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Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686.

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Hochzeit-Gedichte.
Es klunge schon das Schwerd/ es schwirrten schon die Spiesse/
Als wenn der Marspiter in Klumpen alles schmisse.

Hingegen Venus kam in Freundligkeiten an.
Jhr Herold war die Lieb/ ihr Auffboth süsse Blicke/
Jhr Persevante Gunst und himmlisches Geschicke;
Erst traten Gratien verschwestert auff den Plan
Sambt der neun Musen Reyh/ mit Lauten und Violen
Jn lieblichster Music/ die Göttin abzuholen.
Denn folgten Glieder weiß die nackten Amorn nach/
Und schmissen in die Lufft Nareissen| und Jeßminen/
Jhr Gold-gekraustes Haar sah man von Myrten grünen.
Der Wagen kehrte sich in ein schön Schlaff-Gemach/
Darin die Venus lag/ den zogen Silber-Schwanen/
Vorn flogen rings umbher die bunten Taffend-Fahnen.
Statt einer Losung war der Spatzen Feld-Geschrey.
Die Tauben flochten schon durch schnäbeln Rosen-Kräntze.
Es machten Sängerin viel angenehme Täntze/
So die Amazonin begleiten in der Reyh/
Die wolten im Thurnir/ als Edle Ritterinnen/
Die besten Dänck und Preiß für Helden weggewinnen/
Mars sprengte hurtig aus und schrenckte seinen Spieß/
Als der zum Balgen nur und Grausamkeit gebohren/
Und sich zum Gegentheil die Venus außerkohren;
Jhr/ die mehr Lieb und Gunst als irgend Kräffte wieß/
Jndem sie nun beginnt zum zierlichsten zu rüsten/
Entfällt im Rennen bald der Spieß von Hand und Brüsten.
Cupido der allhier ein recht Grieß-Wärtel war
Rieff; freilich ist Carrer' und auch der Danck verfallen/
Wo aber einer sich wagt von den Rittern allen/
So stellt sich zu dem Kampff die Anemone dar.
Das Frauen-Zimmer sol hauptsächlich hier erkennen/
Wie anzustellen sey das vorgesetzte Rennen.
Scharff-Rennen taug allhier und Krondel-Stechen nicht.
Beliebt der Carasell/ wo man mit Kugeln schmeisset?
Wie oder die Copi/ da man den Kopff wegreisset?
Welch Ritter lebt/ der nicht gern nach dem Ringe sticht?
Auff Ritter/ auff den Platz/ es muß die Anemone
Bey diesem Ritter-Spiel erhalten Preiß und Krone.
Jhr
K k 2

Hochzeit-Gedichte.
Es klunge ſchon das Schwerd/ es ſchwirrten ſchon die Spieſſe/
Als wenn der Marſpiter in Klumpen alles ſchmiſſe.

