Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

Bild:
<< vorherige Seite
Leichen-Gedichte.
Sein Wandel der verdients daß man ihn nicht vergesse/
Sein Angedencken sol bey uns geheiligt seyn:
Herr Oehm/ ihr Leipziger/ kommt nicht mehr auff die Messe/
Räumt einem andern nur Gewölb und Kammer ein.
Trost an die Fr. Wittib Hn. J. V. den 10.
Octobr. 1678.
WEr kan den Wunder-Schluß des Höchsten satt er-
gründen?

Sein Allmacht legt sich selber aus
So bald sie spricht: Bestell dein Hauß
O Mensch man wird dich todt im Sarche morgen finden.
Da ist das Ziel verkehrt/ der Vorsatz gantz verrückt
Und alles bieibet nach worzu wir uns geschickt.
Herr Vogel/ der bey sich hatt' allbereit entschlossen/
Wie vormals auff den Marckt zu ziehn/
Daß seine Handlung mochte blühn
Und ihm käm aus der Höh der Seegen zugeflossen/
Der Leipzig wolte sehn und wie die Messe lauff
Gibt eben diesen Tag des Lebens Geister auff.
Nun wirst du/ Seeliger/ an diesen Ort nicht reisen/
Du legst noch Zoll noch das Geleit/
Die Fracht geht in die Ewigkeit/
Da wird ans höchste Gut dein Heiland dich anweisen.
Denn ist es wol gethan/ wenn er mit dir scondrirt/
Und deiner Sünden Rest mit seinem Blut abführt.
Denn dieses hast du auch bey dir genau ermessen.
Wenn jetzt ein Kauffmann reisen muß/
Eh er noch fortsetzt seinen Fuß/
So wird er/ wie der Weg/ zu forschen nicht vergessen.
Ob ihn Gefahr bedreut und Krieges-Volck erschreckt?
Ob wo ein heimlich Feind in dem Verborgnen steckt?
Diß konte dir zur Zeit noch keinen Kummer machen/
Die Strassen waren dir bekand/
So wohnte Sicherheit im Land.
Und jeder zog frey aus mit seinem Gut und Sachen.
Daß wenn nach Menschen Art man seine Rechnung stellt
Dich jetzt abreisenden nichts mehr zurücke hält.
Allein
Leichen-Gedichte.
Sein Wandel der verdients daß man ihn nicht vergeſſe/
Sein Angedencken ſol bey uns geheiligt ſeyn:
Herr Oehm/ ihr Leipziger/ kommt nicht mehr auff die Meſſe/
Raͤumt einem andern nur Gewoͤlb und Kammer ein.
Troſt an die Fr. Wittib Hn. J. V. den 10.
Octobr. 1678.
WEr kan den Wunder-Schluß des Hoͤchſten ſatt er-
gruͤnden?

