Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Leichen-Gedichte. Was ist die Nutzbarkeit denn endlich von Citronen/Die uns Hesperien in klarem Golde zeigt? Umb diese soll ein Drach und die drey Schwestern wohnen; Wie solches der Chymi Geheimnüß nicht verschweigt. Der Apffel ist das Gold/ der Drach ein Bild der Sonnen Daß auch kein Argus nicht so scharff den Schatz bewacht/ Es hab' ein Rosen-Krantz die Deuteley entsponnen; Nein unser Heyland hat den Drachen tod gemacht. Es wünschte Chosroes entsetzter aus Genaden/ Daß in dem Kercker ihm Citronen nur vergunt: Auch in der letzten Nacht wenn Tod und Teuffel schaden/ Heilt dich/ O Seeliger/ dein Heyland jetzt gesund. Citronen dienen uns zu mehr als tausend Mitteln Safft/ Schalen/ Kern und Fleisch sind Artzney der nichts Viellägen längst verscharrt in ihren Sterbekitteln/ (gleich. Durch die Citronen sehn sie wieder Titans Reich. Die Schale gibt Confect/ der Safft heilt Brust und Lunge/ Wo laß ich den Geruch dem nichts zu setzen an? Geist/ Balsam/ Oel und Krafft und was nicht meine Zunge So leicht in einen Reim nach Würden binden kan? Dein Balsam/ liebster Freund den du von dir geblasen Jst dein erworbner Ruhm und reine Redlichkeit. Kan aber auch die Zeit nicht in Citronen rafen? Jst ihre Trefflichkeit vor Fäul und Wurmbefreyt? Nein/ sie verfaulen so wie unsre mürbe Glieder/ Drumb sind Citronen auch noch Leichen zugedacht/ Damit sie Gifft und Pest und Seuchen seyn zuwider/ Und daß kein böser Dampff an unsern Hals sich macht. Was ist denn übrig nun? dein Ruhm riecht wie Citronen Biß du den Lebens-Baum/ verblaster Freund/ wirst schau'n/ Die Flora will indeß dein Grabmahl stets bewohnen/ Und die Hesperides Citronen darauff bau'n Wechsel-Rede des Adels und der Nachwelt/ Bey Beerdigung Hn. H. v. P. den 30. Octobr. 1680. Der Adel. ACh Göttin die du siehst in Abgrund aller Zeiten/Die kein Lebendiger in seinen Arm gefaßt/ Die zwar kein Mensch gesehn/ da du doch Augen hast/ Und must der Menschen Thun mit deinem Mund ausbreite! Die
Leichen-Gedichte. Was iſt die Nutzbarkeit denn endlich von Citronen/Die uns Heſperien in klarem Golde zeigt? Umb dieſe ſoll ein Drach und die drey Schweſtern wohnen; Wie ſolches der Chymi Geheimnuͤß nicht verſchweigt. Der Apffel iſt das Gold/ der Drach ein Bild der Sonnen Daß auch kein Argus nicht ſo ſcharff den Schatz bewacht/ Es hab’ ein Roſen-Krantz die Deuteley entſponnen; Nein unſer Heyland hat den Drachen tod gemacht. Es wuͤnſchte Choſroes entſetzter aus Genaden/ Daß in dem Kercker ihm Citronen nur vergunt: Auch in der letzten Nacht wenn Tod und Teuffel ſchaden/ Heilt dich/ O Seeliger/ dein Heyland jetzt geſund. Citronen dienen uns zu mehr als tauſend Mitteln Safft/ Schalen/ Kern und Fleiſch ſind Artzney der nichts Viellaͤgen laͤngſt verſcharrt in ihren Sterbekitteln/ (gleich. Durch die Citronen ſehn ſie wieder Titans Reich. Die Schale gibt Confect/ der Safft heilt Bruſt und Lunge/ Wo laß ich den Geruch dem nichts zu ſetzen an? Geiſt/ Balſam/ Oel und Krafft und was nicht meine Zunge So leicht