Hingegen Venus kam in Freundligkeiten an.
Jhr Herold war die Lieb/ ihr Auffboth ſuͤſſe Blicke/
Jhr Perſevante Gunſt und himmliſches Geſchicke;
Erſt traten Gratien verſchweſtert auff den Plan
Sambt der neun Muſen Reyh/ mit Lauten und Violen
Jn lieblichſter Muſic/ die Goͤttin abzuholen.
Denn folgten Glieder weiß die nackten Amorn nach/
Und ſchmiſſen in die Lufft Nareiſſen| und Jeßminen/
Jhr Gold-gekrauſtes Haar ſah man von Myrten gruͤnen.
Der Wagen kehrte ſich in ein ſchoͤn Schlaff-Gemach/
Darin die Venus lag/ den zogen Silber-Schwanen/
Vorn flogen rings umbher die bunten Taffend-Fahnen.
Statt einer Loſung war der Spatzen Feld-Geſchrey.
Die Tauben flochten ſchon durch ſchnaͤbeln Roſen-Kraͤntze.
Es machten Saͤngerin viel angenehme Taͤntze/
So die Amazonin begleiten in der Reyh/
Die wolten im Thurnir/ als Edle Ritterinnen/
Die beſten Daͤnck und Preiß fuͤr Helden weggewinnen/
Mars ſprengte hurtig aus und ſchrenckte ſeinen Spieß/
Als der zum Balgen nur und Grauſamkeit gebohren/
Und ſich zum Gegentheil die Venus außerkohren;
Jhr/ die mehr Lieb und Gunſt als irgend Kraͤffte wieß/
Jndem ſie nun beginnt zum zierlichſten zu ruͤſten/
Entfaͤllt im Rennen bald der Spieß von Hand und Bruͤſten.
Cupido der allhier ein recht Grieß-Waͤrtel war
Rieff; freilich iſt Carrer’ und auch der Danck verfallen/
Wo aber einer ſich wagt von den Rittern allen/
So ſtellt ſich zu dem Kampff die Anemone dar.
Das Frauen-Zimmer ſol hauptſaͤchlich hier erkennen/
Wie anzuſtellen ſey das vorgeſetzte Rennen.
Scharff-Rennen taug allhier und Krondel-Stechen nicht.
Beliebt der Caraſell/ wo man mit Kugeln ſchmeiſſet?
Wie oder die Copi/ da man den Kopff wegreiſſet?
Welch Ritter lebt/ der nicht gern nach dem Ringe ſticht?
Auff Ritter/ auff den Platz/ es muß die Anemone
Bey dieſem Ritter-Spiel erhalten Preiß und Krone.
Jhr
K k 2
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[147/0221] Hochzeit-Gedichte. Es klunge ſchon das Schwerd/ es ſchwirrten ſchon die Spieſſe/ Als wenn der Marſpiter in Klumpen alles ſchmiſſe. Hingegen Venus kam in Freundligkeiten an. Jhr Herold war die Lieb/ ihr Auffboth ſuͤſſe Blicke/ Jhr Perſevante Gunſt und himmliſches Geſchicke; Erſt traten Gratien verſchweſtert auff den Plan Sambt der neun Muſen Reyh/ mit Lauten und Violen Jn lieblichſter Muſic/ die Goͤttin abzuholen. Denn folgten Glieder weiß die nackten Amorn nach/ Und ſchmiſſen in die Lufft Nareiſſen| und Jeßminen/ Jhr Gold-gekrauſtes Haar ſah man von Myrten gruͤnen. Der Wagen kehrte ſich in ein ſchoͤn Schlaff-Gemach/ Darin die Venus lag/ den zogen Silber-Schwanen/ Vorn flogen rings umbher die bunten Taffend-Fahnen. Statt einer Loſung war der Spatzen Feld-Geſchrey. Die Tauben flochten ſchon durch ſchnaͤbeln Roſen-Kraͤntze. Es machten Saͤngerin viel angenehme Taͤntze/ So die Amazonin begleiten in der Reyh/ Die wolten im Thurnir/ als Edle Ritterinnen/ Die beſten Daͤnck und Preiß fuͤr Helden weggewinnen/ Mars ſprengte hurtig aus und ſchrenckte ſeinen Spieß/ Als der zum Balgen nur und Grauſamkeit gebohren/ Und ſich zum Gegentheil die Venus außerkohren; Jhr/ die mehr Lieb und Gunſt als irgend Kraͤffte wieß/ Jndem ſie nun beginnt zum zierlichſten zu ruͤſten/ Entfaͤllt im Rennen bald der Spieß von Hand und Bruͤſten. Cupido der allhier ein recht Grieß-Waͤrtel war Rieff; freilich iſt Carrer’ und auch der Danck verfallen/ Wo aber einer ſich wagt von den Rittern allen/ So ſtellt ſich zu dem Kampff die Anemone dar. Das Frauen-Zimmer ſol hauptſaͤchlich hier erkennen/ Wie anzuſtellen ſey das vorgeſetzte Rennen. Scharff-Rennen taug allhier und Krondel-Stechen nicht. Beliebt der Caraſell/ wo man mit Kugeln ſchmeiſſet? Wie oder die Copi/ da man den Kopff wegreiſſet? Welch Ritter lebt/ der nicht gern nach dem Ringe ſticht? Auff Ritter/ auff den Platz/ es muß die Anemone Bey dieſem Ritter-Spiel erhalten Preiß und Krone. Jhr K k 2

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Zitationshilfe: Mühlpfort, Heinrich: Teutsche Gedichte. Bd. 1. Breslau u. a., 1686, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muehlpfort_gedichte01_1686/221>, abgerufen am 24.11.2024.