Sein Allmacht legt ſich ſelber aus
So bald ſie ſpricht: Beſtell dein Hauß
O Menſch man wird dich todt im Sarche morgen finden.
Da iſt das Ziel verkehrt/ der Vorſatz gantz verruͤckt
Und alles bieibet nach worzu wir uns geſchickt.
Herr Vogel/ der bey ſich hatt’ allbereit entſchloſſen/
Wie vormals auff den Marckt zu ziehn/
Daß ſeine Handlung mochte bluͤhn
Und ihm kaͤm aus der Hoͤh der Seegen zugefloſſen/
Der Leipzig wolte ſehn und wie die Meſſe lauff
Gibt eben dieſen Tag des Lebens Geiſter auff.
Nun wirſt du/ Seeliger/ an dieſen Ort nicht reiſen/
Du legſt noch Zoll noch das Geleit/
Die Fracht geht in die Ewigkeit/
Da wird ans hoͤchſte Gut dein Heiland dich anweiſen.
Denn iſt es wol gethan/ wenn er mit dir ſcondrirt/
Und deiner Suͤnden Reſt mit ſeinem Blut abfuͤhrt.
Denn dieſes haſt du auch bey dir genau ermeſſen.
Wenn jetzt ein Kauffmann reiſen muß/
Eh er noch fortſetzt ſeinen Fuß/
So wird er/ wie der Weg/ zu forſchen nicht vergeſſen.
Ob ihn Gefahr bedreut und Krieges-Volck erſchreckt?
Ob wo ein heimlich Feind in dem Verborgnen ſteckt?
Diß konte dir zur Zeit noch keinen Kummer machen/
Die Straſſen waren dir bekand/
So wohnte Sicherheit im Land.
Und jeder zog frey aus mit ſeinem Gut und Sachen.
Daß wenn nach Menſchen Art man ſeine Rechnung ſtellt
Dich jetzt abreiſenden nichts mehr zuruͤcke haͤlt.
Allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0592" n="360"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leichen-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Sein Wandel der verdients daß man ihn nicht verge&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Sein Angedencken &#x017F;ol bey uns geheiligt &#x017F;eyn:</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">Herr Oehm/</hi> ihr Leipziger/ kommt nicht mehr auff die Me&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Ra&#x0364;umt einem andern nur Gewo&#x0364;lb und Kammer ein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Tro&#x017F;t an die Fr. Wittib Hn. J. V. den</hi> 10.<lb/>
Octobr. 1678.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>Er kan den Wunder-Schluß des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten &#x017F;att er-<lb/><hi rendition="#et">gru&#x0364;nden?</hi></l><lb/>
          <l>Sein Allmacht legt &#x017F;ich &#x017F;elber aus</l><lb/>
          <l>So bald &#x017F;ie &#x017F;pricht: Be&#x017F;tell dein Hauß</l><lb/>
          <l>O Men&#x017F;ch man wird dich todt im Sarche morgen finden.</l><lb/>
          <l>Da i&#x017F;t das Ziel verkehrt/ der Vor&#x017F;atz gantz verru&#x0364;ckt</l><lb/>
          <l>Und alles bieibet nach worzu wir uns ge&#x017F;chickt.</l><lb/>
          <l>Herr <hi rendition="#fr">Vogel/</hi> der bey &#x017F;ich hatt&#x2019; allbereit ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Wie vormals auff den Marckt zu ziehn/</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;eine Handlung mochte blu&#x0364;hn</l><lb/>
          <l>Und ihm ka&#x0364;m aus der Ho&#x0364;h der Seegen zugeflo&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Der Leipzig wolte &#x017F;ehn und wie die Me&#x017F;&#x017F;e lauff</l><lb/>
          <l>Gibt eben die&#x017F;en Tag des Lebens Gei&#x017F;ter auff.</l><lb/>
          <l>Nun wir&#x017F;t du/ <hi rendition="#fr">Seeliger/</hi> an die&#x017F;en Ort nicht rei&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Du leg&#x017F;t noch Zoll noch das Geleit/</l><lb/>
          <l>Die Fracht geht in die Ewigkeit/</l><lb/>
          <l>Da wird ans ho&#x0364;ch&#x017F;te Gut dein Heiland dich anwei&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Denn i&#x017F;t es wol gethan/ wenn er mit dir <hi rendition="#aq">&#x017F;con</hi>drirt/</l><lb/>
          <l>Und deiner Su&#x0364;nden Re&#x017F;t mit &#x017F;einem Blut abfu&#x0364;hrt.</l><lb/>
          <l>Denn die&#x017F;es ha&#x017F;t du auch bey dir genau erme&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Wenn jetzt ein Kauffmann rei&#x017F;en muß/</l><lb/>
          <l>Eh er noch fort&#x017F;etzt &#x017F;einen Fuß/</l><lb/>
          <l>So wird er/ wie der Weg/ zu for&#x017F;chen nicht verge&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Ob ihn Gefahr bedreut und Krieges-Volck er&#x017F;chreckt?</l><lb/>
          <l>Ob wo ein heimlich Feind in dem Verborgnen &#x017F;teckt?</l><lb/>
          <l>Diß konte dir zur Zeit noch keinen Kummer machen/</l><lb/>
          <l>Die Stra&#x017F;&#x017F;en waren dir bekand/</l><lb/>
          <l>So wohnte Sicherheit im Land.</l><lb/>
          <l>Und jeder zog frey aus mit &#x017F;einem Gut und Sachen.</l><lb/>
          <l>Daß wenn nach Men&#x017F;chen Art man &#x017F;eine Rechnung &#x017F;tellt</l><lb/>
          <l>Dich jetzt abrei&#x017F;enden nichts mehr zuru&#x0364;cke ha&#x0364;lt.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Allein</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0592] Leichen-Gedichte. Sein Wandel der verdients daß man ihn nicht vergeſſe/ Sein Angedencken ſol bey uns geheiligt ſeyn: Herr Oehm/ ihr Leipziger/ kommt nicht mehr auff die Meſſe/ Raͤumt einem andern nur Gewoͤlb und Kammer ein. Troſt an die Fr. Wittib Hn. J. V. den 10. Octobr. 1678. WEr kan den Wunder-Schluß des Hoͤchſten ſatt er- gruͤnden? Sein Allmacht legt ſich ſelber aus So bald ſie ſpricht: Beſtell dein Hauß O Menſch man wird dich todt im Sarche morgen finden. Da iſt das Ziel verkehrt/ der Vorſatz gantz verruͤckt Und alles bieibet nach worzu wir uns geſchickt. Herr Vogel/ der bey ſich hatt’ allbereit entſchloſſen/ Wie vormals auff den Marckt zu ziehn/ Daß ſeine Handlung mochte bluͤhn Und ihm kaͤm aus der Hoͤh der Seegen zugefloſſen/ Der Leipzig wolte ſehn und wie die Meſſe lauff Gibt eben dieſen Tag des Lebens Geiſter auff. Nun wirſt du/ Seeliger/ an dieſen Ort nicht reiſen/ Du legſt noch Zoll noch das Geleit/ Die Fracht geht in die Ewigkeit/ Da wird ans hoͤchſte Gut dein Heiland dich anweiſen. Denn iſt es wol gethan/ wenn er mit dir ſcondrirt/ Und deiner Suͤnden Reſt mit ſeinem Blut abfuͤhrt. Denn dieſes haſt du auch bey dir genau ermeſſen. Wenn jetzt ein Kauffmann reiſen muß/ Eh er noch fortſetzt ſeinen Fuß/ So wird er/ wie der Weg/ zu forſchen nicht vergeſſen. Ob ihn Gefahr bedreut und Krieges-Volck erſchreckt? Ob wo ein heimlich Feind in dem Verborgnen ſteckt? Diß konte dir zur Zeit noch keinen Kummer machen/ Die Straſſen waren dir bekand/ So wohnte Sicherheit im Land. Und jeder zog frey aus mit ſeinem Gut und Sachen. Daß wenn nach Menſchen Art man ſeine Rechnung ſtellt Dich jetzt abreiſenden nichts mehr zuruͤcke haͤlt. Allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/592
Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/592>, abgerufen am 24.07.2024.