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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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boren wird und nur einmal stirbt, und wenn wir dort oben zu einem neuen Dasein erwachen, dann wird auch unsre erste und einzige Liebe mit uns verklärt werden zu einer himmlischen Natur. Alles Andre, was wir später hier noch Liebe nennen, was ist es? Sinnenlust, Eitelkeit, Phantasie oder gar Sitte und Gewohnheit.

Immer wärmer und lebendiger traten die Bilder seiner ersten Liebe aus den ungetrübten Fernen seiner Erinnerung hervor und drängten sich, wie jenes Schattenspiel des Traumes, in wachsender Fülle an sein Herz. Er begegnete der Angebeteten auf dem Wege nach der Schule, und sie war das einzige Mädchen, dem er keinen guten Morgen zu wünschen wagte. Aber sein Gesicht brannte hochroth von dem Scheitel bis in die Halskrause hinein, wenn er an ihr vorüberstrich. Dann malte er die Anfangsbuchstaben ihres Namens auf die Rechentafel und zog die seinigcn darum oder darüber. Und sein übervolles Herz suchte ein andres Herz, um sich darin auszuschütten, und er wählte sich einen Knaben dazu, der oft mit seiner Geliebten spielte; denn er war ihr Nachbar. Als sie eines Tages allein beisammen waren, da zog Arthur den glücklichen Gespielen an seine Brust und fragte ihn mit zitternder Stimme: Fritz, hast du denn gar kein Mädchen lieb? Warum nicht, Arthur? antwortete der andre ganz unbefangen. Die Minna ist ja meine Braut. Die Minna! die Minna! schrie Arthur ent-

boren wird und nur einmal stirbt, und wenn wir dort oben zu einem neuen Dasein erwachen, dann wird auch unsre erste und einzige Liebe mit uns verklärt werden zu einer himmlischen Natur. Alles Andre, was wir später hier noch Liebe nennen, was ist es? Sinnenlust, Eitelkeit, Phantasie oder gar Sitte und Gewohnheit.

Immer wärmer und lebendiger traten die Bilder seiner ersten Liebe aus den ungetrübten Fernen seiner Erinnerung hervor und drängten sich, wie jenes Schattenspiel des Traumes, in wachsender Fülle an sein Herz. Er begegnete der Angebeteten auf dem Wege nach der Schule, und sie war das einzige Mädchen, dem er keinen guten Morgen zu wünschen wagte. Aber sein Gesicht brannte hochroth von dem Scheitel bis in die Halskrause hinein, wenn er an ihr vorüberstrich. Dann malte er die Anfangsbuchstaben ihres Namens auf die Rechentafel und zog die seinigcn darum oder darüber. Und sein übervolles Herz suchte ein andres Herz, um sich darin auszuschütten, und er wählte sich einen Knaben dazu, der oft mit seiner Geliebten spielte; denn er war ihr Nachbar. Als sie eines Tages allein beisammen waren, da zog Arthur den glücklichen Gespielen an seine Brust und fragte ihn mit zitternder Stimme: Fritz, hast du denn gar kein Mädchen lieb? Warum nicht, Arthur? antwortete der andre ganz unbefangen. Die Minna ist ja meine Braut. Die Minna! die Minna! schrie Arthur ent-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/34>, abgerufen am 24.11.2024.