Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Geistliche Gedichte und Lieder. 3. Wie soll denn ich (da meine SündenDich stürtzen in den Sünden-Koth/ Du dich Unsterblicher läst binden Hiermit ich Sterblicher kan finden Was mir die Freyheit schenckt bey GOtt:) Nicht seuffzen über deine Noth? 4. Jch habe mich im Schlam gewühletDer Seelen reines Kleid befleckt/ Jch bins der sein Gewissen fühlet/ Auf den der Höllen Rabe zielet/ Den seine schwartze Schuld erschreckt/ Weil mich der Unflats Mantel deckt. 5. Jch bin ein Koch der Sünden-Speisen/Jch richte nichts denn Laster an/ Mein Messer ist von Wollust Eisen/ Mein Eisen kan kein Engel preisen/ Es rührt noch her vom ersten Mann/ Daß ich nichts Gutes kochen kan. 6. Wie soll sich meine Schwachheit wagen/Dir aufzuopffern ihren Gruß? Der du im Jammer-vollen Zagen/ Hast meine Last mir helffen tragen. Und durch den falschen Judas Kuß Machst in den Himmel einen Fuß. 7. Wie soll mit Dancken ich erreichen/Womit du Heyland mich verehrt? Sind das nicht werthe Liebes-Zeichen? Du läst den Mördern dich vergleichen/ Der du den Frieden stets gelehrt Und Aufruhr jederzeit verstöhrt. 8. Du nimmst das Rohr des Scepters Zeichen/Und färbst die Dornen mit dem Blut/ Auf daß mir halb-gestorbnen Leichen Durch diesen Spott und schimpfflich streichen/ Und
Geiſtliche Gedichte und Lieder. 3. Wie ſoll denn ich (da meine SuͤndenDich ſtuͤrtzen in den Suͤnden-Koth/ Du dich Unſterblicher laͤſt binden Hiermit ich Sterblicher kan finden Was mir die Freyheit ſchenckt bey GOtt:) Nicht ſeuffzen uͤber deine Noth? 4. Jch habe mich im Schlam gewuͤhletDer Seelen reines Kleid befleckt/ Jch bins der ſein Gewiſſen fuͤhlet/ Auf den der Hoͤllen Rabe zielet/ Den ſeine ſchwartze Schuld erſchreckt/ Weil mich der Unflats Mantel deckt. 5. Jch bin ein Koch der Suͤnden-Speiſen/Jch richte nichts denn Laſter an/ Mein Meſſer iſt von Wolluſt Eiſen/ Mein Eiſen kan kein Engel preiſen/ Es ruͤhrt noch her vom erſten Mann/ Daß ich nichts Gutes kochen kan. 6. Wie ſoll ſich meine Schwachheit wagen/Dir aufzuopffern ihren Gruß? Der du im Jammer-vollen Zagen/ Haſt meine Laſt mir helffen tragen. Und durch den falſchen Judas Kuß Machſt in den Himmel einen Fuß. 7. Wie ſoll mit Dancken ich erreichen/Womit du Heyland mich verehrt? Sind das nicht werthe Liebes-Zeichen? Du laͤſt den Moͤrdern dich vergleichen/ Der du den Frieden ſtets gelehrt Und Aufruhr jederzeit verſtoͤhrt. 8. Du nimmſt das Rohr des Scepters Zeichen/Und faͤrbſt die Dornen mit dem Blut/ Auf daß mir halb-geſtorbnen Leichen Durch dieſen Spott und ſchimpfflich ſtreichen/ Und
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Geiſtliche Gedichte und Lieder.
3.
Wie ſoll denn ich (da meine Suͤnden
Dich ſtuͤrtzen in den Suͤnden-Koth/
Du dich Unſterblicher laͤſt binden
Hiermit ich Sterblicher kan finden
Was mir die Freyheit ſchenckt bey GOtt:)
Nicht ſeuffzen uͤber deine Noth?
4.
Jch habe mich im Schlam gewuͤhlet
Der Seelen reines Kleid befleckt/
Jch bins der ſein Gewiſſen fuͤhlet/
Auf den der Hoͤllen Rabe zielet/
Den ſeine ſchwartze Schuld erſchreckt/
Weil mich der Unflats Mantel deckt.
5.
Jch bin ein Koch der Suͤnden-Speiſen/
Jch richte nichts denn Laſter an/
Mein Meſſer iſt von Wolluſt Eiſen/
Mein Eiſen kan kein Engel preiſen/
Es ruͤhrt noch her vom erſten Mann/
Daß ich nichts Gutes kochen kan.
6.
Wie ſoll ſich meine Schwachheit wagen/
Dir aufzuopffern ihren Gruß?
Der du im Jammer-vollen Zagen/
Haſt meine Laſt mir helffen tragen.
Und durch den falſchen Judas Kuß
Machſt in den Himmel einen Fuß.
7.
Wie ſoll mit Dancken ich erreichen/
Womit du Heyland mich verehrt?
Sind das nicht werthe Liebes-Zeichen?
Du laͤſt den Moͤrdern dich vergleichen/
Der du den Frieden ſtets gelehrt
Und Aufruhr jederzeit verſtoͤhrt.
8.
Du nimmſt das Rohr des Scepters Zeichen/
Und faͤrbſt die Dornen mit dem Blut/
Auf daß mir halb-geſtorbnen Leichen
Durch dieſen Spott und ſchimpfflich ſtreichen/
Und
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