in einen Reim nach Wuͤrden binden kan? Dein Balſam/ liebſter Freund den du von dir geblaſen Jſt dein erworbner Ruhm und reine Redlichkeit. Kan aber auch die Zeit nicht in Citronen rafen? Jſt ihre Trefflichkeit vor Faͤul und Wurmbefreyt? Nein/ ſie verfaulen ſo wie unſre muͤrbe Glieder/ Drumb ſind Citronen auch noch Leichen zugedacht/ Damit ſie Gifft und Peſt und Seuchen ſeyn zuwider/ Und daß kein boͤſer Dampff an unſern Hals ſich macht. Was iſt denn uͤbrig nun? dein Ruhm riecht wie Citronen Biß du den Lebens-Baum/ verblaſter Freund/ wirſt ſchau’n/ Die Flora will indeß dein Grabmahl ſtets bewohnen/ Und die Heſperides Citronen darauff bau’n Wechſel-Rede des Adels und der Nachwelt/ Bey Beerdigung Hn. H. v. P. den 30. Octobr. 1680. Der Adel. ACh Goͤttin die du ſiehſt in Abgrund aller Zeiten/Die kein Lebendiger in ſeinen Arm gefaßt/ Die zwar kein Menſch geſehn/ da du doch Augen haſt/ Und muſt der Menſchen Thun mit deinem Mund ausbꝛeitē! Die
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Leichen-Gedichte.
Was iſt die Nutzbarkeit denn endlich von Citronen/
Die uns Heſperien in klarem Golde zeigt?
Umb dieſe ſoll ein Drach und die drey Schweſtern wohnen;
Wie ſolches der Chymi Geheimnuͤß nicht verſchweigt.
Der Apffel iſt das Gold/ der Drach ein Bild der Sonnen
Daß auch kein Argus nicht ſo ſcharff den Schatz bewacht/
Es hab’ ein Roſen-Krantz die Deuteley entſponnen;
Nein unſer Heyland hat den Drachen tod gemacht.
Es wuͤnſchte Choſroes entſetzter aus Genaden/
Daß in dem Kercker ihm Citronen nur vergunt:
Auch in der letzten Nacht wenn Tod und Teuffel ſchaden/
Heilt dich/ O Seeliger/ dein Heyland jetzt geſund.
Citronen dienen uns zu mehr als tauſend Mitteln
Safft/ Schalen/ Kern und Fleiſch ſind Artzney der nichts
Viellaͤgen laͤngſt verſcharrt in ihren Sterbekitteln/ (gleich.
Durch die Citronen ſehn ſie wieder Titans Reich.
Die Schale gibt Confect/ der Safft heilt Bruſt und Lunge/
Wo laß ich den Geruch dem nichts zu ſetzen an?
Geiſt/ Balſam/ Oel und Krafft und was nicht meine Zunge
So leicht in einen Reim nach Wuͤrden binden kan?
Dein Balſam/ liebſter Freund den du von dir geblaſen
Jſt dein erworbner Ruhm und reine Redlichkeit.
Kan aber auch die Zeit nicht in Citronen rafen?
Jſt ihre Trefflichkeit vor Faͤul und Wurmbefreyt?
Nein/ ſie verfaulen ſo wie unſre muͤrbe Glieder/
Drumb ſind Citronen auch noch Leichen zugedacht/
Damit ſie Gifft und Peſt und Seuchen ſeyn zuwider/
Und daß kein boͤſer Dampff an unſern Hals ſich macht.
Was iſt denn uͤbrig nun? dein Ruhm riecht wie Citronen
Biß du den Lebens-Baum/ verblaſter Freund/ wirſt ſchau’n/
Die Flora will indeß dein Grabmahl ſtets bewohnen/
Und die Heſperides Citronen darauff bau’n
Wechſel-Rede des Adels und der Nachwelt/
Bey Beerdigung Hn. H. v. P. den 30.
Octobr. 1680.
Der Adel.
ACh Goͤttin die du ſiehſt in Abgrund aller Zeiten/
Die kein Lebendiger in ſeinen Arm gefaßt/
Die zwar kein Menſch geſehn/ da du doch Augen haſt/
Und muſt der Menſchen Thun mit deinem Mund ausbꝛeitē!
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