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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dem alten Herrn erprobt. Man hielt ihm starke Gerüche unter die Nase, rieb ihm die Füße mit warmen Tüchern, bürstete den gelähmten Arm und kitzelte ihm die Fingerspitzen mit heißen Nadeln. Eine Viertelstunde mochte unter diesen erfolglosen Versuchen dahingegangen sein, als der Marquis plötzlich und ganz von selbst die Augen weit aufschlug und in wilder Überraschung um sich her gaffte. Er öffnete auch den Mund, aber die Zunge versagte ihm den gewohnten Dienst, und in unverständlichen Lauten zischte der Athem über seine Lippen. Da erhob er den rechten Arm und wies mit unruhiger Hast, sich immer heftiger und peinlicher geberdend, nach der Thüre des Tempels hin, die seinem Lager gerade gegenüber stand. Um aller Heiligen willen, jammerte Cecco, wo ist denn der Schlüssel? Der Marquis zeigte auf seinen ausgezogenen Rock, und der Schlüssel fand sich in der Tasche. Jetzt wurde die Thüre eiligst geöffnet, und der halb todte Mann wollte von dem Sopha springen, als der Tempel sich vor ihm aufthat; aber er sank ohnmächtig zurück und konnte kaum noch so viele Kräfte aufbieten, um dem Professor durch Zeichen und Geberden seinen Wunsch zu erklären, in das Cabinet geführt zu werden. Es geschah. Als er sein Heiligthum erreicht hatte, fing er an, sich die Stirne zu reiben, die geballte Faust des rechten Armes gegen sein Herz zu drücken und mit allen Gliedern, deren Bewegung er noch in seiner Gewalt hatte, in hitz'ger

dem alten Herrn erprobt. Man hielt ihm starke Gerüche unter die Nase, rieb ihm die Füße mit warmen Tüchern, bürstete den gelähmten Arm und kitzelte ihm die Fingerspitzen mit heißen Nadeln. Eine Viertelstunde mochte unter diesen erfolglosen Versuchen dahingegangen sein, als der Marquis plötzlich und ganz von selbst die Augen weit aufschlug und in wilder Überraschung um sich her gaffte. Er öffnete auch den Mund, aber die Zunge versagte ihm den gewohnten Dienst, und in unverständlichen Lauten zischte der Athem über seine Lippen. Da erhob er den rechten Arm und wies mit unruhiger Hast, sich immer heftiger und peinlicher geberdend, nach der Thüre des Tempels hin, die seinem Lager gerade gegenüber stand. Um aller Heiligen willen, jammerte Cecco, wo ist denn der Schlüssel? Der Marquis zeigte auf seinen ausgezogenen Rock, und der Schlüssel fand sich in der Tasche. Jetzt wurde die Thüre eiligst geöffnet, und der halb todte Mann wollte von dem Sopha springen, als der Tempel sich vor ihm aufthat; aber er sank ohnmächtig zurück und konnte kaum noch so viele Kräfte aufbieten, um dem Professor durch Zeichen und Geberden seinen Wunsch zu erklären, in das Cabinet geführt zu werden. Es geschah. Als er sein Heiligthum erreicht hatte, fing er an, sich die Stirne zu reiben, die geballte Faust des rechten Armes gegen sein Herz zu drücken und mit allen Gliedern, deren Bewegung er noch in seiner Gewalt hatte, in hitz'ger

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[0086] dem alten Herrn erprobt. Man hielt ihm starke Gerüche unter die Nase, rieb ihm die Füße mit warmen Tüchern, bürstete den gelähmten Arm und kitzelte ihm die Fingerspitzen mit heißen Nadeln. Eine Viertelstunde mochte unter diesen erfolglosen Versuchen dahingegangen sein, als der Marquis plötzlich und ganz von selbst die Augen weit aufschlug und in wilder Überraschung um sich her gaffte. Er öffnete auch den Mund, aber die Zunge versagte ihm den gewohnten Dienst, und in unverständlichen Lauten zischte der Athem über seine Lippen. Da erhob er den rechten Arm und wies mit unruhiger Hast, sich immer heftiger und peinlicher geberdend, nach der Thüre des Tempels hin, die seinem Lager gerade gegenüber stand. Um aller Heiligen willen, jammerte Cecco, wo ist denn der Schlüssel? Der Marquis zeigte auf seinen ausgezogenen Rock, und der Schlüssel fand sich in der Tasche. Jetzt wurde die Thüre eiligst geöffnet, und der halb todte Mann wollte von dem Sopha springen, als der Tempel sich vor ihm aufthat; aber er sank ohnmächtig zurück und konnte kaum noch so viele Kräfte aufbieten, um dem Professor durch Zeichen und Geberden seinen Wunsch zu erklären, in das Cabinet geführt zu werden. Es geschah. Als er sein Heiligthum erreicht hatte, fing er an, sich die Stirne zu reiben, die geballte Faust des rechten Armes gegen sein Herz zu drücken und mit allen Gliedern, deren Bewegung er noch in seiner Gewalt hatte, in hitz'ger

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/86>, abgerufen am 24.11.2024.