Laufe ganzer Jahrhunderte wird, als durch das, was sie in einzelnen vergänglichen Augenblicken ist, daß folglich die Zahlenveranschlagung des augenblicklichen Reichthums eines Landwirthes, dem Werthe den sein Vermögen in der Bewe- gung, im Fortgange der Wirthschaft oder der Bereicherung hat, fast durchgängig widerspricht. --
Dessen ungeachtet ist der Werth des Grundeigenthums, nach den Principien einer höheren Veranschlagung, der sicherste von allen, und es hat also der Instinkt des großen Haufens Recht, wiewohl dessen Gründe nicht viel verfangen wollen. Es ist der sicherste, weil ein Mißbrauch dieses Wer- thes für die Dauer nicht zu denken ist, weil alle administra- tiven Verirrungen und alle unglücklichen Erfahrungen, welche der Staat im Ganzen nur irgend machen kann, nothwendig auf eine gerechtere Würdigung des Grundeigenthums zurück führen müssen, und weil an allen anderen Stellen eine vor- eilige Theorie lange und ungestört ihr Wesen treiben kann, hier aber nothwendig die Natur, die Gewohnheit, die Zeit, ihre Rechte behaupten müssen. Es ist der sicherste Werth noch ganz besonders deßhalb, weil die Bewirthschaftung des Grundeigenthums ohne alle Dazwischenkunft des circulirenden Geldes, und der damit verbundenen Täuschungen und Irr- thümer vor sich gehen kann, weil der Landwirth so gestellt ist, daß er allenthalben Verhältnisse regieren, geschlechtsartig ge- theilte Arbeit in Wechselwirkung führen, die Zeit aber und ihre wechselnden Einflüsse unaufhörlich beachten, und seinen Reichthum nothwendig allezeit in der Bewegung anschauen muß; weil er unter beständiger und gleichwiegender Direktion
Laufe ganzer Jahrhunderte wird, als durch das, was ſie in einzelnen vergaͤnglichen Augenblicken iſt, daß folglich die Zahlenveranſchlagung des augenblicklichen Reichthums eines Landwirthes, dem Werthe den ſein Vermoͤgen in der Bewe- gung, im Fortgange der Wirthſchaft oder der Bereicherung hat, faſt durchgaͤngig widerſpricht. —
Deſſen ungeachtet iſt der Werth des Grundeigenthums, nach den Principien einer hoͤheren Veranſchlagung, der ſicherſte von allen, und es hat alſo der Inſtinkt des großen Haufens Recht, wiewohl deſſen Gruͤnde nicht viel verfangen wollen. Es iſt der ſicherſte, weil ein Mißbrauch dieſes Wer- thes fuͤr die Dauer nicht zu denken iſt, weil alle adminiſtra- tiven Verirrungen und alle ungluͤcklichen Erfahrungen, welche der Staat im Ganzen nur irgend machen kann, nothwendig auf eine gerechtere Wuͤrdigung des Grundeigenthums zuruͤck fuͤhren muͤſſen, und weil an allen anderen Stellen eine vor- eilige Theorie lange und ungeſtoͤrt ihr Weſen treiben kann, hier aber nothwendig die Natur, die Gewohnheit, die Zeit, ihre Rechte behaupten muͤſſen. Es iſt der ſicherſte Werth noch ganz beſonders deßhalb, weil die Bewirthſchaftung des Grundeigenthums ohne alle Dazwiſchenkunft des circulirenden Geldes, und der damit verbundenen Taͤuſchungen und Irr- thuͤmer vor ſich gehen kann, weil der Landwirth ſo geſtellt iſt, daß er allenthalben Verhaͤltniſſe regieren, geſchlechtsartig ge- theilte Arbeit in Wechſelwirkung fuͤhren, die Zeit aber und ihre wechſelnden Einfluͤſſe unaufhoͤrlich beachten, und ſeinen Reichthum nothwendig allezeit in der Bewegung anſchauen muß; weil er unter beſtaͤndiger und gleichwiegender Direktion
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[57/0071]
Laufe ganzer Jahrhunderte wird, als durch das, was ſie
in einzelnen vergaͤnglichen Augenblicken iſt, daß folglich die
Zahlenveranſchlagung des augenblicklichen Reichthums eines
Landwirthes, dem Werthe den ſein Vermoͤgen in der Bewe-
gung, im Fortgange der Wirthſchaft oder der Bereicherung
hat, faſt durchgaͤngig widerſpricht. —
Deſſen ungeachtet iſt der Werth des Grundeigenthums,
nach den Principien einer hoͤheren Veranſchlagung, der
ſicherſte von allen, und es hat alſo der Inſtinkt des großen
Haufens Recht, wiewohl deſſen Gruͤnde nicht viel verfangen
wollen. Es iſt der ſicherſte, weil ein Mißbrauch dieſes Wer-
thes fuͤr die Dauer nicht zu denken iſt, weil alle adminiſtra-
tiven Verirrungen und alle ungluͤcklichen Erfahrungen, welche
der Staat im Ganzen nur irgend machen kann, nothwendig
auf eine gerechtere Wuͤrdigung des Grundeigenthums zuruͤck
fuͤhren muͤſſen, und weil an allen anderen Stellen eine vor-
eilige Theorie lange und ungeſtoͤrt ihr Weſen treiben kann,
hier aber nothwendig die Natur, die Gewohnheit, die Zeit,
ihre Rechte behaupten muͤſſen. Es iſt der ſicherſte Werth noch
ganz beſonders deßhalb, weil die Bewirthſchaftung des
Grundeigenthums ohne alle Dazwiſchenkunft des circulirenden
Geldes, und der damit verbundenen Taͤuſchungen und Irr-
thuͤmer vor ſich gehen kann, weil der Landwirth ſo geſtellt iſt,
daß er allenthalben Verhaͤltniſſe regieren, geſchlechtsartig ge-
theilte Arbeit in Wechſelwirkung fuͤhren, die Zeit aber und
ihre wechſelnden Einfluͤſſe unaufhoͤrlich beachten, und ſeinen
Reichthum nothwendig allezeit in der Bewegung anſchauen
muß; weil er unter beſtaͤndiger und gleichwiegender Direktion
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/71>, abgerufen am 27.11.2024.
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