Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

lange aber diese Orte Achäisch, war Sparta vom Meere
ausgeschlossen, und von allen Seiten von Besitzungen
eines fremden Volkstammes umringt. Es scheint indeß,
daß auch die Dorier außer Sparta noch andre Punkte
besetzten, um die Besitznahme des Ganzen vorzubereiten,
wie Böä in der Nähe von Malea 1, und vielleicht auch
Abia an der Messenischen Gränze 2. Aber von allen
den Kämpfen, an denen diese Zeit gewiß vorzüglich reich
war, ist uns, weil sie diesseits der Mythologie, jenseits
der Geschichte liegen, wenig Kunde geblieben.

Soviel aber dürfen wir sagen, daß Ephoros offen-
bar irrt, wenn er von einer Eintheilung Lakoniens er-
zählt, die die Dorier gleich nach der Einnahme zu be-
quemerer Beherrschung des Landes gemacht 3. Sparta
hätten sie als Sitz der Herrschaft für sich behalten;
Amyklä 4 dem Philonomos, der ihnen das Land durch
Verrath in die Hände gegeben, überlassen, und in die
andern vier Theile Unterkönige gesandt. Die Hauptorte
dieser vier Theile seien Las, Epidauros Limera
(oder Gytheion), Aegys
und Pharis gewesen,
von denen das erste als die feste Burg Lakonikas 5, das
andre als ein guter Hafen, das dritte als gelegener Waf-

einem Kriege Sparta's mit den Periöken in Lykurgs Zeit, Nikol.
Damase. Fragm.
1 Paus. 3, 22, 9.
2 S. 53.
3 Diese tritt erst ans
Licht dadurch, daß es gelungen, das Fragment des Ephoros bei
Str. 8, 364. d. zu ergänzen und anzuordnen: Khresthai de LAI
MEN o[khuromati, Epidauro (od. Gutheio) de emporio dia
to] eulimenon, AIGUI de pros tous polemious [epiteikhismo,
tauten] gar omorein tois kuklo [polemiois] PhARIDI de [eis
sunodous] apo ton entos asphaleian ekhouse. Aigutis nennt als
Gränzdistrikt von Sparta Polyb. 2, 54, 3., wo nichts zu corrigi-
ren ist.
4 Den nomos Amuklaios nach Nikol. von Damask.
5 S. Steph. Byz. Paus. Die Dioskuren Lapersai werden da-
von abgeleitet.

lange aber dieſe Orte Achaͤiſch, war Sparta vom Meere
ausgeſchloſſen, und von allen Seiten von Beſitzungen
eines fremden Volkſtammes umringt. Es ſcheint indeß,
daß auch die Dorier außer Sparta noch andre Punkte
beſetzten, um die Beſitznahme des Ganzen vorzubereiten,
wie Boͤaͤ in der Naͤhe von Malea 1, und vielleicht auch
Abia an der Meſſeniſchen Graͤnze 2. Aber von allen
den Kaͤmpfen, an denen dieſe Zeit gewiß vorzuͤglich reich
war, iſt uns, weil ſie dieſſeits der Mythologie, jenſeits
der Geſchichte liegen, wenig Kunde geblieben.

Soviel aber duͤrfen wir ſagen, daß Ephoros offen-
bar irrt, wenn er von einer Eintheilung Lakoniens er-
zaͤhlt, die die Dorier gleich nach der Einnahme zu be-
quemerer Beherrſchung des Landes gemacht 3. Sparta
haͤtten ſie als Sitz der Herrſchaft fuͤr ſich behalten;
Amyklaͤ 4 dem Philonomos, der ihnen das Land durch
Verrath in die Haͤnde gegeben, uͤberlaſſen, und in die
andern vier Theile Unterkoͤnige geſandt. Die Hauptorte
dieſer vier Theile ſeien Las, Epidauros Limera
(oder Gytheion), Aegys
und Pharis geweſen,
von denen das erſte als die feſte Burg Lakonikas 5, das
andre als ein guter Hafen, das dritte als gelegener Waf-

