Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.und bist König über alle Herzen, die da lieben auf Erden. Und ich, mein Arthur, ich bin deine Königin. -- Arthur zitterte und bebte vor Angst und Schmerz; denn er hatte das Blatt verloren und wagte nicht, es zu gestehen. Aber die Lurelei hatte es aus seinen Augen schon gelesen und tauchte mit einem kläglichen Seufzen wieder in die Tiefe hinab, die alsbald trübe und finster wurde. Minna! Lurelei! rief der Schiffer. Aber nur ein dumpfes Gewühl in den Wogen gab ihm Antwort, und er stürzte sich verzweifelnd in Lust und Leid über sein Boot in den wogenden Abgrund hinunter. Fünftes Kapitel. Die Vorbereitung zu der nahen Abreise nahm unsern jungen Freund in den beiden folgenden Tagen theils mit eigenen Geschäften, theils mit verschiedenen Aufträgen des Marquis so ganz in Anspruch, daß er seinen Launen und Träumen weniger nachhängen konnte, als er es sonst wohl nach den Abenteuern des vorigen Tages und den Erscheinungen der letzten Nacht gethan haben würde. Vielleicht machte er sich auch viel mehr zu schaffen, als nöthig war, um seine Unternehmung dadurch in seinen eigenen Augen wich- und bist König über alle Herzen, die da lieben auf Erden. Und ich, mein Arthur, ich bin deine Königin. — Arthur zitterte und bebte vor Angst und Schmerz; denn er hatte das Blatt verloren und wagte nicht, es zu gestehen. Aber die Lurelei hatte es aus seinen Augen schon gelesen und tauchte mit einem kläglichen Seufzen wieder in die Tiefe hinab, die alsbald trübe und finster wurde. Minna! Lurelei! rief der Schiffer. Aber nur ein dumpfes Gewühl in den Wogen gab ihm Antwort, und er stürzte sich verzweifelnd in Lust und Leid über sein Boot in den wogenden Abgrund hinunter. Fünftes Kapitel. Die Vorbereitung zu der nahen Abreise nahm unsern jungen Freund in den beiden folgenden Tagen theils mit eigenen Geschäften, theils mit verschiedenen Aufträgen des Marquis so ganz in Anspruch, daß er seinen Launen und Träumen weniger nachhängen konnte, als er es sonst wohl nach den Abenteuern des vorigen Tages und den Erscheinungen der letzten Nacht gethan haben würde. Vielleicht machte er sich auch viel mehr zu schaffen, als nöthig war, um seine Unternehmung dadurch in seinen eigenen Augen wich- <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="4"> <p><pb facs="#f0037"/> und bist König über alle Herzen, die da lieben auf Erden. Und ich, mein Arthur, ich bin deine Königin. — Arthur zitterte und bebte vor Angst und Schmerz; denn er hatte das Blatt verloren und wagte nicht, es zu gestehen. Aber die Lurelei hatte es aus seinen Augen schon gelesen und tauchte mit einem kläglichen Seufzen wieder in die Tiefe hinab, die alsbald trübe und finster wurde. Minna! Lurelei! rief der Schiffer. Aber nur ein dumpfes Gewühl in den Wogen gab ihm Antwort, und er stürzte sich verzweifelnd in Lust und Leid über sein Boot in den wogenden Abgrund hinunter.</p><lb/> </div> <div type="chapter" n="5"> <head>Fünftes Kapitel.</head> <p>Die Vorbereitung zu der nahen Abreise nahm unsern jungen Freund in den beiden folgenden Tagen theils mit eigenen Geschäften, theils mit verschiedenen Aufträgen des Marquis so ganz in Anspruch, daß er seinen Launen und Träumen weniger nachhängen konnte, als er es sonst wohl nach den Abenteuern des vorigen Tages und den Erscheinungen der letzten Nacht gethan haben würde. Vielleicht machte er sich auch viel mehr zu schaffen, als nöthig war, um seine Unternehmung dadurch in seinen eigenen Augen wich-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0037]
und bist König über alle Herzen, die da lieben auf Erden. Und ich, mein Arthur, ich bin deine Königin. — Arthur zitterte und bebte vor Angst und Schmerz; denn er hatte das Blatt verloren und wagte nicht, es zu gestehen. Aber die Lurelei hatte es aus seinen Augen schon gelesen und tauchte mit einem kläglichen Seufzen wieder in die Tiefe hinab, die alsbald trübe und finster wurde. Minna! Lurelei! rief der Schiffer. Aber nur ein dumpfes Gewühl in den Wogen gab ihm Antwort, und er stürzte sich verzweifelnd in Lust und Leid über sein Boot in den wogenden Abgrund hinunter.
Fünftes Kapitel. Die Vorbereitung zu der nahen Abreise nahm unsern jungen Freund in den beiden folgenden Tagen theils mit eigenen Geschäften, theils mit verschiedenen Aufträgen des Marquis so ganz in Anspruch, daß er seinen Launen und Träumen weniger nachhängen konnte, als er es sonst wohl nach den Abenteuern des vorigen Tages und den Erscheinungen der letzten Nacht gethan haben würde. Vielleicht machte er sich auch viel mehr zu schaffen, als nöthig war, um seine Unternehmung dadurch in seinen eigenen Augen wich-
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