blicklichen hohen Goldpreis, oder den dermahligen ungünstigen Wechselcours für ein Kennzeichen des Verfalls der Werthe in solchem Lande halten wollte, so würde man damit nichts anderes behaupten, als daß der unvollständige Werthmaaß- stab, der bloße Größenmaaßstab des zerrissenen, und seiner religiösen Garantie beraubten, also ganz zufälligen Welt- marktes über den Werthmaaßstab einer vollständigen, durch und durch lebendigen und regelmäßigen Haushaltung entschei- den müßte, welches unmöglich ist.
Nach allem diesen ist nunmehr das Wesen des Werthmaaß- stabes klar; nicht gerade klar für die rohe greifende Hand, aber für das Gemüth des vollständigen Bürgers, Menschen und Staatsmanns. Die erste Frage bey aller Werthbestimmung ist, in welchem Verhältniß stehen Metall- und Creditgeld un- seres Landes, und mit ihnen alle persönlichen und sächlichen Verhältnisse: sind diese im Gleichgewichte, im sphärischen Gleichgewichte, dann kann schon keine bedeutende Dispropor- tion der Werthe Statt finden. Nun erst kommt um des aus- wärtigen Verkehrs Willen die andere Frage in Anregung: Welches ist die Größe der in Metall oder in Credit ausge- drückten Einheit, womit die Größen der Werthe gemessen wer- den? und in welcher Menge sind die, solche Einheit aus- drückenden Geldzeichen vorhanden? -- daß die aus den letzte- ren Fragen sich ergebenden äußeren Zahlenverhältnisse, nur für den einen Werth haben, der sie durch eine lebendige An- schauung vom ganzen Staate, und durch eine bewegliche Rücksicht auf die inneren sphärischen oder geometrischen
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blicklichen hohen Goldpreis, oder den dermahligen unguͤnſtigen Wechſelcours fuͤr ein Kennzeichen des Verfalls der Werthe in ſolchem Lande halten wollte, ſo wuͤrde man damit nichts anderes behaupten, als daß der unvollſtaͤndige Werthmaaß- ſtab, der bloße Groͤßenmaaßſtab des zerriſſenen, und ſeiner religioͤſen Garantie beraubten, alſo ganz zufaͤlligen Welt- marktes uͤber den Werthmaaßſtab einer vollſtaͤndigen, durch und durch lebendigen und regelmaͤßigen Haushaltung entſchei- den muͤßte, welches unmoͤglich iſt.
Nach allem dieſen iſt nunmehr das Weſen des Werthmaaß- ſtabes klar; nicht gerade klar fuͤr die rohe greifende Hand, aber fuͤr das Gemuͤth des vollſtaͤndigen Buͤrgers, Menſchen und Staatsmanns. Die erſte Frage bey aller Werthbeſtimmung iſt, in welchem Verhaͤltniß ſtehen Metall- und Creditgeld un- ſeres Landes, und mit ihnen alle perſoͤnlichen und ſaͤchlichen Verhaͤltniſſe: ſind dieſe im Gleichgewichte, im ſphaͤriſchen Gleichgewichte, dann kann ſchon keine bedeutende Dispropor- tion der Werthe Statt finden. Nun erſt kommt um des aus- waͤrtigen Verkehrs Willen die andere Frage in Anregung: Welches iſt die Groͤße der in Metall oder in Credit ausge- druͤckten Einheit, womit die Groͤßen der Werthe gemeſſen wer- den? und in welcher Menge ſind die, ſolche Einheit aus- druͤckenden Geldzeichen vorhanden? — daß die aus den letzte- ren Fragen ſich ergebenden aͤußeren Zahlenverhaͤltniſſe, nur fuͤr den einen Werth haben, der ſie durch eine lebendige An- ſchauung vom ganzen Staate, und durch eine bewegliche Ruͤckſicht auf die inneren ſphaͤriſchen oder geometriſchen
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blicklichen hohen Goldpreis, oder den dermahligen unguͤnſtigen
Wechſelcours fuͤr ein Kennzeichen des Verfalls der Werthe in
ſolchem Lande halten wollte, ſo wuͤrde man damit nichts
anderes behaupten, als daß der unvollſtaͤndige Werthmaaß-
ſtab, der bloße Groͤßenmaaßſtab des zerriſſenen, und ſeiner
religioͤſen Garantie beraubten, alſo ganz zufaͤlligen Welt-
marktes uͤber den Werthmaaßſtab einer vollſtaͤndigen, durch
und durch lebendigen und regelmaͤßigen Haushaltung entſchei-
den muͤßte, welches unmoͤglich iſt.
Nach allem dieſen iſt nunmehr das Weſen des Werthmaaß-
ſtabes klar; nicht gerade klar fuͤr die rohe greifende Hand,
aber fuͤr das Gemuͤth des vollſtaͤndigen Buͤrgers, Menſchen
und Staatsmanns. Die erſte Frage bey aller Werthbeſtimmung
iſt, in welchem Verhaͤltniß ſtehen Metall- und Creditgeld un-
ſeres Landes, und mit ihnen alle perſoͤnlichen und ſaͤchlichen
Verhaͤltniſſe: ſind dieſe im Gleichgewichte, im ſphaͤriſchen
Gleichgewichte, dann kann ſchon keine bedeutende Dispropor-
tion der Werthe Statt finden. Nun erſt kommt um des aus-
waͤrtigen Verkehrs Willen die andere Frage in Anregung:
Welches iſt die Groͤße der in Metall oder in Credit ausge-
druͤckten Einheit, womit die Groͤßen der Werthe gemeſſen wer-
den? und in welcher Menge ſind die, ſolche Einheit aus-
druͤckenden Geldzeichen vorhanden? — daß die aus den letzte-
ren Fragen ſich ergebenden aͤußeren Zahlenverhaͤltniſſe, nur
fuͤr den einen Werth haben, der ſie durch eine lebendige An-
ſchauung vom ganzen Staate, und durch eine bewegliche
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/305>, abgerufen am 08.07.2024.
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