cher Qualität er besonders gut in den Kreis der Trio- pischen Gottheiten des Landes paßte, unter denen die den Erysichthon vernichtende Deo ist. Dies erklärt ge- nugsam, warum Apollon um den Frühaufgang der Pleia- den, wenn schon die Erndte in Griechenland beginnt, die von ihm bewahrte Aehre bringend gedacht wurde 1; dann feierte man in Griechenland das Fest der Thar- gelien, dessen Namen vielleicht selbst die Sonnenhitze bezeichnet 2; wenigstens hatte auch Helios daran An- theil 3. Gleichzeitig mit diesen sind die Daphnepho- rien, die besonders zu Theben eine offenbar astronomi- sche Bedeutung hatten; sie erinnerten an das genaue Maaß des Jahrs und den Umlauf des achtjährigen Cyclus, den wir als mit allen Apollinischen Hauptin- stituten verbunden denken dürfen. Gewiß aller Auf- merksamkeit werthe Gründe für eine ursprüngliche Iden- tität des Phoibos Apollon und des leuchtenden Son- nengottes.
5.
Dessen ungeachtet sind auch diese Gründe nur Scheingründe. Denn was erstens den Bezug des Got- tes zum Ackerbau betrifft: so ist dieser kein anderer als zu andern Kreisen des Natur- und Menschenlebens, nämlich ein abwehrender und schützender. Ganz etwas anderes wäre es, wenn Apollon als die Saat aus der Erde hervorrufend, zeitigend u. s. w. gedacht würde, aber davon keine Spur. So subsumirt sich jener Bezug unter einen allgemeinern Begriff, wodurch der Schluß auf die Sonne aufgehoben wird. Was aber ferner die großen Festperioden angeht, so ist de- ren Entstehung aus dem Streben nach fester und steti- ger Ordnung erklärlich; sie ergaben sich durch Verglei-
1 S. oben S. 269.
2 Nach Welcker Nachtrag zu Schwencks etym. mythol. Andeutungen S. 341.
3 Schol. Arist. pp. 725. vgl. oben S. 258.
cher Qualitaͤt er beſonders gut in den Kreis der Trio- piſchen Gottheiten des Landes paßte, unter denen die den Eryſichthon vernichtende Deo iſt. Dies erklaͤrt ge- nugſam, warum Apollon um den Fruͤhaufgang der Pleia- den, wenn ſchon die Erndte in Griechenland beginnt, die von ihm bewahrte Aehre bringend gedacht wurde 1; dann feierte man in Griechenland das Feſt der Thar- gelien, deſſen Namen vielleicht ſelbſt die Sonnenhitze bezeichnet 2; wenigſtens hatte auch Helios daran An- theil 3. Gleichzeitig mit dieſen ſind die Daphnepho- rien, die beſonders zu Theben eine offenbar aſtronomi- ſche Bedeutung hatten; ſie erinnerten an das genaue Maaß des Jahrs und den Umlauf des achtjaͤhrigen Cyclus, den wir als mit allen Apolliniſchen Hauptin- ſtituten verbunden denken duͤrfen. Gewiß aller Auf- merkſamkeit werthe Gruͤnde fuͤr eine urſpruͤngliche Iden- titaͤt des Φοῖβος Ἀπόλλων und des leuchtenden Son- nengottes.
5.
Deſſen ungeachtet ſind auch dieſe Gruͤnde nur Scheingruͤnde. Denn was erſtens den Bezug des Got- tes zum Ackerbau betrifft: ſo iſt dieſer kein anderer als zu andern Kreiſen des Natur- und Menſchenlebens, naͤmlich ein abwehrender und ſchuͤtzender. Ganz etwas anderes waͤre es, wenn Apollon als die Saat aus der Erde hervorrufend, zeitigend u. ſ. w. gedacht wuͤrde, aber davon keine Spur. So ſubſumirt ſich jener Bezug unter einen allgemeinern Begriff, wodurch der Schluß auf die Sonne aufgehoben wird. Was aber ferner die großen Feſtperioden angeht, ſo iſt de- ren Entſtehung aus dem Streben nach feſter und ſteti- ger Ordnung erklaͤrlich; ſie ergaben ſich durch Verglei-
1 S. oben S. 269.
2 Nach Welcker Nachtrag zu Schwencks etym. mythol. Andeutungen S. 341.
3 Schol. Ariſt. ̔ππ. 725. vgl. oben S. 258.
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den Eryſichthon vernichtende Deo iſt. Dies erklaͤrt ge-
nugſam, warum Apollon um den Fruͤhaufgang der Pleia-
den, wenn ſchon die Erndte in Griechenland beginnt,
die von ihm bewahrte Aehre bringend gedacht wurde 1;
dann feierte man in Griechenland das Feſt der Thar-
gelien, deſſen Namen vielleicht ſelbſt die Sonnenhitze
bezeichnet 2; wenigſtens hatte auch Helios daran An-
theil 3. Gleichzeitig mit dieſen ſind die Daphnepho-
rien, die beſonders zu Theben eine offenbar aſtronomi-
ſche Bedeutung hatten; ſie erinnerten an das genaue
Maaß des Jahrs und den Umlauf des achtjaͤhrigen
Cyclus, den wir als mit allen Apolliniſchen Hauptin-
ſtituten verbunden denken duͤrfen. Gewiß aller Auf-
merkſamkeit werthe Gruͤnde fuͤr eine urſpruͤngliche Iden-
titaͤt des Φοῖβος Ἀπόλλων und des leuchtenden Son-
nengottes.
5.
Deſſen ungeachtet ſind auch dieſe Gruͤnde nur
Scheingruͤnde. Denn was erſtens den Bezug des Got-
tes zum Ackerbau betrifft: ſo iſt dieſer kein anderer als
zu andern Kreiſen des Natur- und Menſchenlebens,
naͤmlich ein abwehrender und ſchuͤtzender. Ganz
etwas anderes waͤre es, wenn Apollon als die Saat
aus der Erde hervorrufend, zeitigend u. ſ. w. gedacht
wuͤrde, aber davon keine Spur. So ſubſumirt ſich
jener Bezug unter einen allgemeinern Begriff, wodurch
der Schluß auf die Sonne aufgehoben wird. Was
aber ferner die großen Feſtperioden angeht, ſo iſt de-
ren Entſtehung aus dem Streben nach feſter und ſteti-
ger Ordnung erklaͤrlich; ſie ergaben ſich durch Verglei-
1 S. oben S. 269.
2 Nach Welcker Nachtrag zu
Schwencks etym. mythol. Andeutungen S. 341.
3 Schol.
Ariſt. ̔ππ. 725. vgl. oben S. 258.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/316>, abgerufen am 09.11.2024.
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