Müller, Johannes: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen. Koblenz, 1826.158. Am seltensten sind wohl die Geschmacksphantasmen, XIV. Nutzanwendung. 159. So sind wir nun an der letzten Grenze und höchsten 158. Am ſeltenſten ſind wohl die Geſchmacksphantasmen, XIV. Nutzanwendung. 159. So ſind wir nun an der letzten Grenze und hoͤchſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0103" n="87"/> <div n="3"> <head>158.</head><lb/> <p>Am ſeltenſten ſind wohl die Geſchmacksphantasmen,<lb/> doch iſt es bekannt, daß die Vorſtellung eines fragranten<lb/> Geſchmackes haͤufig die Gegenwart der Sinnesenergie als<lb/> beſondern wirklichen Geſchmackes hervorzaubert.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">XIV.</hi><hi rendition="#g">Nutzanwendung</hi>.</head><lb/> <div n="3"> <head>159.</head><lb/> <p>So ſind wir nun an der letzten Grenze und hoͤchſten<lb/> freieſten geiſtigſten Bluͤthe der Erſcheinung angelangt, wo-<lb/> mit wir auch dieſe ihre Lebensgeſchichte ſchließen. Von<lb/> dem Urphaenomen bis zu dieſer hoͤchſten productiven ver-<lb/> nuͤnftigen Steigerung ſehen wir das ſinnliche Weſen nach<lb/> Maßgabe ſeiner geſelligen Verhaͤltniſſe zu anderen Vermoͤgen<lb/> jene bald krankhaften bald excentriſchen Zuſtaͤnde erzeugen,<lb/> die unter allen Voͤlkern, in allen Religionen unabweisbar<lb/> geworden. Alle dieſe Verirrungen ſind doch im Grunde nur<lb/> Verirrungen des Verſtandes, des Urtheils in der Auslegung<lb/> der Aeußerungen des Organes, welches ſein Mitgeſchaffe-<lb/> nes, wie ſein Selbſtgeſchaffenes leibhaftig ſieht; und ſo<lb/> ſtehen denn die Verrirrungen finſterer, aber reichbegabter<lb/> Zeiten, die Suͤnden und Krankheiten des Urtheils in dem<lb/> phantaſiereichen, durch ſeine Phantaſie geopferten Einzelnen<lb/> als ein großes weltgeſchichtliches Ereigniß mit ſeinen vie-<lb/> ren im Weſen immer wiederkehrenden Formen da, Zeugniß<lb/> gebend wie von dem Irren des Menſchengeiſtes, ſo zugleich<lb/> auch in der Krankheit von der Herrlichkeit und Gewalt<lb/> der innern Sinnlichkeit.</p> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0103]
158.
Am ſeltenſten ſind wohl die Geſchmacksphantasmen,
doch iſt es bekannt, daß die Vorſtellung eines fragranten
Geſchmackes haͤufig die Gegenwart der Sinnesenergie als
beſondern wirklichen Geſchmackes hervorzaubert.
XIV. Nutzanwendung.
159.
So ſind wir nun an der letzten Grenze und hoͤchſten
freieſten geiſtigſten Bluͤthe der Erſcheinung angelangt, wo-
mit wir auch dieſe ihre Lebensgeſchichte ſchließen. Von
dem Urphaenomen bis zu dieſer hoͤchſten productiven ver-
nuͤnftigen Steigerung ſehen wir das ſinnliche Weſen nach
Maßgabe ſeiner geſelligen Verhaͤltniſſe zu anderen Vermoͤgen
jene bald krankhaften bald excentriſchen Zuſtaͤnde erzeugen,
die unter allen Voͤlkern, in allen Religionen unabweisbar
geworden. Alle dieſe Verirrungen ſind doch im Grunde nur
Verirrungen des Verſtandes, des Urtheils in der Auslegung
der Aeußerungen des Organes, welches ſein Mitgeſchaffe-
nes, wie ſein Selbſtgeſchaffenes leibhaftig ſieht; und ſo
ſtehen denn die Verrirrungen finſterer, aber reichbegabter
Zeiten, die Suͤnden und Krankheiten des Urtheils in dem
phantaſiereichen, durch ſeine Phantaſie geopferten Einzelnen
als ein großes weltgeſchichtliches Ereigniß mit ſeinen vie-
ren im Weſen immer wiederkehrenden Formen da, Zeugniß
gebend wie von dem Irren des Menſchengeiſtes, ſo zugleich
auch in der Krankheit von der Herrlichkeit und Gewalt
der innern Sinnlichkeit.
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