Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Der Marquis hustete und zankte unterdessen in dem Gasthofe mit den Hausknechten und Kellnern, von denen Einer den Muff des Bolognesers nicht sanft genug niedergelegt hatte, ein Andrer ihn mit dem Speisezettel verfolgte, der dritte ihn als Excellenz anredete, und der vierte endlich ihn mit unaufhörlichen Bücklingen befragte, ob man hoffen dürfe, ihn recht lange als Gast zu besitzen. Der Alte, ein entschiedener Feind aller Wirthshäuser und Kellner, fuhr die dienstfertig lästigen Leute an, und bedachte in seiner Entrüstung nicht, sich italienisch oder französisch verständlich zu machen, sondern verschaffte sich in deutschen Ausbrüchen Luft. Ich bin keine Excellenz, sprach er hastig, und ich bin kein Fresser, der nach Rom kömmt, um sich zu verderben den Magen, und ich will danken meinem Gott, wenn ich kann wieder heraus noch heute aus dieser Wirthschaft. Und wenn ich brauche einen Menschen, so werde ich ziehen die Klingel, und bis dahin will ich sein ungeschoren in meinem Zimmer. Nur Einer von der Dienerschaft, ein Landsmann des Wirthes, verstand die deutsche Abfertigung und gab den Uebrigen einen Wink, ihm zu folgen, indem er sich hinausdrückte und vor sich hinbrummte: Das heiß' ich mir einen alten Knauser und Grobian! Arthur stand während dieser Auftritte am Fenster und erboßte sich über die eigensinnigen Grillen des Marquis, die ihnen auch hier wieder gleich bei der Ankunft die freundliche Aufnahme vergällten. So Der Marquis hustete und zankte unterdessen in dem Gasthofe mit den Hausknechten und Kellnern, von denen Einer den Muff des Bolognesers nicht sanft genug niedergelegt hatte, ein Andrer ihn mit dem Speisezettel verfolgte, der dritte ihn als Excellenz anredete, und der vierte endlich ihn mit unaufhörlichen Bücklingen befragte, ob man hoffen dürfe, ihn recht lange als Gast zu besitzen. Der Alte, ein entschiedener Feind aller Wirthshäuser und Kellner, fuhr die dienstfertig lästigen Leute an, und bedachte in seiner Entrüstung nicht, sich italienisch oder französisch verständlich zu machen, sondern verschaffte sich in deutschen Ausbrüchen Luft. Ich bin keine Excellenz, sprach er hastig, und ich bin kein Fresser, der nach Rom kömmt, um sich zu verderben den Magen, und ich will danken meinem Gott, wenn ich kann wieder heraus noch heute aus dieser Wirthschaft. Und wenn ich brauche einen Menschen, so werde ich ziehen die Klingel, und bis dahin will ich sein ungeschoren in meinem Zimmer. Nur Einer von der Dienerschaft, ein Landsmann des Wirthes, verstand die deutsche Abfertigung und gab den Uebrigen einen Wink, ihm zu folgen, indem er sich hinausdrückte und vor sich hinbrummte: Das heiß' ich mir einen alten Knauser und Grobian! Arthur stand während dieser Auftritte am Fenster und erboßte sich über die eigensinnigen Grillen des Marquis, die ihnen auch hier wieder gleich bei der Ankunft die freundliche Aufnahme vergällten. So <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="7"> <pb facs="#f0056"/> <p>Der Marquis hustete und zankte unterdessen in dem Gasthofe mit den Hausknechten und Kellnern, von denen Einer den Muff des Bolognesers nicht sanft genug niedergelegt hatte, ein Andrer ihn mit dem Speisezettel verfolgte, der dritte ihn als Excellenz anredete, und der vierte endlich ihn mit unaufhörlichen Bücklingen befragte, ob man hoffen dürfe, ihn recht lange als Gast zu besitzen. Der Alte, ein entschiedener Feind aller Wirthshäuser und Kellner, fuhr die dienstfertig lästigen Leute an, und bedachte in seiner Entrüstung nicht, sich italienisch oder französisch verständlich zu machen, sondern verschaffte sich in deutschen Ausbrüchen Luft. Ich bin keine Excellenz, sprach er hastig, und ich bin kein Fresser, der nach Rom kömmt, um sich zu verderben den Magen, und ich will danken meinem Gott, wenn ich kann wieder heraus noch heute aus dieser Wirthschaft. Und wenn ich brauche einen Menschen, so werde ich ziehen die Klingel, und bis dahin will ich sein ungeschoren in meinem Zimmer.</p><lb/> <p>Nur Einer von der Dienerschaft, ein Landsmann des Wirthes, verstand die deutsche Abfertigung und gab den Uebrigen einen Wink, ihm zu folgen, indem er sich hinausdrückte und vor sich hinbrummte: Das heiß' ich mir einen alten Knauser und Grobian!</p><lb/> <p>Arthur stand während dieser Auftritte am Fenster und erboßte sich über die eigensinnigen Grillen des Marquis, die ihnen auch hier wieder gleich bei der Ankunft die freundliche Aufnahme vergällten. So<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
Der Marquis hustete und zankte unterdessen in dem Gasthofe mit den Hausknechten und Kellnern, von denen Einer den Muff des Bolognesers nicht sanft genug niedergelegt hatte, ein Andrer ihn mit dem Speisezettel verfolgte, der dritte ihn als Excellenz anredete, und der vierte endlich ihn mit unaufhörlichen Bücklingen befragte, ob man hoffen dürfe, ihn recht lange als Gast zu besitzen. Der Alte, ein entschiedener Feind aller Wirthshäuser und Kellner, fuhr die dienstfertig lästigen Leute an, und bedachte in seiner Entrüstung nicht, sich italienisch oder französisch verständlich zu machen, sondern verschaffte sich in deutschen Ausbrüchen Luft. Ich bin keine Excellenz, sprach er hastig, und ich bin kein Fresser, der nach Rom kömmt, um sich zu verderben den Magen, und ich will danken meinem Gott, wenn ich kann wieder heraus noch heute aus dieser Wirthschaft. Und wenn ich brauche einen Menschen, so werde ich ziehen die Klingel, und bis dahin will ich sein ungeschoren in meinem Zimmer.
Nur Einer von der Dienerschaft, ein Landsmann des Wirthes, verstand die deutsche Abfertigung und gab den Uebrigen einen Wink, ihm zu folgen, indem er sich hinausdrückte und vor sich hinbrummte: Das heiß' ich mir einen alten Knauser und Grobian!
Arthur stand während dieser Auftritte am Fenster und erboßte sich über die eigensinnigen Grillen des Marquis, die ihnen auch hier wieder gleich bei der Ankunft die freundliche Aufnahme vergällten. So
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Zitationshilfe: | Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/56>, abgerufen am 16.07.2024. |