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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Leichen-Gedichte.
Was ist doch unser Thun/ Rathschlüssen und Bemühen/
Ein dünnes Sünden-Garn/ ein klebricht Vogelstrick.
Wir wenden Aug und Mund von einer todten Leichen/
Ein kahler Schädel scheint ein schändlich Ding zu seyn;
Und eh der Sonnen-Glantz den Morgen wird erreichen
So fast offt dich und mich der schwartze Leichen-Schrein.
Betrübtste/ wer mit Schnee aus diesem Leben schreitet/
Und solche Vater-Treu an Kindern hat verübt/
Jst würdlg/ daß man ihm die Denckschrifft zubereitet:
Er hat Gott/ Weib und Kind von gantzer Seelge-
liebt.

Schenckt doch dem Seeligen vor Thränen Freuden-Lieder/
Daß er die Noth der Welt so überwunden hat;
Es ruhen ewig wol die ausgekreuschten Glieder/
Und unser Francke leb' ins Himmels Freyheits-Stadt.
Trauer - Ode/
Bey Beerdigung Hu. P. V. den 29.
Julii 1677.
1.
MIscht Träncke der Unsterbligkeit/
Zieht Safft und Saltz auß edlen Steinen;
Sucht was der Theophrast bereit/
Und Helmont kocht aus dürren Beinen;
Ja hättet ihr der Weisen Stein/
Jhr Sterblichen/ den Schatz der Schätze:
So könt ihr doch nicht ewig seyn/
Euch fällt des Todes Haupt-Gesetze.
2.
Jhr Klugen die ihr graue Haar/
Als einen grossen Wucher zehlet/
Und bettelt umb viel lange Jahr/
Erkennt doch wie ihr weit gefehlet.
Wer wünscht ihm auf der Folter-Banck
Jn Schmertzen angespannt zuliegen?
Und euch sol Elend/ Siech' und Kranck
Des Lebens weiter Frist vergnügen.
3. Ge-
Leichen-Gedichte.
Was iſt doch unſer Thun/ Rathſchluͤſſen und Bemuͤhen/
Ein duͤnnes Suͤnden-Garn/ ein klebricht Vogelſtrick.
Wir wenden Aug und Mund von einer todten Leichen/
Ein kahler Schaͤdel ſcheint ein ſchaͤndlich Ding zu ſeyn;
Und eh der Sonnen-Glantz den Morgen wird erreichen
So faſt offt dich und mich der ſchwartze Leichen-Schrein.
Betrübtſte/ wer mit Schnee aus dieſem Leben ſchreitet/
Und ſolche Vater-Treu an Kindern hat veruͤbt/
Jſt wuͤrdlg/ daß man ihm die Denckſchrifft zubereitet:
Er hat Gott/ Weib und Kind von gantzer Seelge-
liebt.

Schenckt doch dem Seeligen vor Thraͤnen Freuden-Lieder/
Daß er die Noth der Welt ſo uͤberwunden hat;
Es ruhen ewig wol die ausgekreuſchten Glieder/
Und unſer Francke leb’ ins Himmels Freyheits-Stadt.
Trauer - Ode/
Bey Beerdigung Hu. P. V. den 29.
Julii 1677.
1.
MIſcht Traͤncke der Unſterbligkeit/
Zieht Safft und Saltz auß edlen Steinen;
Sucht was der Theophraſt bereit/
Und Helmont kocht aus duͤrren Beinen;
Ja haͤttet ihr der Weiſen Stein/
Jhr Sterblichen/ den Schatz der Schaͤtze:
So koͤnt ihr doch nicht ewig ſeyn/
Euch faͤllt des Todes Haupt-Geſetze.
2.
Jhr Klugen die ihr graue Haar/
Als einen groſſen Wucher zehlet/
Und bettelt umb viel lange Jahr/
Erkennt doch wie ihr weit gefehlet.
Wer wuͤnſcht ihm auf der Folter-Banck
Jn Schmertzen angeſpannt zuliegen?
Und euch ſol Elend/ Siech’ und Kranck
Des Lebens weiter Friſt vergnuͤgen.
3. Ge-
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[302/0534] Leichen-Gedichte. Was iſt doch unſer Thun/ Rathſchluͤſſen und Bemuͤhen/ Ein duͤnnes Suͤnden-Garn/ ein klebricht Vogelſtrick. Wir wenden Aug und Mund von einer todten Leichen/ Ein kahler Schaͤdel ſcheint ein ſchaͤndlich Ding zu ſeyn; Und eh der Sonnen-Glantz den Morgen wird erreichen So faſt offt dich und mich der ſchwartze Leichen-Schrein. Betrübtſte/ wer mit Schnee aus dieſem Leben ſchreitet/ Und ſolche Vater-Treu an Kindern hat veruͤbt/ Jſt wuͤrdlg/ daß man ihm die Denckſchrifft zubereitet: Er hat Gott/ Weib und Kind von gantzer Seelge- liebt. Schenckt doch dem Seeligen vor Thraͤnen Freuden-Lieder/ Daß er die Noth der Welt ſo uͤberwunden hat; Es ruhen ewig wol die ausgekreuſchten Glieder/ Und unſer Francke leb’ ins Himmels Freyheits-Stadt. Trauer - Ode/ Bey Beerdigung Hu. P. V. den 29. Julii 1677. 1. MIſcht Traͤncke der Unſterbligkeit/ Zieht Safft und Saltz auß edlen Steinen; Sucht was der Theophraſt bereit/ Und Helmont kocht aus duͤrren Beinen; Ja haͤttet ihr der Weiſen Stein/ Jhr Sterblichen/ den Schatz der Schaͤtze: So koͤnt ihr doch nicht ewig ſeyn/ Euch faͤllt des Todes Haupt-Geſetze. 2. Jhr Klugen die ihr graue Haar/ Als einen groſſen Wucher zehlet/ Und bettelt umb viel lange Jahr/ Erkennt doch wie ihr weit gefehlet. Wer wuͤnſcht ihm auf der Folter-Banck Jn Schmertzen angeſpannt zuliegen? Und euch ſol Elend/ Siech’ und Kranck Des Lebens weiter Friſt vergnuͤgen. 3. Ge-

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/534>, abgerufen am 22.11.2024.