Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistliche Gedichte und Lieder.
3.
Wie soll denn ich (da meine Sünden
Dich stürtzen in den Sünden-Koth/
Du dich Unsterblicher läst binden
Hiermit ich Sterblicher kan finden
Was mir die Freyheit schenckt bey GOtt:)
Nicht seuffzen über deine Noth?
4.
Jch habe mich im Schlam gewühlet
Der Seelen reines Kleid befleckt/
Jch bins der sein Gewissen fühlet/
Auf den der Höllen Rabe zielet/
Den seine schwartze Schuld erschreckt/
Weil mich der Unflats Mantel deckt.
5.
Jch bin ein Koch der Sünden-Speisen/
Jch richte nichts denn Laster an/
Mein Messer ist von Wollust Eisen/
Mein Eisen kan kein Engel preisen/
Es rührt noch her vom ersten Mann/
Daß ich nichts Gutes kochen kan.
6.
Wie soll sich meine Schwachheit wagen/
Dir aufzuopffern ihren Gruß?
Der du im Jammer-vollen Zagen/
Hast meine Last mir helffen tragen.
Und durch den falschen Judas Kuß
Machst in den Himmel einen Fuß.
7.
Wie soll mit Dancken ich erreichen/
Womit du Heyland mich verehrt?
Sind das nicht werthe Liebes-Zeichen?
Du läst den Mördern dich vergleichen/
Der du den Frieden stets gelehrt
Und Aufruhr jederzeit verstöhrt.
8.
Du nimmst das Rohr des Scepters Zeichen/
Und färbst die Dornen mit dem Blut/
Auf daß mir halb-gestorbnen Leichen
Durch diesen Spott und schimpfflich streichen/
Und
Geiſtliche Gedichte und Lieder.
3.
Wie ſoll denn ich (da meine Suͤnden
Dich ſtuͤrtzen in den Suͤnden-Koth/
Du dich Unſterblicher laͤſt binden
Hiermit ich Sterblicher kan finden
Was mir die Freyheit ſchenckt bey GOtt:)
Nicht ſeuffzen uͤber deine Noth?
4.
Jch habe mich im Schlam gewuͤhlet
Der Seelen reines Kleid befleckt/
Jch bins der ſein Gewiſſen fuͤhlet/
Auf den der Hoͤllen Rabe zielet/
Den ſeine ſchwartze Schuld erſchreckt/
Weil mich der Unflats Mantel deckt.
5.
Jch bin ein Koch der Suͤnden-Speiſen/
Jch richte nichts denn Laſter an/
Mein Meſſer iſt von Wolluſt Eiſen/
Mein Eiſen kan kein Engel preiſen/
Es ruͤhrt noch her vom erſten Mann/
Daß ich nichts Gutes kochen kan.
6.
Wie ſoll ſich meine Schwachheit wagen/
Dir aufzuopffern ihren Gruß?
Der du im Jammer-vollen Zagen/
Haſt meine Laſt mir helffen tragen.
Und durch den falſchen Judas Kuß
Machſt in den Himmel einen Fuß.
7.
Wie ſoll mit Dancken ich erreichen/
Womit du Heyland mich verehrt?
Sind das nicht werthe Liebes-Zeichen?
Du laͤſt den Moͤrdern dich vergleichen/
Der du den Frieden ſtets gelehrt
Und Aufruhr jederzeit verſtoͤhrt.
8.
