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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

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danken bauten die Chalkidischen Naxier, die ersten An-
lander in Sicilien (Ol. V, 2.), an der Küste einen
Altar des Apollon Archagetas, auf dem die Sici-
lischen Theoren jedesmal vor der Abfahrt opferten 1. --
Eben so wurde Apollonia, die Koriathische Niederlas-
sung am Jonischen Meere, als eine Gründung des
Phöbos betrachtet 2; daher auch hier die ebenerwähnte
Sitte, "den goldnen Sommer" nach Delphi zu schik-
ken 3. Von dem Cultus in Thera und Kyrene ist
im ersten Theile ausführlich gezeigt worden, daß er
dem Gott der Thebäischen Aegiden, dem Karneios
gehörte, der aber schon zur Zeit der Colonie, Ol. 37.,
für identisch mit dem Dorischen Gotte galt, daher die
Quelle Apollons bei Kyrene, die Tochtercolonie Apollo-
nia u. a. m. Der Antheil des Orakels an dieser Nie-
derlassung veranlaßte den schönen Mythus: wie Apoll
die löwenkräftige Jungfrau aus der ältesten Heimat,
Thessalien, raubt, und mit seinen Schwänen nach Li-
byen hinüberführt: welches Liebesabentheuer der Gott
auch mit einer andern Colonie, Sinope, spielt 4.


1 Thuk. 6, 3. ARKhAGETA APOLLONOS auf Münzen
von Tauromenium u. Enna. (Vgl. über Ap. Archag. Aegin. p.
150. Auch zu Hierapolis in Kleinasien in einer Inschr. des Cod.
Sherard.
) Sonst in Sicilien: T. des Ap. Temenites Pythios
zu Syrakus, Cic. Verr. 4, 53. Steph. Surak. vgl. Ael. V. G.
1, 18. Letronne Topogr. de Syrac. p. 26. Göller de Syrac.
p.
59. -- zu Gela Coloß des Ap. vor der Stadt, Timäos bei
Diod. 13, 107. -- Sacra der Erbitäer und ihrer Colonie Aläsa,
Diod. 14, 16. Auf Lilybäon nach Münzen, Ap. Libystios bei Pachy-
num, Macr. Sat. 1, 17. Monat Dalios in Sicil. Castelli Proll.
73.
2 Inschr. in Olympia bei Paus. 5, 22, 2.
3 Plut.
de Pyth. or. 6. p. 273. Auch in Myrina in Aeolis.
4 Philo-
steph. Schol. Apoll. 2, 953. Diod. 4, 71.

danken bauten die Chalkidiſchen Naxier, die erſten An-
lander in Sicilien (Ol. V, 2.), an der Kuͤſte einen
Altar des Apollon Archagetas, auf dem die Sici-
liſchen Theoren jedesmal vor der Abfahrt opferten 1. —
Eben ſo wurde Apollonia, die Koriathiſche Niederlaſ-
ſung am Joniſchen Meere, als eine Gruͤndung des
Phoͤbos betrachtet 2; daher auch hier die ebenerwaͤhnte
Sitte, “den goldnen Sommer” nach Delphi zu ſchik-
ken 3. Von dem Cultus in Thera und Kyrene iſt
im erſten Theile ausfuͤhrlich gezeigt worden, daß er
dem Gott der Thebaͤiſchen Aegiden, dem Karneios
gehoͤrte, der aber ſchon zur Zeit der Colonie, Ol. 37.,
fuͤr identiſch mit dem Doriſchen Gotte galt, daher die
Quelle Apollons bei Kyrene, die Tochtercolonie Apollo-
nia u. a. m. Der Antheil des Orakels an dieſer Nie-
derlaſſung veranlaßte den ſchoͤnen Mythus: wie Apoll
die loͤwenkraͤftige Jungfrau aus der aͤlteſten Heimat,
Theſſalien, raubt, und mit ſeinen Schwaͤnen nach Li-
byen hinuͤberfuͤhrt: welches Liebesabentheuer der Gott
auch mit einer andern Colonie, Sinope, ſpielt 4.