einem Kriege Sparta’s mit den Perioͤken in Lykurgs Zeit, Nikol.
Damaſe. Fragm.
1 Pauſ. 3, 22, 9.
2 S. 53.
3 Dieſe tritt erſt ans
Licht dadurch, daß es gelungen, das Fragment des Ephoros bei
Str. 8, 364. d. zu ergaͤnzen und anzuordnen: Χϱῆσϑαι δε ΛΑΙ
ΜΕΝ ὀ[χυϱώματι, Ἐπιδαύϱῳ (od. Γυϑείῳ) δὲ ἐμποϱίῳ διὰ
τὸ] εὐλίμενον, ΑΙΓϒΙ δε πϱὸς τοὺς πολεμίους [ἐπιτειχισμῷ,
ταύτην] γὰϱ ὁμοϱεῖν τοῖς κύκλῳ [πολεμίοις] ΦΑΡΙΔΙ δὲ [εἰς
συνόδους] ἀπὸ τῶν ἐντὸς ἀσφάλειαν ἐχούσῃ. Αἰγῦτις nennt als
Graͤnzdiſtrikt von Sparta Polyb. 2, 54, 3., wo nichts zu corrigi-
ren iſt.
4 Den νομὸς Αμυκλαῖος nach Nikol. von Damask.
5 S. Steph. Byz. Pauſ. Die Dioskuren Λαπέϱσαι werden da-
von abgeleitet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0124" n="94"/>
lange aber die&#x017F;e Orte Acha&#x0364;i&#x017F;ch, war Sparta vom Meere<lb/>
ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und von allen Seiten von Be&#x017F;itzungen<lb/>
eines fremden Volk&#x017F;tammes umringt. Es &#x017F;cheint indeß,<lb/>
daß auch die Dorier außer Sparta noch andre Punkte<lb/>
be&#x017F;etzten, um die Be&#x017F;itznahme des Ganzen vorzubereiten,<lb/>
wie Bo&#x0364;a&#x0364; in der Na&#x0364;he von Malea <note place="foot" n="1">Pau&#x017F;. 3, 22, 9.</note>, und vielleicht auch<lb/><hi rendition="#g">Abia</hi> an der Me&#x017F;&#x017F;eni&#x017F;chen Gra&#x0364;nze <note place="foot" n="2">S. 53.</note>. Aber von allen<lb/>
den Ka&#x0364;mpfen, an denen die&#x017F;e Zeit gewiß vorzu&#x0364;glich reich<lb/>
war, i&#x017F;t uns, weil &#x017F;ie die&#x017F;&#x017F;eits der Mythologie, jen&#x017F;eits<lb/>
der Ge&#x017F;chichte liegen, wenig Kunde geblieben.</p><lb/>
            <p>Soviel aber du&#x0364;rfen wir &#x017F;agen, daß Ephoros offen-<lb/>
bar irrt, wenn er von einer Eintheilung Lakoniens er-<lb/>
za&#x0364;hlt, die die Dorier gleich nach der Einnahme zu be-<lb/>
quemerer Beherr&#x017F;chung des Landes gemacht <note place="foot" n="3">Die&#x017F;e tritt er&#x017F;t ans<lb/>
Licht dadurch, daß es gelungen, das Fragment des Ephoros bei<lb/>
Str. 8, 364. <hi rendition="#aq">d</hi>. zu erga&#x0364;nzen und anzuordnen: &#x03A7;&#x03F1;&#x1FC6;&#x03C3;&#x03D1;&#x03B1;&#x03B9; &#x03B4;&#x03B5; &#x039B;&#x0391;&#x0399;<lb/>
&#x039C;&#x0395;&#x039D; &#x1F40;[&#x03C7;&#x03C5;&#x03F1;&#x1F7D;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B9;, &#x1F18;&#x03C0;&#x03B9;&#x03B4;&#x03B1;&#x03CD;&#x03F1;&#x1FF3; (od. &#x0393;&#x03C5;&#x03D1;&#x03B5;&#x03AF;&#x1FF3;) &#x03B4;&#x1F72; &#x1F10;&#x03BC;&#x03C0;&#x03BF;&#x03F1;&#x03AF;&#x1FF3; &#x03B4;&#x03B9;&#x1F70;<lb/>
&#x03C4;&#x1F78;] &#x03B5;&#x1F50;&#x03BB;&#x03AF;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;&#x03BF;&#x03BD;, &#x0391;&#x0399;&#x0393;&#x03D2;&#x0399; &#x03B4;&#x03B5; &#x03C0;&#x03F1;&#x1F78;&#x03C2; &#x03C4;&#x03BF;&#x1F7A;&#x03C2; &#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BC;&#x03AF;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2; [&#x1F10;&#x03C0;&#x03B9;&#x03C4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03C7;&#x03B9;&#x03C3;&#x03BC;&#x1FF7;,<lb/>
&#x03C4;&#x03B1;&#x03CD;&#x03C4;&#x03B7;&#x03BD;] &#x03B3;&#x1F70;&#x03F1; &#x1F41;&#x03BC;&#x03BF;&#x03F1;&#x03B5;&#x1FD6;&#x03BD; &#x03C4;&#x03BF;&#x1FD6;&#x03C2; &#x03BA;&#x03CD;&#x03BA;&#x03BB;&#x1FF3; [&#x03C0;&#x03BF;&#x03BB;&#x03B5;&#x03BC;&#x03AF;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2;] <hi rendition="#g">&#x03A6;&#x0391;&#x03A1;&#x0399;&#x0394;&#x0399;</hi> &#x03B4;&#x1F72; [&#x03B5;&#x1F30;&#x03C2;<lb/>
