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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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Herakles in die Heimat des Apollon und des Oleaster
mit dessen Abentheuern in Erytheia und bei den Hespe-
riden, die schon in Abend fixirt waren, Herakles sollte
alles zusammen auf einem Wege vollenden, so kamen
die Hyperboreer in dieselbe Himmelsgegend 1. Und
so geschah es, daß man sie auch nach Italien oder in
die Umgegend versetzte 2.

6.

Aber älter ist gewiß die andere Lokalisirung der
Hyperboreer oberhalb Skythien. Herodot fand sie in
dem Gedichte Arimaspeia des Prokonnesier Aristeas,
in welchem Ideen des Cultus mit dunkeln Nachrichten
vom Norden der Erde vermischt waren 3. Er kam
vom Anhauch des Apollon geführt (phoibolamptos)
durch Skythien zu den Issedonen 4, den einäugigen
Arimaspen, den goldbewachenden Greifen, und so zu-
letzt zu den Hyperboreern, die ans jenseitige Meer,
den alten Okeanos, reichten. Die Sagen von jenen
Wanderungen hatte der Dichter auf keinem andern
Wege erhalten können, als woher sie Herodot hat;
nemlich von den Hellenen am Pontos und Borysthenes
und durch diese von den Skythen; was hätten wir für
Grund, das Skythische Etymon von arima spou,
Einauge, zu läugnen; die Delier in Chersonesos Tau-
rike 5 und die Milesischen Colonieen, denen der Didy-
mäische Dienst väterlich war, die Phanagorier, Bory-

1 Ein Fragm. von Stesichor. Geryonis erwähnt einen Lor-
beerwald
der Insel Erytheia gegenüber, wahrscheinlich traf He-
takles da die Hyperb. vgl. Apollod. 2, 5, 11.
2 S. Voß
mythol. Br. 2. S. 151. Die heilige Alpenstraße bei Aristot. Mi-
rab. Ausc. p.
706. Casaub. ist eine daraus abgeleitete Dichtung.
3 Herod. 4, 13.
4 Diese nennt zuerst Alkman, aber Asse-
dones. Steph. B. s. v. Issed. Er erwähnt auch schon die Rhi-
päen, Schol. Soph. Oed. Kol. 1312.
5 Skymn. Ch. Fragm.
78. p. 47. Huds.
18 *

Herakles in die Heimat des Apollon und des Oleaſter
mit deſſen Abentheuern in Erytheia und bei den Heſpe-
riden, die ſchon in Abend fixirt waren, Herakles ſollte
alles zuſammen auf einem Wege vollenden, ſo kamen
die Hyperboreer in dieſelbe Himmelsgegend 1. Und
ſo geſchah es, daß man ſie auch nach Italien oder in
die Umgegend verſetzte 2.

6.

Aber aͤlter iſt gewiß die andere Lokaliſirung der
Hyperboreer oberhalb Skythien. Herodot fand ſie in
dem Gedichte Arimaspeia des Prokonneſier Ariſteas,
in welchem Ideen des Cultus mit dunkeln Nachrichten
vom Norden der Erde vermiſcht waren 3. Er kam
vom Anhauch des Apollon gefuͤhrt (φοιβόλαμπτος)
durch Skythien zu den Iſſedonen 4, den einaͤugigen
Arimaſpen, den goldbewachenden Greifen, und ſo zu-
letzt zu den Hyperboreern, die ans jenſeitige Meer,
den alten Okeanos, reichten. Die Sagen von jenen
Wanderungen hatte der Dichter auf keinem andern
Wege erhalten koͤnnen, als woher ſie Herodot hat;
nemlich von den Hellenen am Pontos und Boryſthenes
und durch dieſe von den Skythen; was haͤtten wir fuͤr
Grund, das Skythiſche Etymon von ἂριμα σποῦ,
Einauge, zu laͤugnen; die Delier in Cherſoneſos Tau-
rike 5 und die Mileſiſchen Colonieen, denen der Didy-
maͤiſche Dienſt vaͤterlich war, die Phanagorier, Bory-

1 Ein Fragm. von Steſichor. Geryonis erwaͤhnt einen Lor-
beerwald
der Inſel Erytheia gegenuͤber, wahrſcheinlich traf He-
takles da die Hyperb. vgl. Apollod. 2, 5, 11.
2 S. Voß
mythol. Br. 2. S. 151. Die heilige Alpenſtraße bei Ariſtot. Mi-
rab. Ausc. p.
706. Caſaub. iſt eine daraus abgeleitete Dichtung.
3 Herod. 4, 13.
4 Dieſe nennt zuerſt Alkman, aber Ἀσσέ-
δονες. Steph. B. s. v. Ἰσσηδ. Er erwaͤhnt auch ſchon die Rhi-
paͤen, Schol. Soph. Oed. Kol. 1312.
5 Skymn. Ch. Fragm.
78. p. 47. Hudſ.
18 *
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[275/0305] Herakles in die Heimat des Apollon und des Oleaſter mit deſſen Abentheuern in Erytheia und bei den Heſpe- riden, die ſchon in Abend fixirt waren, Herakles ſollte alles zuſammen auf einem Wege vollenden, ſo kamen die Hyperboreer in dieſelbe Himmelsgegend 1. Und ſo geſchah es, daß man ſie auch nach Italien oder in die Umgegend verſetzte 2. 6. Aber aͤlter iſt gewiß die andere Lokaliſirung der Hyperboreer oberhalb Skythien. Herodot fand ſie in dem Gedichte Arimaspeia des Prokonneſier Ariſteas, in welchem Ideen des Cultus mit dunkeln Nachrichten vom Norden der Erde vermiſcht waren 3. Er kam vom Anhauch des Apollon gefuͤhrt (φοιβόλαμπτος) durch Skythien zu den Iſſedonen 4, den einaͤugigen Arimaſpen, den goldbewachenden Greifen, und ſo zu- letzt zu den Hyperboreern, die ans jenſeitige Meer, den alten Okeanos, reichten. Die Sagen von jenen Wanderungen hatte der Dichter auf keinem andern Wege erhalten koͤnnen, als woher ſie Herodot hat; nemlich von den Hellenen am Pontos und Boryſthenes und durch dieſe von den Skythen; was haͤtten wir fuͤr Grund, das Skythiſche Etymon von ἂριμα σποῦ, Einauge, zu laͤugnen; die Delier in Cherſoneſos Tau- rike 5 und die Mileſiſchen Colonieen, denen der Didy- maͤiſche Dienſt vaͤterlich war, die Phanagorier, Bory- 1 Ein Fragm. von Steſichor. Geryonis erwaͤhnt einen Lor- beerwald der Inſel Erytheia gegenuͤber, wahrſcheinlich traf He- takles da die Hyperb. vgl. Apollod. 2, 5, 11. 2 S. Voß mythol. Br. 2. S. 151. Die heilige Alpenſtraße bei Ariſtot. Mi- rab. Ausc. p. 706. Caſaub. iſt eine daraus abgeleitete Dichtung. 3 Herod. 4, 13. 4 Dieſe nennt zuerſt Alkman, aber Ἀσσέ- δονες. Steph. B. s. v. Ἰσσηδ. Er erwaͤhnt auch ſchon die Rhi- paͤen, Schol. Soph. Oed. Kol. 1312. 5 Skymn. Ch. Fragm. 78. p. 47. Hudſ. 18 *

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/305>, abgerufen am 22.11.2024.