ist, Gegenden von solcher Luftbeschaffenheit, daß ein sieches Geschlecht in ihnen beständig hinstirbt: die ehe- mals die Mütter der kräftigsten und gesündesten Stäm- me waren. Und daß eine solche Urbarmachung von den ältesten Zeiten anfing, geht daraus hervor, daß wir grade in den Thälern, die ihrer am meisten bedurften, die Spuren primitiver Städte entdecken 1. Die Tradi- tionen unterstützen diese Induktion. Die sparsamen Nachrichten über Lakonika's früheste Zeiten sagen, daß Myles, der Sohn des Erdgebornen Lelex, Mühlen baute, und in Alesiä Korn mahlte. Sein Sohn aber sei Eurotas, der das im Blach-Felde stockende Wasser durch einen Canal ins Meer geführt, den man hernach Eurotas genannt habe 2. Selbst die Anlage Sparta's setzt wohl Ableitung des stehenden Wassers voraus 3. Ja man konnte noch später, indem man den Lauf des Flusses hemmte, die Gegend zwischen Sparta und den gegenüberliegenden Höhen einigermaßen unter Wasser setzen 4.
7.
Die Erwägung dieser natürlichen Umstände und Traditionen nöthigt zur Annahme, daß die Stämme, welche als die Urbewohner des Peloponnes galten, die Pelasger im Osten und Norden, die Leleger im Süden und Westen, zugleich die Landescultur, welche nachmals durch ganz Griechenland herrschte, begründet haben. Und eigentlich sind es auch nur diese ureinwohnenden Stämme, welchen fortwährend Ackerbau, Viehzucht und Alles, was die Benutzung der Natur betrifft, ob- lag. Denn theils waren die Einwanderungen der Achäer, Joner, so wie nachmals der Dorier, an Zahl gering in
1 Vgl. hiemit Band 1. K. 2.
2 S. Eurip. Schol. Orest. 626. vgl. Manso's Sparta 1. S. 11.
3 Str. 8, 363 a.
4 Polyb. 5, 22, 6.
iſt, Gegenden von ſolcher Luftbeſchaffenheit, daß ein ſieches Geſchlecht in ihnen beſtaͤndig hinſtirbt: die ehe- mals die Muͤtter der kraͤftigſten und geſuͤndeſten Staͤm- me waren. Und daß eine ſolche Urbarmachung von den aͤlteſten Zeiten anfing, geht daraus hervor, daß wir grade in den Thaͤlern, die ihrer am meiſten bedurften, die Spuren primitiver Staͤdte entdecken 1. Die Tradi- tionen unterſtuͤtzen dieſe Induktion. Die ſparſamen Nachrichten uͤber Lakonika’s fruͤheſte Zeiten ſagen, daß Myles, der Sohn des Erdgebornen Lelex, Muͤhlen baute, und in Aleſiaͤ Korn mahlte. Sein Sohn aber ſei Eurotas, der das im Blach-Felde ſtockende Waſſer durch einen Canal ins Meer gefuͤhrt, den man hernach Eurotas genannt habe 2. Selbſt die Anlage Sparta’s ſetzt wohl Ableitung des ſtehenden Waſſers voraus 3. Ja man konnte noch ſpaͤter, indem man den Lauf des Fluſſes hemmte, die Gegend zwiſchen Sparta und den gegenuͤberliegenden Hoͤhen einigermaßen unter Waſſer ſetzen 4.
7.
Die Erwaͤgung dieſer natuͤrlichen Umſtaͤnde und Traditionen noͤthigt zur Annahme, daß die Staͤmme, welche als die Urbewohner des Peloponnes galten, die Pelasger im Oſten und Norden, die Leleger im Suͤden und Weſten, zugleich die Landescultur, welche nachmals durch ganz Griechenland herrſchte, begruͤndet haben. Und eigentlich ſind es auch nur dieſe ureinwohnenden Staͤmme, welchen fortwaͤhrend Ackerbau, Viehzucht und Alles, was die Benutzung der Natur betrifft, ob- lag. Denn theils waren die Einwanderungen der Achaͤer, Joner, ſo wie nachmals der Dorier, an Zahl gering in
1 Vgl. hiemit Band 1. K. 2.
2 S. Eurip. Schol. Oreſt. 626. vgl. Manſo’s Sparta 1. S. 11.
3 Str. 8, 363 a.
4 Polyb. 5, 22, 6.
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iſt, Gegenden von ſolcher Luftbeſchaffenheit, daß ein
ſieches Geſchlecht in ihnen beſtaͤndig hinſtirbt: die ehe-
mals die Muͤtter der kraͤftigſten und geſuͤndeſten Staͤm-
me waren. Und daß eine ſolche Urbarmachung von den
aͤlteſten Zeiten anfing, geht daraus hervor, daß wir
grade in den Thaͤlern, die ihrer am meiſten bedurften,
die Spuren primitiver Staͤdte entdecken 1. Die Tradi-
tionen unterſtuͤtzen dieſe Induktion. Die ſparſamen
Nachrichten uͤber Lakonika’s fruͤheſte Zeiten ſagen, daß
Myles, der Sohn des Erdgebornen Lelex, Muͤhlen
baute, und in Aleſiaͤ Korn mahlte. Sein Sohn aber ſei
Eurotas, der das im Blach-Felde ſtockende Waſſer
durch einen Canal ins Meer gefuͤhrt, den man hernach
Eurotas genannt habe 2. Selbſt die Anlage Sparta’s
ſetzt wohl Ableitung des ſtehenden Waſſers voraus 3.
Ja man konnte noch ſpaͤter, indem man den Lauf des
Fluſſes hemmte, die Gegend zwiſchen Sparta und den
gegenuͤberliegenden Hoͤhen einigermaßen unter Waſſer
ſetzen 4.
7.
Die Erwaͤgung dieſer natuͤrlichen Umſtaͤnde und
Traditionen noͤthigt zur Annahme, daß die Staͤmme,
welche als die Urbewohner des Peloponnes galten, die
Pelasger im Oſten und Norden, die Leleger im Suͤden
und Weſten, zugleich die Landescultur, welche nachmals
durch ganz Griechenland herrſchte, begruͤndet haben.
Und eigentlich ſind es auch nur dieſe ureinwohnenden
Staͤmme, welchen fortwaͤhrend Ackerbau, Viehzucht
und Alles, was die Benutzung der Natur betrifft, ob-
lag. Denn theils waren die Einwanderungen der Achaͤer,
Joner, ſo wie nachmals der Dorier, an Zahl gering in
1 Vgl. hiemit Band 1. K. 2.
2 S. Eurip. Schol. Oreſt.
626. vgl. Manſo’s Sparta 1. S. 11.
3 Str. 8, 363 a.
4 Polyb. 5, 22, 6.
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Müller, Karl Otfried: Die Dorier. Vier Bücher. Bd. 1. Breslau, 1824, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_hellenische02_1824/104>, abgerufen am 09.11.2024.
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