Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.Glückwünschungs-Gedichte. Und die Einträchtigkeit hat ein Altar gebaut/Wo man mein Hertze gleich der Kertzen brennen schaut/ Und ich Charlotten sol ein Opffer zu bereiten. Mein Alles auff der Welt/ mein irrdisch Himmel-Reich/ Was bring ich weiter noch das deiner Hoheit gleich? Jch weiß Charlotte kennt die treu-vermählten Flammen/ So hat die Livia nie den August geliebt/ Und ob Alcestens Treu die Welt ein Zeugnüß gibt; Ob Artemisia die Asche rafft zusammen. So weicht Charlottens Treu doch den Heldinnen nicht/ Wie schön der Nach-Ruhm auch die Ehren Palmen flicht. Es überschwemmet mich ein gantzes Meer der Freuden/ Jch lend' itzt an den Port der guten Hoffnung an; Wer ist der Regungen in Ketten halt[e][n] kan? So lange Fleisch und Blut wird unsern Leib bekleiden/ So sind doch Freud und Leid ein Spornen-Streich im Blut/ Das nach Begeben heit wol oder übel thut. Ach ziehmt' es diesen Tag Hochwerthst' Eleonore Die Unruh in der Welt vernünfftig anzuschaun/ Wie nichts auff Eyd und Pflicht ist ferner mehr zutraun/ Da auch der Unterthan spinnt Faden zu dem Flore/ Bedenckt nicht was er thut/ des Landes Treu vergist Und nach der Zeiten Lauff nur seinen Zustand mißt. Wiewol den Helden Muht/ die hocherlauchten Sinnen Charlotte schrecket nicht ein harter Donnerschlag. Die unumbschrieb'ne Macht so alles noch vermag Wird auch die Ober-Hand in diesem Sturm gewinnen. Wenn itzt deß Himmels Burg von schwartzen Wettern kracht/ So hat in kurtzer Zeit die Sonne drauff gelacht. Das gantze Teutsche Reich rühmt die Beständigkeiten/ GOtt und dem Käiser treu verdint den grösten Ruhm/ Der Würtenberger Stamm bleibt doch der Helden Bluhm Und kan sich mit dem Lauff der Sonnen gleich außbreiten. Es blühe dieses Hauß/ das viel Achilles zeigt Viel Nestor derer Lob die Nach-Welt nicht verschweigt. Mein Engel/ meine Seel' und Außzug voller Freuden/ Charlotte schwärtz ich denn mit Kummer dieses Licht? Erlauchte Fürsten-Sonn' erhelle dein Gesicht An dessen Blicken ich mich eintzig nur kan weiden. Wilst A 4
Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte. Und die Eintraͤchtigkeit hat ein Altar gebaut/Wo man mein Hertze gleich der Kertzen brennen ſchaut/ Und ich Charlotten ſol ein Opffer zu bereiten. Mein Alles auff der Welt/ mein irrdiſch Himmel-Reich/ Was bring ich weiter noch das deiner Hoheit gleich? Jch weiß Charlotte kennt die treu-vermaͤhlten Flammen/ So hat die Livia nie den Auguſt geliebt/ Und ob Alceſtens Treu die Welt ein Zeugnuͤß gibt; Ob Artemiſia die Aſche rafft zuſammen. So weicht Charlottens Treu doch den Heldinnen nicht/ Wie ſchoͤn der Nach-Ruhm auch die Ehren Palmen flicht. Es uͤberſchwemmet mich ein gantzes Meer der Freuden/ Jch lend’ itzt an den Port der guten Hoffnung an; Wer iſt der Regungen in Ketten halt[e][n] kan? So lange Fleiſch und Blut wird unſern Leib bekleiden/ So ſind doch Freud und Leid ein Spornen-Streich im Blut/ Das nach Begeben heit wol oder uͤbel thut. Ach ziehmt’ es dieſen Tag Hochwerthſt’ Eleonore Die Unruh in der Welt vernuͤnfftig anzuſchaun/ Wie nichts auff Eyd und Pflicht iſt ferner mehr zutraun/ Da auch der Unterthan ſpinnt Faden zu dem Flore/ Bedenckt nicht was er thut/ des Landes Treu vergiſt Und nach der Zeiten Lauff nur ſeinen Zuſtand mißt. Wiewol den Helden Muht/ die hocherlauchten Sinnen Charlotte ſchrecket nicht ein harter Donnerſchlag. Die unumbſchrieb’ne Macht ſo alles noch vermag Wird auch die Ober-Hand in dieſem Sturm gewinnen. Wenn itzt deß Himmels Burg von ſchwartzen Wettern kracht/ So hat in kurtzer Zeit die Sonne drauff gelacht. Das gantze Teutſche Reich ruͤhmt die Beſtaͤndigkeiten/ GOtt und dem Kaͤiſer treu verdint den groͤſten Ruhm/ Der Wuͤrtenberger Stamm bleibt doch der Helden Bluhm Und kan ſich mit dem Lauff der Sonnen gleich außbreiten. Es bluͤhe dieſes Hauß/ das viel Achilles zeigt Viel Neſtor derer Lob die Nach-Welt nicht verſchweigt. Mein Engel/ meine Seel’ und Außzug voller Freuden/ Charlotte ſchwaͤrtz ich denn mit Kummer dieſes Licht? Erlauchte Fuͤrſten-Sonn’ erhelle dein Geſicht An deſſen Blicken ich mich eintzig nur kan weiden. Wilſt A 4
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Gluͤckwuͤnſchungs-Gedichte.
Und die Eintraͤchtigkeit hat ein Altar gebaut/
Wo man mein Hertze gleich der Kertzen brennen ſchaut/
Und ich Charlotten ſol ein Opffer zu bereiten.
Mein Alles auff der Welt/ mein irrdiſch Himmel-Reich/
Was bring ich weiter noch das deiner Hoheit gleich?
Jch weiß Charlotte kennt die treu-vermaͤhlten Flammen/
So hat die Livia nie den Auguſt geliebt/
Und ob Alceſtens Treu die Welt ein Zeugnuͤß gibt;
Ob Artemiſia die Aſche rafft zuſammen.
So weicht Charlottens Treu doch den Heldinnen nicht/
Wie ſchoͤn der Nach-Ruhm auch die Ehren Palmen flicht.
Es uͤberſchwemmet mich ein gantzes Meer der Freuden/
Jch lend’ itzt an den Port der guten Hoffnung an;
Wer iſt der Regungen in Ketten halten kan?
So lange Fleiſch und Blut wird unſern Leib bekleiden/
So ſind doch Freud und Leid ein Spornen-Streich im Blut/
Das nach Begeben heit wol oder uͤbel thut.
Ach ziehmt’ es dieſen Tag Hochwerthſt’ Eleonore
Die Unruh in der Welt vernuͤnfftig anzuſchaun/
Wie nichts auff Eyd und Pflicht iſt ferner mehr zutraun/
Da auch der Unterthan ſpinnt Faden zu dem Flore/
Bedenckt nicht was er thut/ des Landes Treu vergiſt
Und nach der Zeiten Lauff nur ſeinen Zuſtand mißt.
Wiewol den Helden Muht/ die hocherlauchten Sinnen
Charlotte ſchrecket nicht ein harter Donnerſchlag.
Die unumbſchrieb’ne Macht ſo alles noch vermag
Wird auch die Ober-Hand in dieſem Sturm gewinnen.
Wenn itzt deß Himmels Burg von ſchwartzen Wettern kracht/
So hat in kurtzer Zeit die Sonne drauff gelacht.
Das gantze Teutſche Reich ruͤhmt die Beſtaͤndigkeiten/
GOtt und dem Kaͤiſer treu verdint den groͤſten Ruhm/
Der Wuͤrtenberger Stamm bleibt doch der Helden Bluhm
Und kan ſich mit dem Lauff der Sonnen gleich außbreiten.
Es bluͤhe dieſes Hauß/ das viel Achilles zeigt
Viel Neſtor derer Lob die Nach-Welt nicht verſchweigt.
Mein Engel/ meine Seel’ und Außzug voller Freuden/
Charlotte ſchwaͤrtz ich denn mit Kummer dieſes Licht?
Erlauchte Fuͤrſten-Sonn’ erhelle dein Geſicht
An deſſen Blicken ich mich eintzig nur kan weiden.
Wilſt
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Zitationshilfe: | Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/25>, abgerufen am 24.07.2024. |