1 Thuk. 6, 3. ΑΡΧΑΓΕΤΑ ΑΠΟΛΛΩΝΟΣ auf Muͤnzen
von Tauromenium u. Enna. (Vgl. uͤber Ap. Archag. Aegin. p.
150. Auch zu Hierapolis in Kleinaſien in einer Inſchr. des Cod.
Sherard.
) Sonſt in Sicilien: T. des Ap. Temenites Pythios
zu Syrakus, Cic. Verr. 4, 53. Steph. Συϱακ. vgl. Ael. V. G.
1, 18. Letronne Topogr. de Syrac. p. 26. Goͤller de Syrac.
p.
59. — zu Gela Coloß des Ap. vor der Stadt, Timaͤos bei
Diod. 13, 107. — Sacra der Erbitaͤer und ihrer Colonie Alaͤſa,
Diod. 14, 16. Auf Lilybaͤon nach Muͤnzen, Ap. Libyſtios bei Pachy-
num, Macr. Sat. 1, 17. Monat Dalios in Sicil. Caſtelli Proll.
73.
2 Inſchr. in Olympia bei Pauſ. 5, 22, 2.
3 Plut.
de Pyth. or. 6. p. 273. Auch in Myrina in Aeolis.
4 Philo-
ſteph. Schol. Apoll. 2, 953. Diod. 4, 71.
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[265/0295] danken bauten die Chalkidiſchen Naxier, die erſten An- lander in Sicilien (Ol. V, 2.), an der Kuͤſte einen Altar des Apollon Archagetas, auf dem die Sici- liſchen Theoren jedesmal vor der Abfahrt opferten 1. — Eben ſo wurde Apollonia, die Koriathiſche Niederlaſ- ſung am Joniſchen Meere, als eine Gruͤndung des Phoͤbos betrachtet 2; daher auch hier die ebenerwaͤhnte Sitte, “den goldnen Sommer” nach Delphi zu ſchik- ken 3. Von dem Cultus in Thera und Kyrene iſt im erſten Theile ausfuͤhrlich gezeigt worden, daß er dem Gott der Thebaͤiſchen Aegiden, dem Karneios gehoͤrte, der aber ſchon zur Zeit der Colonie, Ol. 37., fuͤr identiſch mit dem Doriſchen Gotte galt, daher die Quelle Apollons bei Kyrene, die Tochtercolonie Apollo- nia u. a. m. Der Antheil des Orakels an dieſer Nie- derlaſſung veranlaßte den ſchoͤnen Mythus: wie Apoll die loͤwenkraͤftige Jungfrau aus der aͤlteſten Heimat, Theſſalien, raubt, und mit ſeinen Schwaͤnen nach Li- byen hinuͤberfuͤhrt: welches Liebesabentheuer der Gott auch mit einer andern Colonie, Sinope, ſpielt 4. 1 Thuk. 6, 3. ΑΡΧΑΓΕΤΑ ΑΠΟΛΛΩΝΟΣ auf Muͤnzen von Tauromenium u. Enna. (Vgl. uͤber Ap. Archag. Aegin. p. 150. Auch zu Hierapolis in Kleinaſien in einer Inſchr. des Cod. Sherard.) Sonſt in Sicilien: T. des Ap. Temenites Pythios zu Syrakus, Cic. Verr. 4, 53. Steph. Συϱακ. vgl. Ael. V. G. 1, 18. Letronne Topogr. de Syrac. p. 26. Goͤller de Syrac. p. 59. — zu Gela Coloß des Ap. vor der Stadt, Timaͤos bei Diod. 13, 107. — Sacra der Erbitaͤer und ihrer Colonie Alaͤſa, Diod. 14, 16. Auf Lilybaͤon nach Muͤnzen, Ap. Libyſtios bei Pachy- num, Macr. Sat. 1, 17. Monat Dalios in Sicil. Caſtelli Proll. 73. 2 Inſchr. in Olympia bei Pauſ. 5, 22, 2. 3 Plut. de Pyth. or. 6. p. 273. Auch in Myrina in Aeolis. 4 Philo- ſteph. Schol. Apoll. 2, 953. Diod. 4, 71.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/295>, abgerufen am 16.06.2024.