeus als Weltherrſcher, Pan als geiſtesverwir-
reuden Daͤmon, Apollon als Strafgott. Darum hat-
ten die Roͤmer nicht ganz Unrecht, die in einem Bilde
des Gottes Vejovis, das mit Pfeilen ausgeruͤſtet war,
den Apollon dargeſtellt glaubten 5; verwandt iſt wenig-
ſtens der Apollon καταιβάσιος — der im Blitze nie-
derſteigende — dem die Theſſaler alljaͤhrlich eine Heka-
1 Hermann uͤber das Weſen der Mythol. S. 107.
2 Pauſ.
1, 43, 7. Anthol. Palat. 7, 154. Auf einer Muͤnze von Pruſia
hat Ap. eine Peitſche in der Hand, (Mionnet Descr. 2. p. 482.)
3 Herod. 3, 52. Walpole Trav. p. 541. In einer aſiat. Inſchr.
des Cod. Sherard. heißen dieſe Strafgelder ἱεϱαὶ δϱαχμαί.
4 Agam. 55.
5 Gellius 5, 12.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/325>, abgerufen am 18.06.2024.
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