&#x03C3;&#x03C5;&#x03BD;&#x03CC;&#x03B4;&#x03BF;&#x03C5;&#x03C2;] &#x1F00;&#x03C0;&#x1F78; &#x03C4;&#x1FF6;&#x03BD; &#x1F10;&#x03BD;&#x03C4;&#x1F78;&#x03C2; &#x1F00;&#x03C3;&#x03C6;&#x03AC;&#x03BB;&#x03B5;&#x03B9;&#x03B1;&#x03BD; &#x1F10;&#x03C7;&#x03BF;&#x03CD;&#x03C3;&#x1FC3;. &#x0391;&#x1F30;&#x03B3;&#x1FE6;&#x03C4;&#x03B9;&#x03C2; nennt als<lb/>
Gra&#x0364;nzdi&#x017F;trikt von Sparta Polyb. 2, 54, 3., wo nichts zu corrigi-<lb/>
ren i&#x017F;t.</note>. Sparta<lb/>
ha&#x0364;tten &#x017F;ie als Sitz der Herr&#x017F;chaft fu&#x0364;r &#x017F;ich behalten;<lb/>
Amykla&#x0364; <note place="foot" n="4">Den &#x03BD;&#x03BF;&#x03BC;&#x1F78;&#x03C2; &#x0391;&#x03BC;&#x03C5;&#x03BA;&#x03BB;&#x03B1;&#x1FD6;&#x03BF;&#x03C2; nach Nikol. von Damask.</note> dem Philonomos, der ihnen das Land durch<lb/>
Verrath in die Ha&#x0364;nde gegeben, u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, und in die<lb/>
andern vier Theile Unterko&#x0364;nige ge&#x017F;andt. Die Hauptorte<lb/>
die&#x017F;er vier Theile &#x017F;eien <hi rendition="#g">Las, Epidauros Limera<lb/>
(oder Gytheion), Aegys</hi> und <hi rendition="#g">Pharis</hi> gewe&#x017F;en,<lb/>
von denen das er&#x017F;te als die fe&#x017F;te Burg Lakonikas <note place="foot" n="5">S. Steph. Byz. Pau&#x017F;. Die Dioskuren &#x039B;&#x03B1;&#x03C0;&#x03AD;&#x03F1;&#x03C3;&#x03B1;&#x03B9; werden da-<lb/>
von abgeleitet.</note>, das<lb/>
andre als ein guter Hafen, das dritte als gelegener Waf-<lb/><note xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1" place="foot" n="7">einem Kriege Sparta&#x2019;s mit den Perio&#x0364;ken in Lykurgs Zeit, Nikol.<lb/>
Dama&#x017F;e. Fragm.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0124] lange aber dieſe Orte Achaͤiſch, war Sparta vom Meere ausgeſchloſſen, und von allen Seiten von Beſitzungen eines fremden Volkſtammes umringt. Es ſcheint indeß, daß auch die Dorier außer Sparta noch andre Punkte beſetzten, um die Beſitznahme des Ganzen vorzubereiten, wie Boͤaͤ in der Naͤhe von Malea 1, und vielleicht auch Abia an der Meſſeniſchen Graͤnze 2. Aber von allen den Kaͤmpfen, an denen dieſe Zeit gewiß vorzuͤglich reich war, iſt uns, weil ſie dieſſeits der Mythologie, jenſeits der Geſchichte liegen, wenig Kunde geblieben. Soviel aber duͤrfen wir ſagen, daß Ephoros offen- bar irrt, wenn er von einer Eintheilung Lakoniens er- zaͤhlt, die die Dorier gleich nach der Einnahme zu be- quemerer Beherrſchung des Landes gemacht 3. Sparta haͤtten ſie als Sitz der Herrſchaft fuͤr ſich behalten; Amyklaͤ 4 dem Philonomos, der ihnen das Land durch Verrath in die Haͤnde gegeben, uͤberlaſſen, und in die andern vier Theile Unterkoͤnige geſandt. Die Hauptorte dieſer vier Theile ſeien Las, Epidauros Limera (oder Gytheion), Aegys und Pharis geweſen, von denen das erſte als die feſte Burg Lakonikas 5, das andre als ein guter Hafen, das dritte als gelegener Waf- 7 1 Pauſ. 3, 22, 9. 2 S. 53. 3 Dieſe tritt erſt ans Licht dadurch, daß es gelungen, das Fragment des Ephoros bei Str. 8, 364. d. zu ergaͤnzen und anzuordnen: Χϱῆσϑαι δε ΛΑΙ ΜΕΝ ὀ[χυϱώματι, Ἐπιδαύϱῳ (od. Γυϑείῳ) δὲ ἐμποϱίῳ διὰ τὸ] εὐλίμενον, ΑΙΓϒΙ δε πϱὸς τοὺς πολεμίους [ἐπιτειχισμῷ, ταύτην] γὰϱ ὁμοϱεῖν τοῖς κύκλῳ [πολεμίοις] ΦΑΡΙΔΙ δὲ [εἰς συνόδους] ἀπὸ τῶν ἐντὸς ἀσφάλειαν ἐχούσῃ. Αἰγῦτις nennt als Graͤnzdiſtrikt von Sparta Polyb. 2, 54, 3., wo nichts zu corrigi- ren iſt. 4 Den νομὸς Αμυκλαῖος nach Nikol. von Damask. 5 S. Steph. Byz. Pauſ. Die Dioskuren Λαπέϱσαι werden da- von abgeleitet. 7 einem Kriege Sparta’s mit den Perioͤken in Lykurgs Zeit, Nikol. Damaſe. Fragm.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/124
Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/124>, abgerufen am 24.11.2024.