Du nimmſt das Rohr des Scepters Zeichen/
Und faͤrbſt die Dornen mit dem Blut/
Auf daß mir halb-geſtorbnen Leichen
Durch dieſen Spott und ſchimpfflich ſtreichen/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0757" n="29"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tliche Gedichte und Lieder.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Wie &#x017F;oll denn ich (da meine Su&#x0364;nden</l><lb/>
            <l>Dich &#x017F;tu&#x0364;rtzen in den Su&#x0364;nden-Koth/</l><lb/>
            <l>Du dich Un&#x017F;terblicher la&#x0364;&#x017F;t binden</l><lb/>
            <l>Hiermit ich Sterblicher kan finden</l><lb/>
            <l>Was mir die Freyheit &#x017F;chenckt bey GOtt:)</l><lb/>
            <l>Nicht &#x017F;euffzen u&#x0364;ber deine Noth?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/>
            <l>Jch habe mich im Schlam gewu&#x0364;hlet</l><lb/>
            <l>Der Seelen reines Kleid befleckt/</l><lb/>
            <l>Jch bins der &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en fu&#x0364;hlet/</l><lb/>
            <l>Auf den der Ho&#x0364;llen Rabe zielet/</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;eine &#x017F;chwartze Schuld er&#x017F;chreckt/</l><lb/>
            <l>Weil mich der Unflats Mantel deckt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/>
            <l>Jch bin ein Koch der Su&#x0364;nden-Spei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Jch richte nichts denn La&#x017F;ter an/</l><lb/>
            <l>Mein Me&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t von Wollu&#x017F;t Ei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Mein Ei&#x017F;en kan kein Engel prei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Es ru&#x0364;hrt noch her vom er&#x017F;ten Mann/</l><lb/>
            <l>Daß ich nichts Gutes kochen kan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#c">6.</hi> </head><lb/>
            <l>Wie &#x017F;oll &#x017F;ich meine Schwachheit wagen/</l><lb/>
            <l>Dir aufzuopffern ihren Gruß?</l><lb/>
            <l>Der du im Jammer-vollen Zagen/</l><lb/>
            <l>Ha&#x017F;t meine La&#x017F;t mir helffen tragen.</l><lb/>
            <l>Und durch den fal&#x017F;chen Judas Kuß</l><lb/>
            <l>Mach&#x017F;t in den Himmel einen Fuß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head> <hi rendition="#c">7.</hi> </head><lb/>
            <l>Wie &#x017F;oll mit Dancken ich erreichen/</l><lb/>
            <l>Womit du Heyland mich verehrt?</l><lb/>
            <l>Sind das nicht werthe Liebes-Zeichen?</l><lb/>
            <l>Du la&#x0364;&#x017F;t den Mo&#x0364;rdern dich vergleichen/</l><lb/>
            <l>Der du den Frieden &#x017F;tets gelehrt</l><lb/>
            <l>Und Aufruhr jederzeit ver&#x017F;to&#x0364;hrt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <head> <hi rendition="#c">8.</hi> </head><lb/>
            <l>Du nimm&#x017F;t das Rohr des Scepters Zeichen/</l><lb/>
            <l>Und fa&#x0364;rb&#x017F;t die Dornen mit dem Blut/</l><lb/>
            <l>Auf daß mir halb-ge&#x017F;torbnen Leichen</l><lb/>
            <l>Durch die&#x017F;en Spott und &#x017F;chimpfflich &#x017F;treichen/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[29/0757] Geiſtliche Gedichte und Lieder. 3. Wie ſoll denn ich (da meine Suͤnden Dich ſtuͤrtzen in den Suͤnden-Koth/ Du dich Unſterblicher laͤſt binden Hiermit ich Sterblicher kan finden Was mir die Freyheit ſchenckt bey GOtt:) Nicht ſeuffzen uͤber deine Noth? 4. Jch habe mich im Schlam gewuͤhlet Der Seelen reines Kleid befleckt/ Jch bins der ſein Gewiſſen fuͤhlet/ Auf den der Hoͤllen Rabe zielet/ Den ſeine ſchwartze Schuld erſchreckt/ Weil mich der Unflats Mantel deckt. 5. Jch bin ein Koch der Suͤnden-Speiſen/ Jch richte nichts denn Laſter an/ Mein Meſſer iſt von Wolluſt Eiſen/ Mein Eiſen kan kein Engel preiſen/ Es ruͤhrt noch her vom erſten Mann/ Daß ich nichts Gutes kochen kan. 6. Wie ſoll ſich meine Schwachheit wagen/ Dir aufzuopffern ihren Gruß? Der du im Jammer-vollen Zagen/ Haſt meine Laſt mir helffen tragen. Und durch den falſchen Judas Kuß Machſt in den Himmel einen Fuß. 7. Wie ſoll mit Dancken ich erreichen/ Womit du Heyland mich verehrt? Sind das nicht werthe Liebes-Zeichen? Du laͤſt den Moͤrdern dich vergleichen/ Der du den Frieden ſtets gelehrt Und Aufruhr jederzeit verſtoͤhrt. 8. Du nimmſt das Rohr des Scepters Zeichen/ Und faͤrbſt die Dornen mit dem Blut/ Auf daß mir halb-geſtorbnen Leichen Durch dieſen Spott und ſchimpfflich ſtreichen/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/757
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/757>, abgerufen am 23.11.2024.